«Wir sind auf Mutterkühe angewiesen»
An der 47. Vereinsversammlung von Mutterkuh Schweiz strichen Präsident Mathias Gerber, der neue Geschäftsführer Daniel Flückiger wie auch Gastreferent Professor Beat Reidy von der Hafl die Wichtigkeit der Mutterkuhhaltung für das Grasland Schweiz hervor.
Präsident Mathias Gerber durfte rund 240 Teilnehmende zur 47. Vereinsversammlung von Mutterkuh Schweiz begrüssen. Er blickte auf die erfreuliche Entwicklung von Mutterkuh Schweiz, aber auch auf das schwierige Umfeld im Markt im letzten Jahr zurück. Die Marktturbulenzen konnten dank den guten Partnerschaften im Sinne der Produzentinnen und Produzenten beruhigt werden.
Produzenten gesucht
Daniel Flückiger ist seit Anfang Jahr neuer Geschäftsführer von Mutterkuh Schweiz. Im Jahresrückblick berichtete er über die gute Entwicklung des Vereins. Eine grosse Herausforderung ist die Saisonalität und Ausbalancierung des Natura-Beef- und des Natura-Veal-Angebots. Er betonte, dass Mutterkuh Schweiz offen für gute neue Betriebe sei. Produzentinnen und Produzenten für alle Labels sind hauptsächlich für die zweite Jahreshälfte gesucht. Neuen Interessenten empfiehlt er auf jeden Fall ein Erstberatungsgespräch.
Die Schweiz ist ein Grasland
Im Anschluss an die Vereinsversammlung referierte Beat Reidy, Professor für Graslandnutzung und Wiederkäuersysteme an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (Hafl) zum Thema «Die Bedeutung der Mutterkuh für das Grasland Schweiz». Er zeigte auf, dass die Schweiz mit 80 Prozent der landwirtschaftlich genutzen Flächen (inklusive Sömmerungsweiden), einem Drittel der Fruchtfolgeflächen und dem grössten Anteil der Biodiversitätsförderflächen ein Grasland und somit ein Wiederkäuerland ist. «Aufgrund der begrenzten Ackerflächen sind wir dringend auf die Leistungen der Wiederkäuer – dazu gehören die Mutterkühe – angewiesen.» Die Ackerflächen müssen zukünftig primär für die Produktion von direkt verwertbaren Nahrungsmitteln verwendet werden. Um unerwünschte Umweltwirkungen der Wiederkäuer zu minimieren, muss deren Nutzung möglichst effizient geschehen. Somit kommt der Raufutterqualität eine wichtige Bedeutung zu. «Bezüglich Proteineffizienz von verschiedenen Tierproduktionssystemen schneidet die Mutterkuhhaltung weniger gut ab. Zumindest wenn man das gesamte Futtereiweiss betrachtet.» Vergleiche man die Proteineffizienz aber auf der Basis des durch den Menschen direkt verwertbaren Eiweisses – also in Nahrungskonkurrenzsituationen – sehe es anders aus. Die Mutterkuhhaltung schneide deutlich besser ab als die Grossviehmast, die Schweinefleisch-, Geflügelfleisch- oder Eierproduktion. Mutterkühe seien zudem prädestiniert, vermehrt auch Grenzlagen für die Produktion von Fleisch zu nutzen. Nebst der Produktion von hochwertigen Nahrungsmitteln, die den Ansprüchen der Konsumierenden entsprechen, sind mit der Mutterkuhhaltung viele weitere positive (Ökosystem-)Leistungen verbunden: Tierwohl, Biodiversität von extensiven Weiden, Landschaftsbild, Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und CO2-Speicherung unter Grasböden.