Delegiertenversammlung VMMO: Nachfrage nach Milch gross

Zahlreiche Informationen wurden den Delegierten der Vereinigung Milchbauern Mitte Ost an ihrer Versammlung übermittelt. Dem momentan stagnierenden Export von Käse steht die gute Nachfrage nach Milchprodukten gegenüber.

Hanspeter Egli mit dem neu gewählten Vorstandsmitglied Werner Giezendanner und dem zurücktretenden Walter Raschle (von links).
Hanspeter Egli mit dem neu gewählten Vorstandsmitglied Werner Giezendanner und dem zurücktretenden Walter Raschle (von links).

Seit 2006 besteht die Vereinigung Milchbauern Mitte Ost (VMMO). Die Gründungsversammlung fand damals, gleich wie die heurige Delegiertenversammlung, in der Markthalle Wattwil statt. Präsident Hanspeter Egli konnte am Donnerstag, 11. April, nebst zahlreichen Gästen 132 Delegierte begrüssen. In seiner Einleitung zur Versammlung blickte er kurz auf das vergangene Jahr zurück. In diesem sei die weltweite Nachfrage nach Milch erfreulicherweise, wie schon in den Jahren davor, kontinuierlich gestiegen. «Die angespannte politische Lage erschwerte aber den Export. Wohingegen der Import infolge des Euro-Franken-Wechselkurses begünstigt wurde.» Der Strukturwandel habe in den vergangenen Jahren in der Milchproduktion seine Spuren hinterlassen. Nicht zuletzt infolge des hohen Kostenumfelds habe sich die Zahl der Milchwirtschaftsbetriebe in den vergangenen 20 Jahren nahezu halbiert. 4050 Mitglieder zählt die VMMO heute.

Ländlich zentral

Simon Seiler, Gemeinderat von Wattwil, streifte in seinem Willkommensgruss in groben Zügen die Zahlen der Wattwiler Wirtschaft. 40 Bauernbetriebe seien hier momentan aktiv und verfolgten mit grossem Eifer eine gelebte Tradition. Im Übrigen biete die grösste Toggenburger Ortschaft 4800 Arbeitsplätze. Das Grusswort des Vorstehers des Volkwirtschaftsdepartements des Kantons St. Gallen, Regierungsrat Beat Tinner, enthielt klare Äusserungen. Die Rindviehhaltung ist für ihn besser als ihr Ruf und von einem Klimakiller weit entfernt. «Man hat herausgefunden, dass die Berechnungen des Beitrags an die Klimaerwärmung um den Faktor vier überschätzt wurden. Würde dies in anderen Bereichen passieren, so kämen die Forscher und Politiker stark unter Druck.» Die Milchbranche bezeichnete er als proaktiv unterwegs. Nur deshalb sei es wohl gelungen, den «Grünen Teppich» flächendeckend einzuführen. Es sei ihm ein Anliegen, diese Leistung den Konsumenten noch besser zu unterbreiten. Als wichtig betrachtet Beat Tinner die gestarteten Diskussionen über die Agrarpolitik 2030+. «Hier sind grundsätzliche Überlegungen zu machen, und die Einbeziehung der ganzen Lebensmittelkette ist von grosser Bedeutung.»

Genauer notieren

Im Jahresbericht des Geschäftsführers Markus Berner wurden noch einmal die Tätigkeiten der Vereinigung zusammengefasst. Diese sei nur in zweiter Linie ein Verwaltungsverband, man sei ganz klar ein Dienstleistungsbetrieb. Das Marketing und die Interessenvertretung an Ausstellungen, Kurse mit dem Thema Kuh- und Kälbersignale, 14 Mitgliedertreffen im vergangenen Jahr und eine starke Unterstützung bäuerlicher Vertreter bei nationalen Wahlen stünden auf der Agenda. «Bei meinen Einsätzen als Schlichter von Streitigkeiten ist mir aufgefallen, dass die Protokolle der Genossenschaften nicht immer ausführlich genug notiert sind. Nehmt euch Zeit für genaue Protokolle. Dies hätte schon manchen Streitfall rascher gelöst.» Im vergangenen Jahr behandelte die VMMO 176 Gesuche um finanzielle Unterstützung von 25 Franken pro Arbeitstag beim Betriebshelferdienst. So kamen insgesamt 4303 Tage zusammen, die von der VMMO mitfinanziert wurden. An die 4050 Mitglieder wurde zwecks Unterstützung der Kostenbeteiligung für die Beiträge an die Schweizer Milchproduzenten (SMP) insgesamt ein Betrag von 679 848 Franken ausbezahlt. Markus Berner orientierte die Anwesenden erfreut darüber, dass unter den zahlreichen ausgezeichneten Milchlieferanten 82 Betriebe für 20 Jahre «Gute Milch» geehrt werden konnten.

Wohnungen statt Gewerbe

In Traktandum 9 stellte Vorstandsmitglied Urs Werder das weitere Vorgehen bezüglich Liegenschaft Milchzentrale Wattwil vor. Diese Liegenschaft wurde von der VMMO 2023 erworben. Das bestehende Gebäude taxierte die Baukommission der VMMO als generell älter, einfach und mit Erneuerungsbedarf. Zudem sei die Liegenschaft mit den heutigen Gebäudeteilen schwach genutzt. Beschlossen habe man, die Gebäude abzubrechen und einen grösseren Neubau in die Wege zu leiten. «Wir wollen darin neun Wohnungen integrieren und verzichten auf Gewerbeflächen. Diese sind unbestreitbar schwieriger zu vermieten als Wohnungen», erklärte Urs Werder. Da die ganze Angelegenheit zügig verlaufen sei, habe man schon eine Baueingabe eingereicht. Allerdings müssten die Delegierten dem beantragten Baukredit von 4,6 Millionen Franken noch zustimmen, was dann auch ohne Gegenstimme mit einer Enthaltung zustande kam.

Neues Verwaltungsratsmitglied

Das seit 2015 im Amt stehende Verwaltungsratsmitglied Walter Raschle aus Schwellbrunn demissionierte. Als Nachfolger vorgeschlagen und gewählt wurde der Meisterlandwirt und technische Kaufmann Werner Giezendanner aus Teufen. Boris Beuret, seit einem Jahr Präsident der Schweizer Milchproduzenten (SMP), referierte über die aktuelle Marktlage. Als grundsätzliche Hürde bei den Schweizer Milchbauern bezeichnete er die ständig steigenden Produktionskosten. Diese müssten bei Verhandlungen mit den Milchkäufern ebenso ins Spiel gebracht werden, so wie es bei jenen ja auch gang und gäbe sei. Die Welt benötige weiterhin jährlich mehr Milch. «Den gerechten Preis dafür zu erzielen ist keine einfache Aufgabe. Aber wir sind positiv gestimmt», gab sich der Landwirt aus dem Kanton Jura zuversichtlich. Das Mittagessen in der Wattwiler Markthalle rundete die Delegiertenversammlung der VMMO ab.

Nehmt euch Zeit für Protokolle. Dies hätte schon manchen Streitfall rascher gelöst.

 

Markus Berner freute sich über die gute Qualität der eingelieferten Milch.
Markus Berner freute sich über die gute Qualität der eingelieferten Milch.

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