Farbenfroher Auftritt der Bäuerinnen

Der kantonale Bäuerinnenverband St. Gallen mit Präsidentin Petra Artho organisierte den 14. Rhein-Bodensee-Bäuerinnen- und -Bauerntag in Flumserberg. Über 150 Gäste aus vier Ländern hat der Vorstand im Restaurant Molseralp begrüssen dürfen.

Nach gelungenem Treffen reicht Seline Heim (Mitte) den OK-Stab nach Bayern zu Sonja Müller (links) und Marie-Luise Althaus weiter.
Nach gelungenem Treffen reicht Seline Heim (Mitte) den OK-Stab nach Bayern zu Sonja Müller (links) und Marie-Luise Althaus weiter.

Vor 28 Jahren wurde von Vorausdenkenden und Über-den-Gartenhag-Schauenden der erste Rhein-Bodensee-Bäuerinnen- und -Bauerntag lanciert. Der Grundgedanke zu dieser alle zwei Jahre stattfindenden internationalen Tagung war, gemeinsam mit Berufskolleginnen und -kollegen Erfahrungen und Erlebtes zu teilen, aber auch gemeinsame Herausforderungen zu diskutieren – ohne dabei die Geselligkeit und das Brauchtum wie Kulturelles zu vernachlässigen.

 

Um den Rahmen nicht zu sprengen, wurde kontingentiert. 154 Gäste aus Bayern, Baden-Württemberg, Vorarlberg, Liechtenstein und sieben Ostschweizer Kantonen konnte Präsidentin Petra Artho aus Walde zusammen mit ihren Vorstandskolleginnen vom kantonalen Bäuerinnenverband willkommen heissen. Die Teilnehmerinnen mussten in Flumserberg nicht nach dem Weg fragen. Der Klang des Alphornduos Echo vom Frohberg mit Margrit Schindler aus dem zürcherischen Rüti und Vanessa Gübeli aus Eschenbach lockte sie zum Tagungsort, zum Restaurant Molseralp auf 1400 Meter über Meer. Dort erwartete die mehrheitlich in Tracht Angereisten schon die erste kulinarische Überraschung.

Schon beim Begrüssen hatten die Gäste aus den verschiedenen Ländern einander einiges zu erzählen.
Schon beim Begrüssen hatten die Gäste aus den verschiedenen Ländern einander einiges zu erzählen.

Programm bereitete Freude

Die Tagung stand ganz im Zeichen des Tourismus, der Alpwirtschaft und der Traditionen. Marco Gadient, Präsident der Ortsgemeinde Flums-Grossberg, gelernter Landwirt und Skilehrer, zeigte in seinem interessant gestalteten Vortrag auf, dass mit ein wenig Goodwill die verschiedensten Interessen ganz gut unter einen Hut passen. Dass das eine das andere nicht ausschliesst, sondern sogar zu ergänzen weiss. Zum Beispiel: Wenn Seilbahnnutzerinnen und -nutzer in Flumserberg die Fahrkarte zurückgeben, erhalten sie ihr Depotgeld zurück oder sie können diese für ein Stück Käse eintauschen. So wurden in der letzten Saison 2,1 Tonnen Alpkäse abgesetzt, was rund 10 000 Portionen gleichkommt. Viele aus der Landwirtschaft können auch im Nebenerwerb ihren Lohn im Sektor Fremdenverkehr aufbessern. Auch der Tourismusbereich kann von geerdeten Personen Vorteile ziehen.

Wenn Seilbahnnutzer die Fahrkarte zurückgeben (…), können sie das Depot für ein Stück Käse eintauschen.

 

Zu den Programmhöhepunkten zählte auch der Auftritt von Erich Zoller, Gemeindepräsident von Quarten, und der St. Galler Ständerätin Esther Friedli. Alle Teilnehmenden durften bei ihrer Ankunft in eine ursprüngliche Buttertrommel greifen, um den Tischsitzplatz zu erhalten. Eine gelungene «Durchmischungsidee» – so entstanden grenzsprengende und spannende Kontakte. Unter den Gästen waren auch Markus Hobi, Leiter Landwirtschaftliches Zentrum St. Gallen, Mathias Rüesch, Geschäftsführer St. Galler Bauernverband, sowie die Kantonsratsvizepräsidentin Barbara Dürr, ehemalige Präsidentin des kantonalen Bäuerinnenverbands.

Älpler Dieter Schnider (links) mit Kantonsrat Marco Gadient, der über Tourismus, Alpwirtschaft und Traditionen referierte.
Älpler Dieter Schnider (links) mit Kantonsrat Marco Gadient, der über Tourismus, Alpwirtschaft und Traditionen referierte.

Friedlis flammende Rede

«Heute soll ein Tag sein, an dem nicht Politik, sondern bei geniesserischen Stunden der Austausch im Vordergrund steht, um Energie zu tanken für die nächste Zeit und den bevorstehenden Alpsommer.» Dieses Schlussresümee nach Frisch-von-der-Leber-weg-Botschaften der Ständerätin Esther Friedli wurde mit langem Beifall begleitet. Anfänglich brachte die Parlamentarierin aus dem Toggenburg den ausländischen Gästen das politische System der Schweiz und deren Funktion näher. Sie kam ohne Umschweife auf die Bedeutung und Wichtigkeit der Alpwirtschaft in der Region zu sprechen. Einerseits entlaste die Sömmerung die Betriebe im Tal, andererseits werde dabei die Gesundheit der Tiere gefördert. Mit einem tiefen Seufzer wurden zwei grosse Herausforderungen angesprochen. Der Wolf als Grossraubtier sei momentan zu aktiv in unserer Region unterwegs. «Ich setze mich für eine gesunde Regulierung ein, damit auch in Zukunft eine Alpbewirtschaftung möglich ist.» Die aktuelle Situation erschwere es – nicht zuletzt auch im Hinblick auf psychische Belastung –, genügend Personal zu finden. Friedli kam auf die zweite grosse Herausforderung, den Papierkram und die damit verbundene Bürokratie, aber auch auf immer mehr Auflagen und Vorschriften in der Landwirtschaft zu sprechen. Die Preise zum Produzieren werden immer grösser, und dies bei stagnierenden Produktpreisen und Direktzahlungen. Hier bestehe dringend Handlungsbedarf. «Viele Sachen, die in den letzten vier Jahren in die falsche Richtung gelaufen sind, gilt es jetzt auch zu korrigieren.»

Heute soll ein Tag sein, an dem (…) der Austausch im Vordergrund steht.

Musikalisch wurde die internationale Veranstaltung vom jungen, gut aufspielenden Ländlertrio Holderegger-Seelhofer umrahmt. Nach sechsstündigem Beisammensein erfolgte die Stabsübergabe von Seline Heim zum bayerischen Organisationskomitee mit Sonja Müller und Marie-Luise Althaus, das in zwei Jahren den 15. Rhein-Bodensee-Event organisiert.

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