Bauern empfehlen 13 Kandidaten

Im Oktober finden die eidgenössischen Wahlen statt. Dem Landwirtschaftsrat des St. Galler Bauernverbands (SGBV) wurden am 9. August in Tufertschwil 13 bäuerliche Kandidatinnen und Kandidaten vorgestellt. An der Sitzung gab es zudem eine Diskussion um den Wolf. Die Emotionen der Ratsmitglieder kochten hoch.

Mehr Bäuerinnen und Bauern nach Bern: Diese Personen möchten ins Parlament und werden vom St. Galler Bauernverband unterstützt.
Mehr Bäuerinnen und Bauern nach Bern: Diese Personen möchten ins Parlament und werden vom St. Galler Bauernverband unterstützt.

Am Sonntag, 22. Oktober, werden die Karten im nationalen Parlament neu gemischt. Für die Bäuerinnen und Bauern ist klar: Es braucht mehr bäuerliche Vertreter im Nationalrat. Der Kanton St. Gallen hat zwölf Nationalratssitze. Elf Bisherige werden wieder antreten. Markus Ritter aus Altstätten, Präsident des Schweizer Bauernverbands und bisheriger Nationalrat (Mitte), ist derzeit noch der einzige bäuerliche Vertreter aus dem Kanton St. Gallen.

Peter Nüesch, Präsident des St. Galler Bauernverbands (SGBV), machte an der Landwirtschaftsratssitzung in Tufertschwil klar, dass es dringend mehr Bürgerliche, respektive mehr Bäuerinnen und Bauern, im Parlament brauche, welche die Interessen der Landwirtschaft vertreten. Das Ziel sei, an den nationalen Wahlen im Oktober mindestens zwei Sitze im Nationalrat zu besetzen und bäuerliche Ersatzkandidaten bereitzustellen. Es sei ebenfalls wichtig, die Ständeratssitze von Esther Friedli (SVP) und Benedikt Würth (Mitte) zu verteidigen. Die bäuerliche Politikerin wurde im Frühling zur neuen Ständerätin gewählt. Der Bürgerliche Benedikt Würth hat im Parlament die bäuerlichen Anliegen jeweils unterstützt.

Kandidaten in Fokus

Mathias Rüesch, Geschäftsführer des SGBV, sprach mit den beiden Bisherigen, Nationalrat Markus Ritter und Ständerätin Esther Friedli, über politische Erfolge, Niederlagen und Herausforderungen. So erwähnten die beiden unter anderem die gewonnenen Abstimmungen, wie beispielsweise die Trinkwasser-Initiative und die Massentierhaltungs-Initiative oder auch die erlittene Schlappe zum Jagdgesetz im Jahr 2020. Der Finanzrahmen für die Landwirtschaft werde in Zukunft eine Herausforderung bleiben. Auch die Biodiversitäts-Initiative oder die neu lancierte Initiative für eine sicherere Ernährung, die es auf die Fleischproduktion abgesehen hat, werden die Landwirtschaft in Zukunft beschäftigen.

Die Arbeitsgruppe Wahlen des SGBV (siehe Kasten) hat beschlossen, dass nebst Markus Ritter und Esther Friedli folgende Personen mit verschiedenen Massnahmen bei ihrer Kandidatur für den Nationalrat unterstützt werden: Barbara Dürr aus Gams (Mitte), Erich Eberle aus Wittenbach (Mitte), Ursula Egli aus Rossrüti (SVP), Marco Gadient aus Flumserberg Bergheim (SVP), Peter Nüesch aus Widnau (FDP), Vivienne Oggier aus Kriessern (FDP), Philipp Schönenberger aus Rossrüti (Mitte), Sepp Sennhauser aus Rossrüti (Mitte), Franziska Steiner aus Gommiswald (Mitte), Andreas Widmer aus Mühlrüti (Mitte) und Seline Heim aus Andwil (Mitte).

Unterstützung zugesichert

Diese Neukandidierenden hatten die Möglichkeit, sich dem Landwirtschaftsrat vorzustellen und Fragen zu beantworten. Der «St. Galler Bauer» wird in den Ausgaben 38 und 39 vom 22. und 29. September die Kandidatinnen und Kandidaten ausführlicher vorstellen. Es sind zudem Anlässe der bäuerlichen Organisationen geplant, an denen Interessierte die Möglichkeit erhalten, den Kandidierenden auf den Zahn zu fühlen.

Der Landwirtschaftsrat fasste einstimmig die Parole, alle 13 Kandidatinnen und Kandidaten zu unterstützen. Auch für Beni Würth wurde eine Wahlempfehlung ausgesprochen und von den Mitgliedern einstimmig gutgeheissen. Aus dem Rat folgten Voten, die dazu aufforderten, die Stimmbevölkerung zu mobilisieren, Werbung für die Kandidierenden zu machen und Leserbriefe zu schreiben.

Die Kandidierenden beantworteten verschiedene Fragen. Auch solche, auf die nur eine kurze Antwort möglich war.
Die Kandidierenden beantworteten verschiedene Fragen. Auch solche, auf die nur eine kurze Antwort möglich war.

Allein unter Wölfen

Dass die Existenz des Wolfs in der Schweiz und im Kanton St. Gallen immer wieder zu Diskussionen führt, ist hinlänglich bekannt. An diesem Abend ging es aber um einen aussergewöhnlichen Fall im Calfeisental (zum Artikel).

Auf der Mutterkuh- und Rinderalp Schräa sieht eine junge Hirtin zum Rechten. Sie ist alleine dort oben, die nächstgelegene Siedlung ist zu Fuss anderthalb Stunden entfernt. Auf der Alp trifft sie regelmässig auf ein Wolfsrudel. Die Wurfhöhle und der Rendez-vous-Platz (Treffpunkt der Wolfsfamilie) befinden sich ganz in der Nähe der Alphütte. Der Rüde steht regelmässig vor der Alphütte und wurde bereits mehrmals bei der Rinderherde gesichtet. Aufgrund der Situation war die Frau in Kontakt mit der Geschäftsstelle des SGBV und dem Amt für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St. Gallen (Anjf). Ein Zeitungsbericht im «Sarganserländer» vom 8. August schlug in der bäuerlichen Bevölkerung hohe Wellen (www.sarganserlaender.ch/artikel/leben-im-bann-der-woelfe).

Empört über Vorgehen

Vonseiten des Landwirtschaftsrats stehen die Fragen im Raum, warum die Wölfe nicht vergrämt wurden, warum sich der Wildhüter erst nach vier Tagen nach dem ersten Anruf der Hirtin beim Anjf auf die Alp bemühte und warum man sie auf der Alp nicht unterstütze. Simon Meier, Abteilungsleiter Jagd beim Anjf erläuterte ausführlich die Chronologie des Falles und wies auf das Konzept Wolf Schweiz und die gesetzlichen Rahmenbestimmungen hin. Er machte immer wieder darauf aufmerksam, dass das Anjf als Fachamt die politisch vorgegebenen Gesetze einzuhalten habe.

Man habe der Hirtin erklärt, welche Möglichkeiten sie habe, um die Wölfe zu vertreiben, um sich zu schützen und wo sie Unterstützung für die Alp anfordern könne, sagte Meier.

Aus dem Rat wurden die Stimmen laut und man begegnete dem Abteilungsleiter Jagd mit Unverständnis. Die Mitglieder waren empört, dass man die Verantwortung für die Vergrämung der Wölfe der Hirtin überliess, und verwiesen auf die Möglichkeit eines Wolfsangriffs auf Menschen.

«Das Rudel ist zwar nahe, aber es verhält sich normal», sagte Meier. Er erklärte, dass ein «problematisches Wolfsverhalten» definiert werden muss, und verwies auf den Anhang fünf des Konzepts Wolf Schweiz. «Ist ein Wolf sichtbar, heisst das nicht, dass er problematisch ist», betonte er. Auf den Vorwurf hin, man lasse die Hirtin mit dieser Situation allein, sagte Meier, dass es nicht die Aufgabe des Anjf sei, eine Alp zu bewachen.

Simon Meier, Abteilungsleiter Jagd beim Amt für Natur, Jagd und Fischerei, wurde mit dem Thema Wolf konfrontiert.
Simon Meier, Abteilungsleiter Jagd beim Amt für Natur, Jagd und Fischerei, wurde mit dem Thema Wolf konfrontiert.

«Hirten müssen sich erklären»

Im Laufe der weiteren Diskussion wurde weiter davor gewarnt, dass die Situation hochriskant sei. «Muss die Frau erst gebissen werden?», fragte ein Votant. Ein weiterer war der Meinung, dass das Amt zu wenig Schneid habe, um den Abschuss ohne Erlaubnis des Bundesamts für Umwelt (Bafu) anzuordnen. Das Anjf habe sich an die Gesetze zu halten, sagte Meier. Ein unerlaubter Abschuss könne vor dem Bundesgericht landen.

SGBV-Geschäftsführer Mathias Rüesch schilderte die Kommunikation zwischen der Hirtin und der Geschäftsstelle. Die Wahrnehmungen und Schilderungen der Hirtin weichen von jenen des Anf ab. Er kritisierte, dass das Amt die Situation weniger bedrohlich darstelle, als sie für die Direktbetroffenen vor Ort sei. Den Aussagen von Behörden wird mehr Glauben geschenkt als den Hirten oder Bauern. Die Landwirtschaft muss ständig Beweise vorlegen und sich rechtfertigen.

Forderung des Rats

Es blieb aber nicht nur bei der Diskussion. Der Landwirtschaftsrat hat eine Liste von Forderungen zuhanden der Regierung erstellt. Das Rudel soll sofort vergrämt werden. Die Wildhut hat bei verhaltensauffälligen Wölfen innert Tagesfrist vor Ort zu erscheinen. Der Wildhüter soll den Tierhaltern beratend zur Seite stehen und es wird erwartet, dass sich Regierungsrat Beat Tinner zeitnah einen persönlichen Eindruck auf der Alp Schräa verschafft.

Aus dem Landwirtschaftsrat kam der Antrag, den Leitwolf zu schiessen, statt das Rudel zu vergrämen. Dieser Antrag wurde vom Landwirtschaftsrat mit 22 zu 10 Stimmen gutgeheissen.

Kriterien zur Unterstützung von Kandidaten

Die Arbeitsgruppe Wahlen des St. Galler Bauernverbands beschliesst jeweils, welche Kandidaten vom Verband unterstützt werden. Eines der folgenden Kriterien muss erfüllt werden.

– Landwirtin oder Landwirt mit eigenem Betrieb und Mitglied beim SGBV

– Landwirtin oder Landwirt, die oder der bis mindestens vor fünf Jahren selber einen Betrieb hatte und Mitglied beim SGBV war

– Landwirtin oder Landwirt, die oder der noch nicht Betriebsleiter ist, aber die landwirtschaftliche Ausbildung abgeschlossen hat

– Ehefrauen/Ehemänner und Partnerinnen und Partner, bei denen der Mann/die Frau oder der Partner/die Partnerin eines der obigen die Kriterien erfüllt

– Mitglieder des Landwirtschaftsrats des SGBV

– Mitarbeitende beim LZSG im Beraterstatus

– Vorsitzende, Mitarbeitende oder ehemalige Mitarbeitende eines kantonalen bäuerlichen Verbands

Kandidaten in vor- oder nachgelagerten Branchen sind ausgeschlossen, ebenfalls Bauernsöhne oder -töchter. meg.

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