Optimale Vorbereitung für die Traktorprüfung
Hans Popp aus Steinach organisiert seit mehr als 30 Jahren Traktor-Theoriekurse im Auftrag des Verbandes für Landtechnik St.Gallen, Appenzell und Glarus. Unterstützt wird er von seiner Frau Anita im administrativen Bereich.
«Schon die meisten Kleinkinder sind fasziniert von Traktoren. Beim jüngsten Spross der Familie stehen oftmals Spielzeug- und Trettraktoren zum selber lenken im Maschinenpark. Die Kinder bekommen dadurch ganz nebenbei spielerisch die Grundzüge von Fahrsicherheit und Verkehrsmitteln mit», sagt Hans Popp. Der gelernte Landwirt aus Steinach organisiert seit über 30 Jahren Traktor-Theoriekurse im Auftrag des Verbandes für Landtechnik St.Gallen, Appenzell und Glarus. In administrativen Belangen wird er von seiner Frau Anita unterstützt. Sie kümmert sich unter anderem um die Anmeldungen und den Versand der Lern-CDs.
Hans Popp erzählt, dass er früher Präsident beim Verein Landjugend St.Gallen-Bodensee gewesen sei und dort Traktoren-Geschicklichkeitsfahren mitorganisiert habe. Traktoren haben es ihm schon immer angetan. Der Zufall wollte es, dass er dann auf ein Inserat vom Verband für Landtechnik St.Gallen, Appenzell und Glarus gestossen ist, in dem ein Kursleiter für Traktor-Theorie gesucht wurde. Hans Popp wurde aufgrund seiner Bewerbung zu einer Probelektion eingeladen und bekam darauf den Job. Seither besucht der 58-jährige Steinacher regelmässig Weiterbildungen für Kursleiter, die vom Schweizerischen Verband für Landtechnik SVLT angeboten werden.
Mindestalter 14 Jahre
Als 14-Jähriger hat Hans Popp seine Traktor-Theorieprüfung absolviert. Dieses Mindestalter sei heute noch eine der Voraussetzungen, um den Führerausweis der Kategorie G zu erlangen. Mit dem Ausweis der Kategorie G (grünes Kontrollschild) dürfen landwirtschaftliche Motorfahrzeuge mit einer Höchstgeschwindigkeit bis 30 Kilometer pro Stunde und Fahrkombinationen bis zu 40 Tonnen Gesamtgewicht gefahren werden. Gleichzeitig wird mit dem Bestehen der Prüfung auch die Berechtigung für die Kategorie M erteilt. Der Führerausweis in der Kategorie M ermöglicht das Lenken von Motorfahrrädern. Bei sehr langen Schulwegen, oft beim Übertritt in die Oberstufe, ist eine Mofaprüfung schon vor dem 14. Altersjahr möglich, sofern kein Schulbus oder öffentliche Verkehrsmittel vorhanden sind. Praktische Fahrstunden für den Traktorführerschein der Kategorie G sind keine erforderlich. Auch der Nothelferkurs muss nicht absolviert werden. «Die durchschnittliche Frauenquote bei den Kursteilnehmenden dürfte bei etwa 40 Prozent liegen», weiss Hans Popp.
Büchlein war früher
Die Führerschein-Neulinge können heute flexibel mit einer bewährten Lernsoftware der Vereinigung der Strassenverkehrsämter «asa» üben. «Ich musste einst die Theorie mit einem Büchlein lernen und die Prüfungsfragen auf Papier lösen», erinnert sich Hans Popp. Die Lernsoftware werde stets weiterentwickelt. Manchmal müsse aber auch etwas geändert werden. «Beispielsweise im Jahre 1992 – damals wurde das Parkieren auf dem Trottoir verboten. Eine solche Änderung auf einer CD vorzunehmen, ist relativ einfach. Theoriebücher müssten hingegen neu gedruckt werden», erklärt Hans Popp einen Vorteil der Lernsoftware. Von den Jugendlichen werde aber viel Selbstdisziplin und Eigeninitiative abverlangt. Ziel des Lernens sei es, durch Verkehrssinnbildung und Gefahrenlehre zu einer verantwortungsbewussten Fahrweise zu motivieren. Es gehe darum, den Hintergrund der Fragen zu verstehen und nicht ums Auswendiglernen.
Zwei Theoriekurse
Nebst den Theoriefragen mit der Lernsoftware besuchen die Jugendlichen zwei halbtägige Theoriekurse, an denen Hans Popp als Kursleiter fungiert. «Die Kurslokalitäten – vorwiegend Restaurants, Schulen oder Pfarreiheime – sind über das gesamte Verbandsgebiet verteilt», sagt Hans Popp. Und seine Frau ergänzt: «Angemeldete erhalten die Lern-CD mit den aktuellen Prüfungsfragen und das Gesuchformular ungefähr einen Monat vor dem ersten Theoriekurs. Für die Durchführung der Kurse ist eine Mindestteilnehmerzahl erforderlich.» Gerade zu Coronazeiten sei dies aber nicht immer einfach umzusetzen. Auf Massnahmen und Verordnungen von Bund und Kanton müsse oftmals schnell reagiert werden. Die Theorieprüfung wird beim kantonalen Strassenverkehrsamt abgelegt. «Coronabedingt konnten eine Zeitlang keine Prüfungen mehr abgenommen werden», bedauert Hans Popp. Für Teilnehmende mit Leseschwierigkeiten werde eine mündliche Einzelprüfung angeboten. Allerdings müsse der Nachweis der bestehenden Leseschwäche erbracht werden. Dies komme aber nur sehr selten vor – im Durchschnitt einmal jährlich.
Beliebig oft wiederholen
Die Theorieprüfung besteht aus 40 Fragen, die insgesamt 120 Punkte ergeben. Es dürfen maximal zwölf Fehlerpunkte gemacht werden, um die Prüfung zu bestehen. Die Prüfung wird am Computer durchgeführt. Die Prüfungszeit beträgt maximal 45 Minuten. «Die meisten bestehen die Prüfung gleich auf Anhieb», sagt der Kursleiter. Grundsätzlich könne dieser Test bei Nichtbestehen beliebig oft wiederholt werden. Die Anforderungen seien in den vergangenen Jahren gestiegen und die Fragen anspruchsvoller geworden. Gab es früher pro Frage nur eine richtige Antwort, können heute zwei Antworten richtig sein.
Ein Grossteil der heutigen landwirtschaftlichen Traktoren sei für 40 Kilometer pro Stunde eingelöst, erzählt Hans Popp. Die Alterslimite für das Fahren von landwirtschaftlichen Fahrzeugen, die für eine Geschwindigkeit von 40 Stundenkilometer eingelöst sind, ist ebenfalls 14 Jahre. Damit diese aber gelenkt werden dürfen, ist zwingend der G40-Kurs erforderlich. Der Schweizerische Verband für Landtechnik organisiert regelmässig solche Kurse in den Regionen. Dabei werden durch lizenzierte Lastwagenfahrlehrer in maximal Fünfergruppen das praktische Fahren mit Traktor und Anhänger umgesetzt. Die Anweisungen und allenfalls Korrekturen während dem Kurs erfolgen mittels Funkgerät.
Mutter und Tochter
Grundsätzlich seien sich die 14-Jährigen, welche die Traktorführerschein-Prüfung frisch bestanden haben, ihrer Verantwortung bewusst. Die Unfallstatistik zeige nicht mehr Unfälle bei jugendlichen Neulenkern als bei älteren. Es liege auch im Interesse der Eltern, Lehrmeister und Arbeitgeber, mit den Jungen auf einem einfachen abgesperrten Gelände, fernab der Strasse, das Traktorfahren zu üben – das Fahren bringe Routine. Der Fahrzeughalter hafte allerdings für alles, was sein Fahrzeug betrifft. Zudem geniesse der junge Traktorlenker auch später einige Vorteile, dann, wenn es um das Erlangen des Autofahrausweises geht, ist Hans Popp überzeugt.
Die Traktoren sind im Vergleich zu früher nicht nur schneller und schwerer geworden. «Ich mag mich noch gut erinnern, wie ich als 14-Jähriger beim Traktorfahren aufstehen musste, um das Kupplungspedal zu drücken», erzählt Hans Popp und lacht. Heute sei dies kaum mehr ein Problem. Denn die Kupplung werde hydraulisch oder pneumatisch unterstützt. Ausserdem verfügen viele der heutigen Traktoren über eine automatische Schaltung.
Grösstenteils seien es Jugendliche im Alter von etwa 14 Jahren, welche die Traktorprüfung absolvieren. Manchmal seien es aber auch ältere Leute, die beispielsweise eine Zweitausbildung machen und deshalb den Traktorführerschein benötigen. «Mein ältester Kursteilnehmer vor etlichen Jahren war 78-jährig, und ein anderes Mal sind Mutter und Tochter gleichzeitig zur Prüfung angetreten», erinnert sich Hans Popp.
Auch wenn sich das eine oder andere in all den Jahren verändert hat – eines ist geblieben: «Als Kursleiter erlebe ich viele positive Dinge. Immer wieder entstehen persönliche Gespräche mit den Teilnehmenden, die manchmal über die Traktor-Theoriekurse hinausführen. Der Traktorführerschein bedeutet für die meisten die erste amtliche Prüfung in ihrem Leben und ist ein Schritt zur mobilen Eigenständigkeit, bei dem ich die Lernenden unterstützen kann.»
