Wintertagung in Mels: 2022 war ein guter Alpsommer

Vergangenen Freitag fand in Mels die Wintertagung der Alpsektionen Sarganserland und Werdenberg-Rheintal statt. Es gab einen Rückblick auf den Alpsommer 2022. Verschiedene Referenten sprachen und langjähriges Alppersonal wurde geehrt.

Die Wintertagung der Alpsektionen war gut besucht.
Die Wintertagung der Alpsektionen war gut besucht.

Rund 200 Sennen und Älplerinnen, Delegationen von Alpkorporationen und Ortsverwaltungen, Bauernorganisationen sowie Vertreter von Gemeinden und Kanton liessen sich am Freitag an der Wintertagung der Alpsektionen Sarganserland und Werdenberg-Rheintal im Kultur- und Kongresshaus Verrucano in Mels über Ereignisse und Fakten des aussergewöhnlichen Alpsommers 2022 informieren. Insbesondere auf Interesse stiess die grössere Ausbeute bei der Käse-, Butter-, Joghurt- und Trinkmilchproduktion. Dass auf den 26 Sarganserländer Kuhalpen mehr gemolken werden konnte, spricht einerseits für den guten Graswuchs, andererseits für die gute Fitness der Tiere. Insgesamt wurden 2,127 Millionen Kilo Kuhmilch zu 204 095 Kilo Käse und 16 356 Kilo Butter sowie 22 057 Kilo Joghurt/Trinkmilch weiterverarbeitet. Wobei 47 mehr aufgetriebene Kühe zu diesem Ergebnis beitrugen. Hinzu kommt die Tatsache, dass das Vieh sieben Tage länger auf den Alpen gemolken werden konnte.

Eine Alp weniger

Etwas rückläufig sieht die Alpmilchstatistik respektive -verwertung im Werdenberg und Rheintal aus. Dies trotz acht Tage längerer Sömmerungsdauer. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Im Jahr 2022 wurde nur noch auf zehn Alpen gemolken. Also auf einer Alp weniger als im Vorjahr wurde die Milch weiterverarbeitet.

Für den gemeinsam abgefassten Jahresbericht der Alpsektionen Werdenberg-Rheintal und Linth-Sarganserland trat Hanspeter Gantenbein ans Rednerpult. In kurzen Zusammenfassungen verstand es der Grabserberger, die Herausforderungen und Ergebnisse des Alpsommers 2022 Revue passieren zu lassen. Insbesondere die milden Temperaturen und regelmässigen Regenschauer zu Beginn der Sömmerung bescherten ein ausserordentliches Wachstum bis in hohe Lagen.

Regierungsrat Tinner zu Gast

Zu den Gästen durfte Regierungsrat Beat Tinner gezählt werden. Der Vorsteher des St. Galler Volkswirtschaftsdepartements wollte wissen, wo der Schuh in der Alpwirtschaft drückt. Er wies darauf hin, dass die St. Galler Regierung schon im letzten Herbst die Schwerpunkte in der Landwirtschaft festgelegt habe. Unter anderem seien dies die Förderung einer ressourcenschonenden Landwirtschaft, Massnahmen zur Klimaanpassung, der Einsatz neuer Technologien und die Digitalisierung sowie Initiativen, die zur Steigerung der Wertschöpfung und Biodiversität führen.

Die Innovationsförderung soll ausgebaut werden, darin sieht Regierungsrat Tinner durchaus auch eine Chance für die Landwirtschaft. «Wenn Ihr Verband eine innovative Vermarktungsidee hat, so ist er eingeladen, dies mit dem Landwirtschaftsamt zu besprechen.» Er betonte, dass die Regierung in der Alpwirtschaft einen weiteren Schwerpunkt auf die Strukturverbesserung lege – die Erneuerung der Wasserversorgung und Infrastruktur für Milchverarbeitung. «Die trockenen Sommer der letzten Jahre haben gezeigt, dass ein intaktes Wasserversorgungsnetz für die Sömmerung der Tiere und den Betrieb auf den Alpen überlebenswichtig ist.» Was das Thema Wolf betreffe, seien das Amt für Natur, Jagd und Fischerei und das Landwirtschaftsamt mit Vertretern des St. Galler Bauernverbands und des Schafzuchtverbands mehrmals zusammengekommen, um Lösungen zu diskutieren. Es gehe auch um die effiziente Umsetzung von Sofortmassnahmen. Dieses Thema werde Tierhalter wie Regierung noch länger beschäftigen. Ihm sei wichtig, dass er Ängste und Nöte der betroffenen Bäuerinnen und Bauern kenne.

Tinner griff das Thema Gänsegeier auf. Diese Greifvögel üben als Aasfresser gesundheitsrelevante Funktionen für die Natur im Calfeisental aus und entfernen sich von der dortigen Kolonie bis zu 60 Kilometer weit. Bisher wurden vom Wolf gerissene Nutztiere nach einschlägigen Untersuchungen dem Besitzer entschädigt. Weil Gänsegeier die Kadaver in kürzester Zeit finden, bleibt von denen im Nu nichts mehr übrig. Tinner zeigte sich überzeugt, dass ab dem nächsten Jahr mit pragmatischem Umgang bezüglich gefressener Tiere eine einvernehmliche Lösung für Geschädigte gesucht und gefunden werde.

Tiergesundheit auf der Alp

Versammlungsleiter Marco Bolt von der Fachstelle Alpwirtschaft am Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen (LZSG) führte durchs dreieinhalbstündige Programm. Mit viel Wissenswertem zogen verschiedene Referenten die Aufmerksamkeit der Tagungsteilnehmenden auf sich.Kantonstierarzt Stefan Siegmann etwa ging auf die wichtigsten Tiererkrankungen, die Anwendung von Medikamenten und deren Etikettierung und Aufbewahrung auf Alpen ein. Der Veterinär erörterte auch Massnahmen und Pflichten bei Paarhufern, welche von ihrem Leiden erlöst werden müssen.

Seit 2012 schlagen sich die Schaf- und Geissenbesitzer im Kanton mit dem Thema Wolf herum. Sven Baumgartner ist seit deren Gründung im Jahr 2014 Leiter der Fachstelle Herdenschutz am LZSG in Salez. Ihm war es vorbehalten, die Gäste auf den neusten Stand der Dinge im Hinblick auf Herdenschutzmassnahmen respektive das Fernhalten des Wolfs zu bringen. Im letzten Jahr wurden auf acht kantonalen Alpen 27 Herdenschutzhunde eingesetzt und 26 Gesuche mit einer Summe von 250 000 Franken beim Bundesamt für Umwelt eingereicht, davon 90 000 Franken als Pauschalbeiträge für Zäune. Für zusätzliche personelle Herdenschutzhilfen wurden 70 000 Franken bewilligt sowie 90 000 Franken für zwei mobile sowie zusätzliche Hirtenunterkünfte, damit die Älplerinnen und Älpler zur Beschützung näher bei ihren Tieren sein können.

Treues Alppersonal geehrt

An der Wintertagung der regionalen Alpsektionen wurden von Emil Tschirky aus Weisstannen, Sektionspräsident Sarganserland-Linth, vier langjährige Älplerinnen und Älpler für ihre treuen Hirten- und Sennendienste geehrt: René Kurath aus Flumserberg für 32 Jahre, Marlies Möhr aus Maienfeld und Beat Ackermann aus Heiligkreuz für je 20 sowie Samuel Good aus Mels für 15 Jahre.

Vom Sektionspräsidenten Werdenberg-Rheintal, Hanspeter Gantenbein aus Grabserberg, wurden fünf langjährige Hirten und Senner für treue Alpdienste gewürdigt: Hans Sturzenegger aus Grabs für 36 Jahre, Markus Nessensohn aus Grabserberg für 30 Jahre, Meinrad John aus Mels für 17 Jahre, Werner Eggenberger aus Grabs für 15 Jahre, Meinrad Brülisauer aus Haslen für zehn Jahre.

Patrick Mannhart vom Verein Alpkäseproduzenten St. Gallen, Appenzell und Liechtenstein konnte zwei Alpkäser für das Erreichen von 1A-Mulchen in den letzten fünf Jahren auszeichnen. Geehrt wurden Martin Gasenzer aus Grabserberg, Alp Gamperfin, und Fredi Steiner aus Flumserberg, Alp Kohlschlag. ig.

Die geehrten Älplerinnen und Älpler sowie 1A-Mulchen-Alpkäser samt Präsidenten an der Wintertagung.
Die geehrten Älplerinnen und Älpler sowie 1A-Mulchen-Alpkäser samt Präsidenten an der Wintertagung.

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