Schafe und Ziegen rechtzeitig und richtig entwurmen

Innere Parasiten verursachen bei Kleinwiederkäuern gesundheitliche Probleme. Ein Befall ist nicht immer leicht zu erkennen. Die Folgen von unbehandelten Wurmerkrankungen können zum Tod führen.

Eier von Magendarmwürmern unter dem Mikroskop. Bilder: E. Bucher

Magendarmwürmer sind innere Parasiten, die auf Kosten der betroffenen Tiere leben. Sie können bei Schafen und Ziegen sowohl zu Leistungseinbussen als auch zu Erkrankungen und schlimmstenfalls zu Todesfällen führen. Am stärksten betroffen sind häufig Jungtiere, Tiere mit einer hohen Milchleistung oder mit einem geschwächten Immunsystem.
Neben den Magendarmwürmern gibt es weitere Parasiten, wie beispielsweise Lungenwürmer, Leberegel oder Kokzidien, die gesundheitliche Probleme bei Kleinwiederkäuern verursachen können.

Zyklus der Magendarmwürmer

Wie der Name schon sagt, befinden sich die Magendarmwürmer im Labmagen, im Dünn- und/oder im Dickdarm der Schafe und Ziegen. Der rote Magenwurm (auch grosser oder gedrehter Magenwurm resp. Blutwurm genannt) lebt von Blut, welches er aus der Labmagenwand saugt. Die restlichen Magendarmwurm-Arten sind keine Blutsauger. Die Eier der Magendarmwürmer werden über den Kot ausgeschieden und entwickeln sich unter günstigen Bedingungen auf der Weide innerhalb von ein bis vier Wochen zu infektiösen Larven, welche von den Kleinwiederkäuern mit dem Futter aufgenommen werden. Im Wirtstier entwickeln sich die Larven innerhalb von etwa drei Wochen zu adulten Würmern, die wieder Eier ausscheiden. Die meisten Wurmarten überwintern als Larven auf der Weide. Larven gewisser Magendarmwurm-Arten (u.a. auch Larven des roten Magenwurms) können sich ausserdem über die Wintermonate in die Labmagenschleimhaut zurückziehen und dort bis im Frühjahr verharren. Dann werden sie wieder aktiv und entwickeln sich zu adulten Würmern weiter. Ausserdem steigt die Eiausscheidung des roten Magenwurms um den Geburtszeitpunkt massiv an. In der Folge steigt der Infektionsdruck auf den Frühjahrsweiden an, was dann vor allem für die Lämmer und Gitzi problematisch wird. Hinzu kommt, dass nicht jedes Entwurmungsmittel diese ruhenden Larvenstadien erreicht und deshalb trotz Entwurmung im Herbst/Winter innert kurzer Zeit eine starke Verseuchung der Frühjahrsweiden möglich ist.

Symptome und Diagnose

Die Anzeichen eines Befalles mit Magendarmwürmern sind nicht immer leicht erkennbar. Teilweise sind es nur Leistungseinbussen, sei es in der Mast- oder in der Milchleistung. Die blutsaugenden Parasiten wie der rote Magenwurm und die Peitschenwürmer können zu massiver Blutarmut führen, erkennbar an blassen Schleimhäuten im Bereich des Mauls und der Augen. Weitere Anzeichen eines Magendarmwurmbefalls sind Abmagerung oder Kümmern, ein stumpfes, struppiges Haarkleid, sowie Durchfall. Der sogenannte Flaschenhals, eine Schwellung im Bereich des Unterkiefers, ist ebenfalls ein typisches Symptom einer starken Verwurmung und ein ernst zu nehmendes Warnsignal.
Finden sich in einer Herde verdächtige Tiere, sollten zur Diagnose Kotproben entnommen und in Zusammenarbeit mit dem Bestandestierarzt oder dem BGK (Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer) parasitologisch untersucht werden. Mit der sogenannten McMaster-Methode werden die Eier pro Gramm Kot erhoben. Um die Untersuchung finanziell tragbar zu halten, werden in der Regel Mischproben von kleinen Tiergruppen und nicht Einzeltiere untersucht. In der Regel werden die Jungtiere beprobt. Bei den adulten Tieren macht eine separate Gruppenbildung mit verdächtigen und gesunden Tieren Sinn.

Gemischte Weidenutzung verschiedener Tierarten.

Behandlung der Tiere

Zur Behandlung von erkrankten Schafen und Ziegen werden Entwurmungsmittel (Antiparasitika) eingesetzt. Auch in der Schweiz gibt es bei den verwendeten Wirkstoffen bereits oft Resistenzen. Die Behandlung zeigt dann eine reduzierte Wirkung oder ist sogar wirkungslos. Um eine weitere Verbreitung und Bildung von Resistenzen zu verhindern, werden Behandlungen nur wenn nötig und gezielt durchgeführt. Produkte zur Injektion und zum Aufgiessen sind weniger wirksam als Produkte, die eingegeben werden. Generell gilt es eine Unterdosierung strikte zu vermeiden, das Gewicht soll grosszügig geschätzt oder idealerweise durch Wägen der schwersten Tiere ermittelt werden. Ziegen brauchen aufgrund ihres Stoffwechsels eine höhere Dosis im Vergleich zu Schafen. Die Wirkung der Entwurmung kann optimiert werden durch Vermeidung von Stress bei der Behandlung und einem vorangehenden halbtägigen Fasten.
Eine Entwurmung sollte nicht gleichzeitig mit einem Weidewechsel erfolgen, weil sonst die frische Weide nur mit resistenten Magendarmwurm-Eiern verseucht wird, da die empfindlichen Würmer absterben und somit keine Eier mehr produzieren. Bei einer Entwurmung auf einer schon bestossenen Weide bleibt hingegen eine Vermischung der empfindlichen mit der resistenten Wurmpopulation möglich.

Ausserdem ist es wichtig, in einer Herde nur diejenigen ausgewachsenen Tiere zu behandeln, die eine Entwurmung wirklich nötig haben. Alle anderen sollen nicht entwurmt werden, ebenfalls aus dem Grund, dass die Population der empfindlichen Würmer erhalten bleiben soll. So wird ebenfalls sichergestellt, dass sich empfindliche Würmer mit resistenten Würmern mischen, und die Entstehung  einer komplett resistenten Wurmpopulation wird verhindert.
Wenn der Verdacht besteht, dass die Entwurmung eine ungenügende oder fehlende Wirkung zeigt, wird mittels einer neuen Kotprobe 10 bis 14 Tage nach der Behandlung erneut die Anzahl Eier im Kot bestimmt und anschliessend die Reduktion der Eizahl berechnet. Beträgt die Reduktion der Eizahl weniger als 90 Prozent ist dies ein Hinweis auf resistente Magendarmwürmer.

Klinische Anzeichen einer Verwurmung sind:
Leistungseinbussen, Abmagerung, Blutarmut, weisse Schleimhäute, Flaschenhals, Durchfall und Todesfälle.

Weitere Massnahmen

Alle Massnahmen, die den Infektionsdruck senken, bewirken eine Abnahme der nötigen Behandlungen und wirken dadurch einem Anstieg der Resistenzbildung entgegen.

Das Weidemanagement spielt dabei eine wichtige Rolle. Weidewechsel mit anderen Tierarten wie Rindern oder Pferden, ebenso wie eine Schnittnutzung der Weide bewirken eine Abnahme der infektiösen Larven. Eine Alpung hilft ebenfalls die Heimweiden zu entlasten. Auf der Alp ist eine Verwurmung möglich, dank grosser Flächen jedoch selten problematisch. Eine geringe Besatzdichte sowie die Vermeidung des bodennahen Abweidens helfen ebenfalls die Aufnahme infektiöser Larven zu reduzieren.

Im Stall

Während der Stallhaltung erfolgt normalerweise keine Aufnahme mit infektiösen Larven. Ausgenommen sind Haltungen mit einem begrünten Auslauf, dieser kann stark verseucht sein. Deshalb sind ein befestigter Auslauf und die Vermeidung von bodennaher Fütterung und verunreinigten Tränken und Futterkrippen weitere wichtige Massnahmen.

Ein optimaler Nährzustand und ein gutes Immunsystem sind wichtig, um die Tiere vor einer Erkrankung infolge Magendarmwürmern zu schützen. Vor allem bei Schafen konnte gezeigt werden, dass die genetische Komponente wichtig ist. Eine Zuchtwahl mit Schafen, die weniger anfällig sind und eine geringere Eiausscheidung aufweisen, ist eine nachhaltige Massnahme. Vor allem bei der Wahl des Bockes sollte dieses Merkmal verstärkt beachtet werden.

Um das Einschleppen von resistenten Würmern in einen Bestand zu vermeiden, kommen die Tiere bei Zukäufen zuerst in eine Quarantäne. Wenn bei einer Kotuntersuchung ein Befall mit Magendarmwürmern nachgewiesen werden kann, werden die Tiere entwurmt und nach der Entwurmung wie oben beschrieben nochmals untersucht, um resistente Würmer auszuschliessen. Erst dann erfolgt die Eingliederung in die Herde.

Magendarmwürmer befinden sich im Labmagen, im Dünn- und/oder im Dickdarm der Schafe und Ziegen.

Alternative Massnahmen?

Zu alternativen Massnahmen wird viel geforscht. Bei der Verfütterung von Esparsette, einer Futterpflanze welche Tannine enthält, konnte eine antiparasitische Wirkung nachgewiesen werden. Die Futtermenge respektive -kosten sind allerdings nicht zu unterschätzen, ausserdem ist der Tanningehalt stark von der Sorte und dem Schnittstadium abhängig.
Eine gute Wirkung auf die Reduktion infektiöser Larven auf der Weide kann mit dem Einsatz von Pilzsporen (Duddingtonia flagrans) im Futter erreicht werden. Diese überleben die Darmpassage in den Kleinwiederkäuern, ernähren sich in den Kothaufen von den enthaltenen Larven und senken somit den Infektionsdruck auf der Weide. Es hat jedoch keine Wirkung auf bereits aufgenommene Wurmlarven im Tier. Diese Pilzsporen werden bereits in mehreren Ländern (Australien, Neuseeland, USA) eingesetzt, das Produkt ist in der Schweiz noch nicht erhältlich.
In Australien, Neuseeland und Südafrika wird eine Impfung gegen den roten Magenwurm eingesetzt. Auch dieses Produkt ist in der Schweiz noch nicht erhältlich.

Sinnvolle Massnahmen
Behandlung nur wenn nötig, nie gesamte Herde, kein Weidewechsel bei Behandlung, Weidemanagement optimieren, Zuchtauswahl: Tiere mit geringer Eiausscheidung, bei Zukäufen Einschleppung resistenter Magendarmwürmer durch Quarantäne und Kotuntersuchung vermeiden.

 

 

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