Interview mit Florian Oeler: Sprachrohr für die Junglandwirte

Florian Oeler ist seit zehn Jahren in der Junglandwirtekommission (Jula) des St. Galler Bauernverbands. Langsam, aber sicher denkt der 30-jährige Vater von zwei kleinen Mädchen an einen Rücktritt, aber nur, wenn ein geeigneter Nachfolger gefunden werden kann.

Forian Oeler sucht noch nach einem geeigneten Nachfolger in der Junglandwirtekommission. Bilder: Katharina Rutz
Forian Oeler sucht noch nach einem geeigneten Nachfolger in der Junglandwirtekommission. Bilder: Katharina Rutz

Wir sind hier auf dem Turmhof in Montlingen. Wie sieht Ihre betriebliche Situation zurzeit aus?

Florian Oeler: Vor zehn Jahren konnte ich einen Schweinezuchtbetrieb mit rund 100 Muttersauen übernehmen. Im Januar 2021 konnten wir auch den Turmhof von den Eltern meiner Frau übernehmen und leben seit Februar 2021 hier. Wir haben rund 40 Milchkühe und sind auch im Acker- und Gemüsebau tätig. Der Schweinezuchtbetrieb ist rund fünf Minuten von hier entfernt. Wir haben einen langjährigen Mitarbeiter, der schon bei meinen Schwiegereltern arbeitete. Mein Bruder hat den Betrieb der Eltern vor einigen Jahren übernommen und hat dort auch einen Schweinemastbetrieb und ist Lohnunternehmer. Wir arbeiten eng zusammen und helfen einander. Meine Eltern machen Wochenendablösung, wenn wir einmal als Familie etwas unternehmen wollen.

Mit 35 Jahren ist auf jeden Fall Schluss in der Junglandwirtekommission. Werden Sie so lange noch weitermachen?

Oeler: Ich bin nicht mehr fünf Jahre dabei. Wir sind in der Jula relativ flexibel. Seit ich einen eigenen Betrieb habe, muss ich auch nicht mehr an jede Sitzung gehen. Wir sind genügend Mitglieder. Ich könnte jetzt schon aufhören. Mir ist allerdings wichtig, jemanden aus der Schweinebranche zu finden. Das ist schwierig, weil es wenig Junge gibt, die auch die Zeit für ein solches Amt aufbringen können. Wir achten darauf, dass wir aus jeder Branche und Region im Kanton Leute in der Kommission haben.

Was sind die Herausforderungen auf Ihrem Betrieb?

Oeler: Neben den Schweinepreisen, die wir nicht beeinflussen können, ist die Planungssicherheit oft ein Problem. Gerade wenn beispielsweise die 3,5 Prozent Biodiversitätsförderflächen auf der Ackerfläche plötzlich verschoben werden, obwohl schon Massnahmen auf den Betrieben dafür getätigt wurden. Auf unserem vielseitigen Betrieb macht es das wahnsinnig schwierig, längerfristig zu planen.

Können Sie diese Probleme auch in der Junglandwirtekommission einbringen?

Oeler: Ja, wichtig ist es, so früh wie möglich Einfluss zu nehmen, dann wenn solche Themen auf der politischen Ebene behandelt werden. Wir Junglandwirte wissen, dass wir von jedem investierten Franken die Wertschöpfung in den nächsten Jahrzehnten haben. Deshalb ist es wichtig, unsere Meinung im St. Galler Bauernverband und der Jula Schweiz aktiv einzubringen.

Was sind die Aufgaben der Junglandwirtekommission?

Oeler: Wir bringen einerseits unsere Meinung bei politischen Themen ein und organisieren andererseits Veranstaltungen, die vor allem auch junge Landwirte anziehen sollen. Wir wollen Junglandwirte mit Informationen versorgen, die sie auch weiterbringen. Im Februar waren wir zum Thema «Potenzial der Energieproduktion in der Landwirtschaft» bei der Firma Holzimprägnierwerk AG in Waldkirch. Der Anlass war spannend und gut besucht. Wir versuchen Abwechslung zu bieten.

Wie ist sie organisiert?

Oeler: Die Junglandwirtekommission ist eine Fachkommission mit sieben bis neun Personen. Neue Mitglieder zu finden ist sicher nicht einfach, weil wir die breite Abstützung beibehalten wollen. Da die Arbeit ungezwungen ist und sich jeder so einbringen kann, wie er Zeit hat, ist es nicht wie ein Vorstandsamt. Administrativ werden wir zudem vom St. Galler Bauernverband unterstützt.

In Ihrem Antrittsinterview kündigten Sie an, die Zukunft der Landwirte im Kanton gestalten zu wollen. Ist Ihnen das gelungen?

Oeler: Ja, auch wenn unsere Arbeit nicht direkt einen sichtbaren Ertrag bringt, wie auf dem Feld, ist es wichtig, sich mit der Politik auseinanderzusetzen. Jeder sollte sich bemühen, unsere Rahmenbedingungen mitzugestalten.

Wird unter den Julas der Ostschweiz zusammengearbeitet?

Oeler: Wir treffen uns regelmässig mit den Ostschweizer Vertretern, um uns auszutauschen.

Wie kann sich die St.Galler Junglandwirtekommission national einbringen? Ist sie national vertreten?

Oeler: Ja, mit Thyas Künzle ist eines unserer Mitglieder in der Jula Schweiz vertreten. Wir haben so einen engen Kontakt zur Jula Schweiz mit direktem Ansprechpartner. Indem wir uns bei der Jula Schweiz einbringen, haben wir ein starkes Sprachrohr für die jungen Landwirte im Kanton St. Gallen.

Die Bauern gehen in vielen Ländern auf die Strasse, finden Sie das richtig?

Oeler: In der Schweiz ist es im Moment nicht angebracht. Wir haben sicherlich auch Herausforderungen, doch können wir uns nicht mit Deutschland oder Frankreich vergleichen. Diese Landwirte haben noch viel grössere Herausforderungen und können zudem nicht innert nützlicher Frist auf die Politik Einfluss nehmen, wie wir in der Schweiz. Wenn wir Landwirte in der Schweiz geschlossen hinter etwas stehen, können wir innerhalb eines Jahres Aufklärungsarbeit leisten, um das Parlament von unseren Anliegen zu überzeugen.

Was sind die nächsten Projekte der Jula St. Gallen?

Oeler: Wir werden uns am Abstimmungskampf des Bauernverbands zur Biodiversitätsinitiative beteiligen. Wir wollen erklären, was wir schon machen und welche Massnahmen der Biodiversität wirklich etwas bringen, ohne ständig am Selbstversorgungsgrad zu nagen.

Wir organisieren ausserdem im Herbst einen Anlass, bei dem wir die Jungparteien, die weniger mit der Landwirtschaft zu tun haben, auf einen Betrieb einladen wollen und mit ihnen über die aktuellen Themen in der Landwirtschaft diskutieren.

Wie sehen Sie persönlich Ihre Zukunft? Bleiben Sie in der Politik?

Oeler: Bei mir werden die Familie und unser Betrieb in nächster Zeit Priorität haben. Wenn sich aber etwas ergibt, würde ich mich wohl eher regional sicherlich auch weiterhin für die Landwirtschaft engagieren.

Florian Oeler kümmert sich auf seinem Betrieb unter anderem um 40 Milchkühe.
Florian Oeler kümmert sich auf seinem Betrieb unter anderem um 40 Milchkühe.

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