Zucker mit null Kalorien

Die Schweizer Edelzucker AG in Horn veredelt Zucker und Zuckeralternativen und erhöht in einem speziellen Verfahren die Süsskraft. Der Zuckerkonsum kann dadurch reduziert werden, ohne dass auf die Süsse verzichtet werden muss. Das Ehepaar Merz hat lange getüftelt und ist stolz auf das Geheimrezept.

Silke und Oliver Merz, Inhaber der Schweizer Edelzucker AG, vor den versandbereiten Paketen.

«Kalorien reduzieren leicht gemacht», steht mit roten Grossbuchstaben auf dem Prospekt der Schweizer Edelzucker AG. Wenn das so einfach wäre, denken sich jetzt bestimmt viele. «Es ist einfach», sagen Silke und Oliver Merz, Inhaber der Schweizer Edelzucker AG, und Erfinder des «Wunderzuckers». «Wer unseren Zucker verwendet, kann den Zuckerkonsum und die Kalorien reduzieren.» Das wiederum führe zu Gewichtsreduktionen und generell zu einem gesünderen Leben. Der Slogan der Schweizer Edelzucker AG: «Wir sind mehr als zuckersüss.»

Dem Zucker auf der Spur

Die angemietete Halle, in der das Zuckergeheimnis steckt, steht in Horn direkt am Bodensee und ist 1500 Quadratmeter gross. Im Produktionsraum ist es still, die vier kesselähnlichen Gefässe hängen in der Höhe, die Waage steht auf null, es ist blitzblank geputzt. «Die Veredelung des Zuckers ist geheim, deshalb wird während unseres Rundgangs nicht produziert», erklärt Silke Merz. Zudem liessen es die Hygienevorschriften nicht zu, dass sich während des Produktionsvorgangs hier Personen in Strassenkleidung aufhielten.

Die Veredelung des Zuckers ist geheim, deshalb wird während unseres Rundgangs nicht produziert.

In einer Ecke stehen auf Kunststoffpaletten viele Big Bags, die je eine Tonne Zucker enthalten. Dieser angelieferte Zucker werde in die Kessel gefüllt. Mehr zur Veredelung ist der Chefin nicht zu entlocken. Lieferantin des Zuckers ist die Zuckerrübenfabrik Frauenfeld. Dieser Zucker ist das Grundprodukt für das «Original 2». Das heisst, es braucht nach der Veredelung nur die Hälfte der Zuckermenge, um die «normale» Süsskraft zu erreichen. In die gleichen Gefässe kommt in einem anderen Vorgang Xylit (Birkenzucker), gewonnen aus Birke und Buche aus Finnland. Aus diesem Birkenzucker wird «Premium»-Edelzucker produziert. Das heisst, dass die Süsskraft mit einem Viertel der Zuckermenge erreicht wird. «Die Kalorienaufnahme kann um 75 Prozent reduziert werden», erklären die Unternehmer.

Null Kalorien 

Das Beste kommt noch: Der Schweizer Edelzucker «Light». Das Grundprodukt ist Erythrit und wird aus Mais hergestellt. «Das von uns veredelte Erythrit hat keine Kalorien», sagt Silke Merz. «Alle unsere Light-Produkte haben keine Kalorien und sind auch für Diabetiker geeignet.» Da gibt es doch schon mehrere Produkte: Die kleinen Herzchen mit leichten Orangengeschmack oder die Protein-Shakes Vanille und Schokolade. «Wir testen bereits neue Produkte», sagt Oliver Merz verschmitzt. «Eine süsse, schnittfeste Vanillecreme ohne Zucker und ohne künstliche Süssstoffe, die Bäckereien und Konditoreien für die Herstellung ihrer Torten verwenden können.»

Kontrolle Edelzucker-Paket.
Jede Packung Edelzucker wird kontrolliert.

Neben dem Produktionsraum «arbeitet» die Verpackungsmaschine. Es werden 500-Gramm-Säckli mit Premium-Edelzucker abgefüllt. Zwei Mitarbeitende kontrollieren die fertigen Produkte. «Auf diese Maschine sind wir stolz», sagen Merz‘s. «Unsere Verpackungen bestehen zu 100 Prozent aus Papier und sind wiederverwertbar.» Die Verpackungen seien mit einer wasserlöslichen Farbe bedruckt.

Drei Jahre experimentiert

«Ich liebe alles Süsse», sagt Silke Merz. Und sie trinke sehr gerne und sehr viel Tee, aber nur stark gesüsst. Im Wissen darum, dass zu viel Zucker der Gesundheit schade, der Zuckerkonsum weltweit zu hoch sei und sich in vielen Lebensmitteln versteckter Zucker befinde, hätten die Unternehmer nach Alternativen gesucht. Sich vor allem aber nach einer Zuckeralternative umgeschaut, die schmeckt. Silke Merz hat unter anderen Stevia probiert. «Zu bitter. Auch alles andere, was ich ausprobiert habe, hat mir nicht geschmeckt.» Der Entschluss sei gereift, selber etwas auf den Markt zu bringen. Oliver und Silke Merz haben 2017 in Untereggen einen 136 Quadratmeter grossen Raum gemietet und ein Labor eingerichtet. Zuvor hatten sie schon fast ein Jahr an der Entwicklung gearbeitet. Sie haben dann über drei Jahre experimentiert, um den Zucker zu veredeln: Die Süsskraft zu erhöhen und die Kalorien zu reduzieren. «Zentral war, dass der Zuckerkristall nicht bricht», erklärt Oliver Merz. Das sei eine Herausforderung gewesen. Und sie haben es tatsächlich geschafft: «Mit vielen Hochs und Tiefs haben wir den Prozess entwickelt, um den Zucker ohne Geschmacksveränderung mit erhöhter Süsskraft zu veredeln.»

Mit vielen Hochs und Tiefs haben wir den Prozess entwickelt, um den Zucker ohne Geschmacksveränderung mit erhöhter Süsskraft zu veredeln.

Das war der Durchbruch, nun wurde nach geeigneten Produktionsräumen gesucht. Gesucht, gefunden: Von Untereggen ging es nach Horn an den jetzigen Standort. Drei Monate habe der Umbau der Halle gedauert. «Im Oktober 2019 war alles bereit. Wir konnten endlich mit der Produktion und dem Vertrieb beginnen», erzählt Silke Merz. Dann kam Corona. «Das geht nicht spurlos an uns vorbei, denn das öffentliche Interesse für gesunden Zucker rückte leider in den Hintergrund», sagt die Chefin.

Das Leben verändern 

Mit den Zuckern und den Zuckeralternativen der Schweizer Edelzucker AG benötigt man weniger Zucker, reduziert den Zuckerkonsum und damit die Kalorien: Das versprechen die Unternehmer auf jeder Packung oder Dose. «Jeder von uns nimmt jährlich unbewusst 40 Kilogramm Zucker zu sich», sagt Oliver Merz. Als Beispiel für versteckten Zucker nennt er Ketchup. Er liebe Ketchup – am meisten sein eigenes: «Oliver’s Ketchup» ohne Zucker. Das könne mit Chili, Curry oder anderen Produkten ergänzt werden. Diabetiker oder Menschen mit Gewichtsproblemen könnten mit Edelzucker-Produkten ihr Leben verändern. Interessierte, wie auch Kritiker und Skeptiker lädt das Ehepaar Merz ein, vorbeizuschauen. «In unserem Shop in Horn können alle Produkte kostenfrei degustiert werden.»

Oliver’s Ketchup wird etikettiert.
Oliver’s Ketchup wird etikettiert.

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