Wurzelstöcke schnell und umweltschonend entfernen

Franz Krucker aus dem thurgauischen Sulgen ist Forstwart und hat sich auf Stockfräsen spezialisiert. Er war der Erste in der Schweiz mit einer eigenen Stockfräse.

Stockfräser
Lohnunternehmer Franz Krucker liebt die Arbeit mit seinen Fräsen.

Zwei Spaziergänger bleiben stehen und staunen, als der riesengrosse Traktor mit der angebauten Maschine am Waldrand – gleich neben der Tafel «Holzschlag» – Halt macht. Eine Passantin zückt das Handy, um die Begegnung festzuhalten. Franz Krucker steigt aus der Fahrerkabine und unterhält sich mit den anwesenden Forstarbeitern. Die Tanne ist gefällt – nun muss noch der Wurzelstock raus. Der Fachmann aus Sulgen ist mit seiner Stockfräse gekommen, um den Baumstrunk im Boden schnell und effizient herauszufräsen. Der 64-jährige Franz Krucker ist gelernter Forstwart und hat sich vor vielen Jahren auf Stockfräsen spezialisiert.

Die Arbeit im Wald wurde ihm bereits in die Wiege gelegt. Aufgewachsen ist Franz Krucker zusammen mit seinen sieben Geschwistern auf einem Landwirtschaftsbetrieb im Weiler Dietenwil bei Zuckenriet. Schon als kleiner Junge habe er seinem Vater beim Holzen im Wald geholfen. Später habe er sich dann für eine Forstwartausbildung entschieden. Diese absolvierte er bei der Bürgergemeinde Bischofszell. 1978 – nur gerade drei Jahre nach seinem Lehrabschluss – machte sich Franz Krucker selbständig und gründete sein eigenes Lohnunternehmen. «Damals entrindeten wir die gefällten Tannen noch von Hand mit dem sogenannten Biber, einem Anbaugerät für Motorsägen», erinnert sich Franz Krucker. Später habe er sich eine Entrindungsanlage angeschafft und wenige Jahre danach noch einen Forstmulcher. Beim Forstmulchen werden kleine Bäume, Sträucher und Hecken abgefräst, zerkleinert und oberflächlich in den Boden eingearbeitet. Unter anderem werden damit Bauplätze, Obstanlagen und Waldränder gerodet. Franz Krucker bietet als Lohnunternehmer eine breite Palette an Dienstleistungen an, unter anderem für die Landwirtschaft und Forstwirtschaft, aber auch für Privatpersonen. Die Schwerpunkte sind Stockfräsen, Forstfräsarbeiten, Holzen und Roden.

Stockfräser
Franz Krucker ist in seiner Werkstatt mit Schweissarbeiten an seiner Stockfräse beschäftigt.

Zahlreiche Interessierte wollten die Arbeiten mit der neuartigen Maschine miterleben

Der grosse Durchbruch geschah im Jahre 1991 – mit der Anschaffung seiner ersten Stockfräse. An einer landwirtschaftlichen Messe in Deutschland entdeckte Franz Krucker eine aussergewöhnliche Maschine, die er zuvor noch nie gesehen hat. «Lange habe ich mir überlegt, wofür dieses Gerät wohl gebraucht wird», sagt der Lohnunternehmer und ergänzt: «Ich liess mir dann erklären, dass dies eine Stockfräse ist.»

Nach dem Fällen von Bäumen bleiben die Wurzelstöcke zurück. «Mit einer Stockfräse lassen sich diese präzise herausfräsen, selbst grosse Stöcke zu fräsen ist kein Problem.» Bald darauf entschied sich Franz Krucker für deren Kauf. Er sei damals der Erste in der Schweiz gewesen, der in den Besitz einer Stockfräse kam. Wie eine Bombe habe es eingeschlagen, als Franz Krucker seine Stockfräse erstmals auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im Dorf Muolen vorführte. Zahlreiche Interessierte seien gekommen, um die Arbeiten mit der neuartigen Maschine hautnah mitzuerleben. «Anschliessend wollten die Bauern, die ihre Bäume fällten, die Wurzelstöcke nur noch mit der Stockfräse fachgerecht entfernen lassen. Ich musste eine zweite Stockfräse dazu mieten und einen Arbeiter mit einem weiteren Traktor beauftragen», erzählt Franz Krucker und lacht. Dass er schweizweit inseriert hatte, kam ihm zusätzlich zugute. Seinen ersten Auftrag mit der Stockfräse konnte er nämlich im Kanton Solothurn ausführen. Später ging es dann an den Bielersee. «Mit dem Traktor und der angebauten Stockfräse bin ich rund 200 Kilometer gefahren, bis ich dort war.» Heute erstreckt sich sein Arbeitsgebiet über die gesamte Ostschweiz.

Stockfräser
Mit der Stockfräse wird der Baumstrunk herausrausgefräst. Nur Holzschnitzel, Erde und gehackte Wurzeln bleiben zurück.

Die am Traktor angebaute Stockfräse wird hydraulisch betrieben. Beim Fräsen eines Wurzelstockes bleiben nur Holzschnitzel, Erde und gehackte Wurzeln zurück. Meistens wird das Material zum Auffüllen des entstandenen Loches verwendet. Das angefallene Hackgut ist aber auch kompostierbar. Nach der Entfernung des Wurzelstockes kann an der gleichen Stelle sofort wieder neu angepflanzt werden. Werden Obstanlagen gerodet, würden anschliessend oftmals für kurze Zeit Zwischenkulturen angelegt – beispielsweise Mais. «Der Boden kann sich so wieder erholen.»

Früher sei jeder Baumstrunk von Hand ausgegraben, sauber geputzt und dann gespaltet oder sogar gesprengt worden. «Das getrocknete Brennholz wurde zum Einheizen des Kachelofens verwendet und für den Schnapsbrenner, der dazumal von Haus zu Haus ging und Holz für seinen Brennofen benötigte.»

Franz Krucker hat sich dann 1994 eine grössere Stockfräse – den Typ 1100 – angeschafft. Stockfräsen werden in der Schweiz keine produziert. Die meisten kommen aus Deutschland, Holland und Amerika.

Beim Holzen immer zu zweit

Franz Krucker erklärt, dass es nach wie vor nur wenige Stockfräser in der Gegend gibt. «Mit meiner Stockfräse zermahle ich in der Stunde zwischen zehn bis 15 Wurzelstöcke. Früher benötigte man für das Ausgraben eines Wurzelstockes von Hand teilweise eine ganze Woche.» Doch sein Job sei nicht ungefährlich, vor Unfällen sei er allerdings bis anhin verschont geblieben. Stockfräsearbeiten führt der 64-jährige Franz Krucker meistens alleine aus, manchmal werden Aushilfen beigezogen. «Aber beim Holzen sind wir immer zu zweit. Unterstützt werde ich dabei von meiner Frau Beata. Unter anderem bedient sie die Forstseilwinde, sperrt und putzt die Strassen.»

Stockfräser
Franz Krucker ist stolz auf seine selbstgebaute Stockfräse.

Für eine traktormontierte Stockfräse brauche es auch ein starkes Zugpferd. «Mein Traktor, der Marke Fendt 939, hat 400 PS. Denn meine Stockfräse wiegt rund vier und der Forstmulcher etwa viereinhalb Tonnen.»

Bäume werden das ganze Jahr hindurch gefällt – Hauptsaison für das Stockfräsen sei jedoch vom Herbst bis zum Frühjahr. Franz Krucker ist mit der Auslastung sehr zufrieden. Fallen einmal etwas weniger Arbeiten an, ist er mit Wartungsarbeiten an seinen Maschinen beschäftigt. Denn diese führt er immer selber aus. Mit Schweissarbeiten sei er fast täglich beschäftigt, denn häufig gehen Fräszähne kaputt.

Franz Krucker war schon immer ein Tüftler und ist seit Jahren ein dynamischer Unternehmer. Der gelernte Forstwart hat schon zwei kleinere Stockfräsen selber gebaut. «Es sind zwar einfache, aber sehr gute Fräsen», äussert er sich dazu. Bei einem Maschinenbauer habe er sich ein fundiertes Wissen über die entscheidenden Faktoren angeeignet. Von 2000 bis 2001 habe er ein Jahr lang in der Freizeit an einer Stockfräse gebaut. Eine der beiden sei heute noch bei ihm im Einsatz – beispielsweise in Obstanlagen mit Hagelnetzen, wo ein Hinkommen mit der grossen Fräse kaum möglich wäre. «Die andere habe ich nach Südamerika – nach Uruguay – verkauft», verrät der Lohnunternehmer. Vor einigen Jahren hat Krucker eine weitere Stockfräse gebaut – als Anbaugerät für die Motorsäge. Beata Krucker schmunzelt und meint dazu: «Mein Mann ist süchtig nach solchen Arbeiten. Wenn etwas kaputt geht, wird es auch verbessert, nicht nur geflickt.»

Grundsätzlich habe sich sein Aufgabengebiet in den vergangenen Jahren nicht gross verändert. Allerdings sei es heute hektischer als früher, die Aufträge kämen oftmals kurzfristig – man müsse stets flexibel sein.

Doch eines ist seit jeher bei Franz Krucker gleich geblieben – er lebt und liebt seinen Beruf: «In der Natur fühle ich mich wohl. Die Arbeiten draussen bereiten mir enorm viel Freude, meine Maschinen sind mein Zuhause.»

Stockfräser
Der Grosstraktor, Marke Fendt 939, mit der angebauten Stockfräse.

Weitere Informationen unter: www.stockfraesen-krucker.ch

 

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