Lean Farming: Wartezeiten vermeiden

Mit Lean Farming stehen in erster Linie gut organisierte Arbeitsabläufe und effizient genutzte Ressourcen auf dem Landwirtschaftsbetrieb im Vordergrund. Verluste, die durch Wartezeiten von Mensch und Tier entstehen, können oft reduziert oder manchmal sogar ganz verhindert werden.

Unangemeldete Besucher stören die Arbeitsabläufe und können den Landwirt zum Akt des Nichtstuns zwingen. Bild: Pirmin Zürcher
Unangemeldete Besucher stören die Arbeitsabläufe und können den Landwirt zum Nichtstuns zwingen. Bild: pz.

Warten ist ein Akt des Nichtstuns. Wenn man bei der Arbeit pro Tag im Schnitt zehn Minuten mit Nichtstun verbringt, so ergibt dies auf ein Jahr hochgerechnet sieben volle Arbeitstage. Muss man für diese Arbeitswoche ohne Leistung einen Mitarbeiter auszahlen, so setzt das Denken und Optimieren der Arbeitsabläufe beim Vorgesetzten meist schnell ein. Betrifft es nur den Betriebsleiter, so verliert er im ersten Moment vielleicht kein Geld, aber zumindest bleiben andere Aufträge liegen oder die Freizeit wird reduziert. Mit kritischem Blick werden Wartezeiten sichtbar. Deren Behebung muss nicht teuer sein.

Keine Zeit und kein Geld

Zeit fehlt oft auch deshalb, weil sie verschwendet wird. Weil der Milcheimer alleine nicht sicher hängen bleibt, wartet der Landwirt neben dem trinkenden Kalb. Man ist unsicher, wenn die Kuh auf dem Läger im Anbindestall abkalbt und wartet mit ihr auf das Kalb. Kalbt sie in einer praktischen Abkalbebox, kann das Ganze gelassener angegangen werden. Einige Kühe sind lahm und gehen deutlich langsamer zum Melken. Beim Eingang in den Melkstand blockiert die erste Kuh regelmässig, weil der Boden glatt ist oder der Eingang zu schmal: Zeitverschwendung. Beim Ausgang aus dem Melkstand zögern die Tiere, weil sie vom Licht geblendet werden. Bei jeder Gruppe kommt es zu 30 Sekunden Wartezeit.

Warten beim Füttern

Die Messer im Mischwagen sind unscharf, sodass der Mischwagen länger laufen muss. Die Melasse fliesst nur langsam, der Betriebsleiter steht daneben und wartet. Wenn Kühe im Fangfressgitter unnötig lange blockiert werden, entsteht auch hier Wartezeit. Warten auf das Liegen bedeutet weniger Milchproduktion und mehr Schäden an den Klauen.

Wasser marsch

Der Wasserdruck bei der Tränke ist zu tief, sodass die Kuh beim Trinken auf das nachfliessende Wasser warten muss. Zu wenig Wasserdruck kann auch beim Reinigen nachteilig sein und führt zu Wartezeit am Schlauch. Das Gefälle auf dem Boden ist nicht vorhanden oder zu klein, sodass das Schmutzwasser nur langsam oder gar nicht wegfliesst. Der Ablauf ist zu klein, verstopft ganz oder am falschen Ort und das Wasser verschwindet beim Reinigen nicht zügig.

Material, das schön geordnet zum Aufladen am Dreipunkt bereitsteht, führt zu weniger Wartezeiten beim Zäunen.
Material, das schön geordnet zum Aufladen am Dreipunkt bereitsteht, führt zu weniger Wartezeiten beim Zäunen.

Einfluss auf die Arbeit

Die Verschwendung der nie mehr wiederkehrenden Zeit führt mitunter dazu, dass wichtige Arbeiten nicht rechtzeitig oder nicht korrekt erledigt werden. Das Warten auf den Besamungstechniker kann vielleicht durch Tiervorbereitung und klare Anweisung vermieden werden, weil dieser die Arbeit dann alleine ausführen kann. Der Lohnunternehmer, der seine Kunden warten lässt, verursacht über alle Personen gerechnet oft viel Zeitverlust. Beratern oder Verkäufern, die unangemeldet auftauchen, anständig zuzuhören, kostet Wartezeit, bis diese wieder weiterziehen.

Wartezeiten aufdecken

Erfolg liegt selten im Wachstum, sondern darin, besser zu werden. Das oberste Gebot von Lean Farming ist, die Verschwendung auf dem Landwirtschaftsbetrieb zu eliminieren. Es wird nach regelmässigen Wartezeiten von Mensch und Tier gesucht und es werden Arbeitsabläufe durchleuchtet und Optimierungen umgesetzt. Es macht sich oft schnell bezahlt, auf die Suche nach Verlusten durch Nichtstun zu gehen und Wartezeiten für alle so stark wie möglich zu reduzieren.

Was ist Lean Farming?

Lean Farming setzt auf die Minimierung von Verschwendung, um Kosten und Fehlerquellen zu reduzieren und wertschöpfende Tätigkeiten zu erhöhen. In einer achtteiligen Serie werden die acht Typen der Verschwendung vorgestellt. Im März 2024 finden zwei Kurse mit spannenden Lösungsansätzen zu mehr Arbeitseffizienz auf dem Landwirtschaftsbetrieb mit der Gründerin von Lean Farming, Susanne Pejstrup aus Dänemark, statt. Der Kurs wird wahlweise am Donnerstag, 14. März, oder Freitag, 15. März 2024, am Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen in Flawil durchgeführt. Anmeldungen können per Mail, lzsg.flawil@sg.ch, oder unter der Nummer 058 228 24 70 erfolgen. pd.

 

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