Versuchsfeld soll mehr Sicherheit geben

Auf einem Versuchsfeld in Egnach werden die neuen Biodiversitäts-Fördermassnahmen (BFF) im Ackerbau praktisch erprobt. Speziell, welche Getreidesorten sich für den Anbau «in weiten Reihen» am besten eignen. Das Feld ist gut beschriftet, öffentlich und kann jederzeit frei besucht werden.

Pius Fleischmann informiert vor Ort beim Demo-Feld.
Pius Fleischmann informiert vor Ort beim Demo-Feld.

Pflanzenschutzberater Pius Fleischmann betreibt in Zusammenarbeit mit Omya (Schweiz) AG und Otto Hauenstein Samen ein sechs Hektar grosses Versuchsfeld, auf dem im letzten Herbst 20 verschiedene Getreidesorten (Weizen, Gerste und Dinkel) gesät wurden. Die einzelnen Parzellen sind 30 Aren gross, neun Meter breit und 340 Meter lang. Die Vorfrucht waren Körnermais und Raps, wobei das Maisstroh untergehackt wurde. Im Verrottungsprozess entzieht Maisstroh dem Boden Stickstoff. Das ergibt besonders für Dinkel, der eher nährstoffarmen Boden braucht, eine gute Ausgangslage. Andere Felder wurden mit Schweinegülle gedüngt. An einer Führung zeigte Pius Fleischmann Beratern, Personen aus der Forschung und dem Lehramt und Medienvertretern, wie das Feld jetzt dasteht, und berichtete aus der Entstehung und Entwicklung.

Von der Idee zur Tat

Im letzten August äusserte Pius Fleischmann erstmals konkrete Pläne für ein Demo-Feld. Jürg Schoch stellte ihm das Land für eine zweijährige Pacht zur Verfügung. Anfang Oktober wurde das Feld gepflügt und noch im gleichen Monat wurden sieben Sorten Wintergerste, acht Sorten Winterweizen und fünf Sorten Dinkel gesät, immer unter ziemlich nassen Bedingungen. Die Nässe machte auch im Frühjahr bei der Bearbeitung zu schaffen. Trotzdem stehen die Felder jetzt gut da. Die einzelnen Parzellen sind gut beschriftet mit Sortenangabe, Saattermin, Saatmenge, Dünge- und Pflegemassnahmen. Zwischendurch zeigt ein kurzer Nullstreifen, auf dem gar nichts gemacht wurde, wie ein Feld dann aussehen würde. Dort schiesst das Klettenlabkraut oben aus bei den Halmen und verdrängt die Kultur. Im Demo-Feld wurde Herbizid gezielt eingesetzt. Auf den Einsatz von Fungiziden, Insektiziden und Wachstumsreglern wurde verzichtet, denn so werden die Sorteneigenschaften auf die Anfälligkeit von Krankheiten und Standfestigkeit am besten ersichtlich.

Die Fachleute schauen genau hin und entdecken hier den selten gewordenen Halmbruch.
Die Fachleute schauen genau hin und entdecken hier den selten gewordenen Halmbruch.

 

Sommerraps wegen Erdfloh

Raps wird in der Regel als Winterraps im Herbst ausgesät. Durch das Wegfallen von diversen Insektiziden und der Saatgutbeizung ist die Bekämpfung von Erdflöhen und Stängelrüsslern kaum mehr möglich. Daher säte Pius Fleischmann als Versuchsfläche am 7. März Sommerraps aus. Dieser Raps ist nicht so ertragreich, sollte aber der Problematik von Erdflöhen und Stängelrüsslern ausweichen können.

Die Kultur entwickelt sich aufgrund der nassen und kalten Witterung in diesem Frühjahr nicht ganz wunschgemäss. Erdfloh und Stängelrüssler verursachten keine Probleme. Jedoch der Druck vom Rapsglanzkäfer ist aktuell gross.

Einflüsse des Wetters

Die nasse und kalte Witterung betrifft auch im Demo-Feld die Getreidekulturen. So sind diverse Krankheitsbilder erkennbar. Pflanzenbauberater Paul Leu entdeckte gar Halmbruch, ein Krankheitsbild, das er seit zehn Jahren nicht mehr gesehen habe. Der Halm knickt unten ein. Die Ähre wird dadurch nicht mehr mit Nährstoffen versorgt. Ob es an der Sorte oder am extrem feuchten Klima lag, sei dahingestellt.

Das Demo-Feld in Egnach wurde erstellt, um Ackerbauern mögliche Massnahmen zur Erfüllung der BFF auf Ackerflächen aufzuzeigen. Es sollen Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Feld gezogen werden, die auch den Anbau- und Pflanzenschutzberatern mehr Sicherheit geben, um über Anbauplanung, Sortenwahl, Pflanzenschutz- und Düngemanagement kompetent zu beraten. Landwirte können auch jederzeit selber im Feld die Entwicklung beobachten. Während der Vegetationsphase zeigt sich auch, welche Sorten sich besonders gut für die Saat in weiter Reihe eignen. Da Getreide im Herbst gesät wird, müssen die Ackerbauern schon bevor das neue Gesetz im Januar 2024 in Kraft tritt entsprechend handeln.

Nicht zuletzt soll das Feld auch bei den Konsumenten das Verständnis für landwirtschaftliche Zusammenhänge stärken. Von der Strasse Egnach-Arbon zweigt nach dem Kreisel Bucherstrasse rechts ein Feldweg ab, der als Wanderweg beim Demo-Feld vorbeiführt. An folgenden Daten ist Pius Fleischmann selbst vor Ort und erzählt über seine Erkenntnisse aus den Versuchen: 31. Mai, 5. Juni und 15. Juni jeweils von 19 bis 20.30 Uhr. Eingeladen sind sowohl Landwirte als auch Konsumenten. Auf Anfrage führt Omya (Schweiz) AG gerne geführte Rundgänge, Diskussionen und Anlässe beim Feld durch.

Biodiversität im Acker – Darum geht es

Die neu ausgerichtete Agrarpolitik legt fest, dass ab dem 1. Januar 2024 alle Betriebe die Biodiversitätsförderflächen (BFF) neu in die Ackerflächen integrieren müssen. Bis anhin wurden die BFF meistens in Wiesen und Weiden mit Auflagen zu Düngung und Schnittzeitpunkt sowie mit Hochstammbäumen und Strukturelementen erfüllt. Die Ackerflächen dienten grundsätzlich der Versorgungssicherheit und wurden produktiv genutzt. Neu müssen Betriebe mit mehr als drei Hektaren offener Ackerfläche 3,5 Prozent der gesamten Ackerflächen als BFF nutzen. Eine Möglichkeit, diese Vorgaben umzusetzen, ist die Saat von Getreide in weiten Reihen, die zu 50 Prozent anrechenbar ist. Dabei bleiben mindestens 40 Prozent der Anzahl Reihen über die Breite der Sämaschine ungesät. Dadurch entstehen sogenannte Hasengassen. Durch diese Massnahme sollen besonders für die selten gewordenen Feldhasen und Feldlerchen optimale Lebensräume geschaffen werden. Eine weitere Möglichkeit zur Erreichung der 3,5 Prozent ist die Anlage von Buntbrachen, Rotationsbrachen sowie Nützlingsstreifen. tk.

So sehen Hasengassen im Ackerfeld aus.
So sehen Hasengassen im Ackerfeld aus.

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