Birnblattsauger in Schach halten

Mit dem aktuell erfolgten Einsatz des Gesteinsmehls Kaolin im Obstbau wird der Birnblattsauger an Birnbäumen in Schach gehalten. Die Bekämpfung mit dem Tonmineral hat nach den ersten wärmeren Frühlingstagen begonnen, indem man die Birnbäume buchstäblich weisselt.

Durch den Einsatz des Tonmineralpräparates Kaolin sind diese Obstbäume kurz vor dem Erwachen aus dem Winter weiss eingefärbt, um damit auf biologische Art den Birnblattsauger vor der ersten Eiablage abzuhalten.

Der gerade einmal 2,2 bis 2,8 Millimeter lange gemeine Birnblattsauger hat den Winter als erwachsenes weibliches oder männliches Insekt unter Rindenschuppen am Holz oder in der oberen Streuschicht auf dem Boden verbracht. Im Obstbau gilt der Birnblattsauger als sehr gefährlicher Schädling, welcher während der Vegetationszeit in Birnenkulturen eher schwierig bekämpft werden kann.

Grosser Schaden

Bevorzugt werden vom Birnblattsauger jene Birnenbäume, die gut im Wuchs sind und deren Triebwachstum spät abschliesst. Steigen die Temperaturen auf über zehn Grad an, so werden die Insekten aktiv. Bald setzt dann auch die Eiablage ein, welche schon im Februar oder anfangs März deutliche Werte erreichen kann. Der Larvenschlupf beginnt meistens im März. Die Larven der ersten Generation entwickeln sich an den Blüten, jungen Früchte oder an den jungen Blättern und erreichen so gegen Ende der Blüte das letzte Larvenstadium. Nach der Blüte setzt der zweite Flug mit Adulten der ersten Generation ein. Im Mai findet man die Eier der zweiten Generation auf den Langtrieben, woraus wieder Larven schlüpfen. Diese zweite Larvengeneration verursacht die grössten wirtschaftlichen Schäden. Die dritte Generation  entwickelt sich dann  im Juli und August und eine vierte kann sogar noch im September oder Oktober beobachtet werden.

Als sogenannte phloemsaugende Insekten setzen die Birnblattsauger zuerst den Blüten und danach Blättern zu, wenn sie als Nymphen (Jungtiere) sich sich durch das Saugen des in den Blättern enthaltenden Phloems ernähren. Dies führt zu einem stark deformierten,  eingerollten und gekräuselten Blattwerk, welches in der Folge eintrocknet und frühzeitig  abfällt. Zugleich scheidet diese Insektenart enorme Mengen an Honigtau aus, welche den Früchten arg zusetzen kann, indem auf diesem Honigtau sogenannte Russtaupilze wachsen. Damit werden die Früchte wie auch die Blätter verschmutzt und verlieren somit an Wert. Zugleich kann der kleine Birnblattsauger auch den Erreger  für die gefährliche Birnenkrankheit «Birnenverfall» übertragen, welche durch Phytoplasmen  verursacht wird.

Weisse Farbe verwirrt

Wer in diesen Tagen über Land fährt, dem fallen die extrem weissen Birnbäume in Intensivobstanlagen auf.  Denn es gibt durchaus Alternativen, um die Bildung der ersten Populationen des Birnblattsaugers  frühzeitig massiv einzuschränken, um auch die weiteren Generationen eher tief zu halten. Dabei setzen die professionellen Obstbaubetriebe auf ein biologisches Insektizid, welches derzeit gut erkennbar ist.

Beim weissem Auftrag handelt es sich um den natürlichen Grundstoff Kaolin, welcher aus Tonerde gewonnen und unter dem Markennamen Surround vermarktet wird. Damit wird präventiv der gefährliche Birnblattsauger mit dem gleichen Tonmineralpräparat wie die Kirschessigfliege bekämpft, wobei kein Abtöten erfolgt. Dies wiederum wirkt sich positiv auf andere Insekten und Nützlinge aus, indem es für diese keine Nebenwirkungen gibt.

Durch  die Behandlung der Birnbäume mit Surround  finden die überwinternden weiblichen Birnblattsauger für die Eiablage  den dazu benötigten Wirt oder eben den Birnbaum nicht mehr.  Damit wird dieses Steinmehl zur physischen Barriere, indem eine Eiablage in der jungen  Knospe verhindert wird. Weibchen, welche aber trotz des weissen Anstriches  die Birnbäume anfliegen, haben durch die aufgetragene Kaolinschicht grosse Mühe, um Pflanzensaft zu saugen und ihre Eier abzulegen. «Wir müssen mit der Behandlung  sehr früh beginnen, sobald der Flurbeginn der überwinternden Birnblattsauger einsetzt, wenn sich die Bäume noch in der Winterruhe befinden», erklärte der Uhwieser Obstbauer Peter Eichenberger. «Dies ist nun mit zwei Tagen mit Temperaturen über 15 Grad auch erreicht worden.»

In den letzten Jahren kam dasselbe Produkt im Weinbau zur der Bekämpfung der Kirschessigfliege (KEF) grossflächig zum Einsatz. Hier setzt man analog zum Obstbau auf eine Täuschung der KEF, indem sie durch die weisse Schicht auf den farbigen Beeren irritiert wird und diese für die eigentliche Eiablage, welche zum Schaden führt, nicht mehr findet. Kaolin wird aber auch zur Bekämpfung der Walnussfliege oder dem Rapsglanzkäfer eingesetzt. Als biologisches Produkt hinterlässt das Gesteinsmehl Kaolin auf allen eingesetzten Kulturen auf dem Erntegut keine synthetischen Rückstände.

 

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