Lean Farming: Fehler vermeiden und Defekte beheben

Mit Lean Farming stehen in erster Linie gut organisierte Arbeitsabläufe und effizient genutzte Ressourcen auf dem Landwirtschaftsbetrieb im Vordergrund. Aber auch kranke oder schlecht entwickelte Tiere kosten Zeit und Geld.

Standardisierte Abläufe, zum Beispiel bei der Geburt und Nachversorgung, beugen Verlusten vor.
Standardisierte Abläufe, zum Beispiel bei der Geburt und Nachversorgung, beugen Verlusten vor.

 

 

Es ist nicht das Ziel, immer grösser zu werden, sondern besser. Fehler, die durch nicht gewartete und nicht funktionierende Geräte oder Hilfsmittel passieren, führen unweigerlich zu Verlusten. Das oberste Gebot von Lean Farming ist, die Verschwendung auf dem Landwirtschaftsbetrieb zu eliminieren. Zu den acht Typen der Verschwendung gehören Defekte, Überproduktion, Wartezeiten von Tier und Mensch, nicht genutzte Kompetenzen, Transport, Inventar, Bewegungen und überflüssige Arbeiten auf dem Betrieb. In einer achtteiligen Artikelserie werden diese acht Typen praxisnah aufgezeigt. Thema dieses Beitrags ist Fehler zu vermeiden und Defekte zeitnah zu beheben. Fehler und Defekte beanspruchen zusätzliche Arbeitszeit oder Ressourcen. Verluste in Form von Zusatzbetreuung kranker oder schlecht entwickelter Tiere, verringerten Kapazitäten, Arbeitsausfällen, nicht einsatzbereiten Arbeitsgeräten und Maschinen oder auch ungenügender Qualität von Produkten oder Futter entstehen, wenn Arbeitsabläufe nicht klar geregelt sind.

Die Chance sofort nutzen

Für die Erstversorgung von Kuh und Kalb besteht ein kurzes Zeitfenster direkt nach der Geburt. Dazu gehört das Melken, Tränken und die Versorgung der Kuh, wie auch die rasche Betreuung des Kalbes mit Erstkolostrum. Wird das wertvolle Kolostrum zu spät gemolken und/oder dem Kalb zu spät verabreicht oder beim Aufwärmen zu stark erhitzt, verliert diese lebenswichtige Ressource an Qualität. Erstens kann das Kalb die Abwehrstoffe aus der Milch nur noch bedingt über die Darmwand ins Blut aufnehmen und zweitens werden durch starkes Erhitzen die Antikörper ganz oder teilweise zerstört. Der passive Immunschutz und somit die Lebensversicherung der Kälber für die ersten Tage und Wochen sinkt so trotz Versorgung mit Biestmilch. Wie ist das Management rund um das Abkalben und die Biestversorgung auf dem eigenen Betrieb geregelt? Standardisierte Arbeitsabläufe helfen allen Beteiligten und beugen Verlusten vor.

Strategien festlegen

Die Aufstallung des Kalbes in einem geschützten, trockenen mit genügend Stroh ausgestatteten Bereich mit viel Frischluft erhöht die Chancen auf eine gute Entwicklung und optimales Wachstum. Im Kälberstall sind die Zuteilung von Verantwortung und Absprachen unter den Betreuenden ein zusätzlicher Meilenstein für mehr Gesundheit. Werden Mitarbeiter schlecht oder ungenügend instruiert, führt das dazu, dass diese häufig in ihrer Arbeit unterbrochen werden, Fragen stellen oder ungewollt Fehler begehen. Klare Regeln im Umgang mit der Milchmenge pro Kalb, Vorgehen bei Verdacht auf Krankheit, Informationsaustausch mit dem Mitbetreuenden wie auch die Hygiene rund um Kalbereimer inklusive Nuggis helfen. Bei Personalwechsel oder Ausfällen steigt das Risiko, dass Informationen nur ungenügend ausgetauscht und dann Verluste vorprogrammiert sind.

Zeit dank Gesundheit

Steigt die Anzahl gesunder Tiere auf dem Betrieb, wird Betreuungszeit eingespart. Bis zu 80 Prozent der Zeit in der Tierhaltung wird in die Behandlung kranker Tiere investiert. Mit vorbeugenden Massnahmen in der Haltung, in der Fütterung wie auch mit konsequenter Erledigung von Defekten, die sowieso repariert werden müssen, wird der Fokus auf gesunde statt kranke Tiere gelegt. Einfache Lösungsansätze sind zum Beispiel Zweiraum- statt Einraumbereiche bei Kälbergruppen. So liegen die Tiere im Stroh und fressen auf festem Boden, was Einsparungen bei der Ressource Stroh mit sich bringt.

Mit Lean Farming werden genau solche Themen auf dem Betrieb durchleuchtet und Abläufe optimiert. Es lohnt sich, Strukturen und auch Strategien auf dem Betrieb zu hinterfragen und bei Fehlern oder Defekten sofort zu handeln. Denn dies kostet unnötig Zeit und Geld.

Weitere Artikel zu diesem Thema finden Sie hier.

Was ist Lean Farming?

Lean Farming setzt auf die Minimierung von Verschwendung, um Kosten und Fehlerquellen zu reduzieren und wertschöpfende Tätigkeiten zu erhöhen. In einer achtteiligen Serie werden die acht Typen der Verschwendung vorgestellt. Im März 2024 finden zwei Kurse mit spannenden Lösungsansätzen zu mehr Arbeitseffizienz auf dem Landwirtschaftsbetrieb mit der Gründerin von Lean Farming, Susanne Pejstrup aus Dänemark, statt. Der Kurs wird wahlweise am Donnerstag, 14. März, oder Freitag, 15. März 2024, am Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen in Flawil durchgeführt. Anmeldungen können per Mail lzsg.flawil@sg.ch oder unter der Nummer 058 228 24 70 erfolgen. pd.

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