Josef Huber schreinert Puppenhäuser und Spielscheunen

Was haben Kinderlachen, ein Miniatur-Bauernhaus und -Einfamilienhaus gemeinsam? Sie alle haben mit dem Hobby von Josef Huber zu tun. Als siebenfacher Grossvater weiss er, womit man Kindern eine grosse Freude macht, und welches Spielzeug sie stundenlang kreativ beschäftigt.

Josef Huber
Josef Huber fertigt Puppenhäuser mit viel Herzblut. Als UV-Schutz erhält jedes Werkstück einen Imprägnierungsanstrich.

Josef Huber aus Abtwil hat sichtlich Freude, seine Schätze vorzuführen, und seine Frau Rösli kommt mit auf die Führung durchs Haus. Denn es gibt in mehreren Räumen viel zu sehen. Zuerst zeigt der Pensionär sein Lager. In einem Zimmer des Einfamilienhauses sind fertiggestellte Spielscheunen – eigentlich Bauernhäuser mit Stall – und Puppenhäuser aufgestapelt. Sie weisen Fenster, Treppen, Türen mit Riegeln und weitere Finessen auf. Der Hobbyschreiner erklärt dazu: «Kinder möchten seitlich und von oben hineingreifen können und ihre Figuren von einem zum anderen Zimmer bewegen. Darum sind alle Durchgänge und Fenster auf Kinderhände ausgelegt. Und die Häuser sind so stabil, dass sich auch ein Erwachsener daraufsetzen könnte.» Die Spielscheunen sind einen Meter breit und je 60 Zentimeter tief und hoch. Ausstaffiert sind die Fichtenholzgebäude mit schlichten und unverwüstlichen Holztischen und Stühlchen. Die Treppen haben Geländer mit Staketen aus Buchenholz. Eine der Spielscheunen hat der Pensionär mit Figuren eingerichtet; mehrere Püppchen, Kühe, Hühner, eine Katze und ein Traktor wecken sogleich die Lust zu spielen.

Mit Herzblut und Präzision

Dann geht es in die Werkstatt im Keller, die so sauber und aufgeräumt ist, dass sich der Verdacht aufdrängt, sie sei vor dem Journalistinnenbesuch stundenlang geputzt worden. Rösli Huber verneint lachend: «So sieht die Werkstatt jeden Abend aus. Mein Mann gibt sich Mühe, die Staubentwicklung im Haus möglichst klein zu halten. Und für jedes verkaufte Puppenhaus bekomme ich einen Batzen für die trotzdem entstehende zusätzliche Putzarbeit.» Seit die Verwandtschaft mit Spielhäusern versorgt ist, schreinert Josef Huber für den Verkauf. «Mir geht es nicht ums Geld verdienen, sondern ich möchte weiter schreinern können. Da steckt mein Herzblut und ganz viel Präzision drin», informiert er, während er ausgesägte Fensteröffnungen einer Puppenhauswand mit der Feile glättet. An den Wänden reihen sich Handwerkzeuge, und die kleine Werkstatt ist ausserdem mit Fräse, Bohrmaschine, Gehrungs- und Stichsäge sowie einer Standbohrmaschine ausgerüstet.

Josef Huber
Sein grösstes Puppenhaus nennt der Hobbyhandwerker sein «Bundesverwaltungsgericht». Bei eingeschalteter Beleuchtung, sieht man möblierte Sitzungszimmer.

80 Stunden pro Bauernhaus

Nun informiert der Hobbyschreiner über seinen Zeitaufwand: «Für ein Puppenhaus brauche ich rund 30 Stunden, und an einer Spielscheune bin ich etwa 80 Stunden beschäftigt.» Hin und wieder stellt er seine Puppenhäuser aus, zum Beispiel an Weihnachts- oder Ostermärkten. Die Auskunft über seine tiefen Preise erstaunt: 250 Franken für ein Puppenhaus, 490 Franken für eine Spielscheune – bei einem Materialpreis von etwa 200 Franken für die Scheune. Das ergibt nur einen winzig kleinen Stundenlohn, doch dazu sagt Josef Huber: «Ich muss doch verkaufen, damit ich wieder Platz bekomme und weiter schreinern und zimmern kann.» Bereits 25 Stück habe er verkauft, fügt er hinzu. Als die Fensteröffnungen fertig gefeilt und mit Sandpapier geglättet sind, legt Josef Huber die Wände beiseite. Er zeigt an einem fertig zusammengesetzten Puppenhaus einen weiteren Arbeitsschritt. Mit einem Pinsel in der Hand erklärt er: «Meine ersten Puppenhäuser dunkelten sehr schnell nach. Deshalb imprägniere ich nun jedes fertige Stück mit Arbosan. So ist das Holz vor UV-Licht geschützt und bleibt schön hell.» Nach dem Einblick in die Werkstatt lädt Rösli Huber zu Kaffee und selbstgebackenem Kuchen ein, und in gemütlicher Runde erzählt das Ehepaar über Hobbys und Vergangenheit.

Josef Huber
Für eine Spielscheune wendet der Hobbyschreiner rund 80 Arbeitsstunden auf.

Ein Bauer ohne Hof

Josef Huber wuchs auf einem Bauernhof in Rupperswil auf und lernte Landwirt. Doch in Ermangelung eines Hofs sattelte er nach einigen Jahren um. Als der Logistikchef der Zeitung «Die Ostschweiz» schliesslich mit 60 Jahren in die Frühpensionierung ging, musste sein Schaffensdrang neue Tätigkeitsfelder finden. Nachdem der Garten perfektioniert und ein grosser Teil des Estrichs ausgebaut waren, verwirklichte Josef Huber seinen schon lange gehegten Traum – eine Eisenbahnanlage im Dachzimmer zu installieren. Sechs Jahre lang baute er daran, und die grosse Anlage auf zwei Ebenen nimmt mittlerweile 20 Quadratmeter in Anspruch. 17 Züge können durch die zwei Miniaturlandschaften rollen. Ausserdem betreute das Ehepaar während rund zehn Jahren regelmässig Enkelkinder, denn die dreifachen Eltern sind siebenfache Grosseltern. Vor acht Jahren bekam Josef Huber Lust auf eine neue Herausforderung: Puppenhäuser und Spielscheunen zu bauen. Von seinem Sohn, einem Zimmermann, erlernte der tatkräftige Senior viele Kniffe der Holzbearbeitung. Nun konnte er mit fachmännischem Geschick loslegen. Aus Fichtenholzplatten fertigte er zunächst Spielhäuser für seine Enkel und entwickelte diese dann immer weiter. Er lernte ständig dazu und liess Rückmeldungen der Kinder in seine Konstruktionspläne einfliessen.

Josef Huber
Alle Öffnungen und Ausschnitte feilt und schleift Josef Huber glatt.

Per Zug zum Gericht

Nach dem Kuchenschmaus und diesen Erzählungen ist klar: Jetzt soll noch die Modelleisenbahnanlage im Dachzimmer besichtigt werden. Sie ist sehr gross und eindrucksvoll und lässt bestimmt die Herzen aller «Bähnler» höher schlagen. Dazwischen steht ein Puppenhaus der Superlative. «Dieses Gebäude nenne ich mein Bundesverwaltungsgericht», erklärt Josef Huber mit einem Augenzwinkern und drückt auf einen Lichtschalter an der Wand. Da gehen im Innern des viergeschossigen Gebäudes überall die Lichter an, und man sieht möblierte Sitzungszimmer durch die Fensteröffnungen – ein spektakulärer Anblick. Spätestens jetzt ist klar: Josef Huber braucht das Schreinern und Basteln wie die Luft zum Atmen. Und so werden wohl noch viele Puppenhäuser, Spielscheunen und andere hübsche Sachen in seiner Werkstatt entstehen.

Weitere Informationen über Josef Hubers Puppenhäuser: 071 311 29 27 oder E-Mail:jorohuber@bluewin.ch

Josef Huber
Vor dem Bau von Puppenhäusern erstellte der Bastler eine Modelleisenbahnanlage mit 17 Zügen. Dies ist nur die untere Ebene.

 

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