Lean Farming: Das Potenzial der Mitarbeiter erkennen

Bei Lean Farming stehen in erster Linie gut organisierte Arbeitsabläufe und effizient genutzte Ressourcen auf dem Betrieb im Vordergrund. Eine der wichtigsten Ressourcen auf einem Betrieb sind die Mitarbeiterinnen, die Lehrlinge oder die Wochenend- und Ferienaushilfen. Oft wird ihr Potenzial nicht effizient genutzt.

Das Erkennen ungenutzter Kompetenzen von Mitarbeitern ist die vierte der acht Typen von Verschwendung, auf die Lean Farming abzielt. Es ist eine Verschwendung, wenn Mitarbeiter nicht nach ihrer Meinung und Verbesserungsvorschlägen gefragt werden. Sie kennen ihre Arbeitsabläufe am besten und sehen das Optimierungspotenzial, um diese noch effizienter zu gestalten. Aber wenn diese Erfahrungen nicht abgeholt werden und nie ans Licht kommen, ist dies verschwendetes Potenzial.

Umsetzung einer Idee eines Mitarbeiters: Material für Dreipunkt und Frontlader. Bild: Christian Manser, LZSG
Umsetzung einer Idee eines Mitarbeiters: Material für Dreipunkt und Frontlader. Bild: Christian Manser, LZSG

Präzise Einführung

Es ist wichtig, neue Mitarbeiter, Aushilfen und Lehrlinge nicht von Beginn an zu überfordern, indem man ihnen die gesamte Verantwortung für einen Arbeitsbereich übergibt. Gerade Lehrlinge brauchen zu Beginn ihre Zeit, um sich auf die vielen Veränderungen einzustellen. Umso bedeutender ist es, neue Arbeitskräfte mit einer gezielten Strategie einzuarbeiten. Auf einem Betrieb mit vielen unterschiedlichen Betriebszweigen macht es wenig Sinn, in der ersten Woche alle Arbeiten zu zeigen und bereits zu delegieren. Für einen Betriebsleiter sind alle Arbeitsschritte logisch und klar. Ein neuer Mitarbeiter muss sich zuerst an die Philosophie und die Arbeitsweise auf einem Betrieb gewöhnen. Eine gezielte Einführung in die verschiedenen Arbeitsschritte ist deshalb sinnvoll.

Es ist wichtig, neue Mitarbeiter, Aushilfen und Lehrlinge nicht von Beginn an zu überfordern.

Es gilt bei jeder Einführung in eine Arbeit: im ersten Schritt die Arbeit zeigen, beim zweiten Mal erklären, weshalb man die Arbeit auf diesem Betrieb so macht, und beim dritten Mal die Arbeit vom neuen Mitarbeiter selbstständig ausführen lassen. Dadurch erhält ein Mitarbeiter die nötige Sicherheit und Kompetenz und versteht den Arbeitsablauf sowie die Gedanken dahinter. Sobald die Arbeit korrekt erledigt wird, kann dann der Verantwortungsbereich ausgebaut werden.

Stärken erkennen

Auf einem Landwirtschaftsbetrieb stehen oft unterschiedliche Tätigkeiten an. In jedem Betrieb gibt es verschiedene Aufgabenbereiche und Kompetenzen. Es lohnt sich, Angestellte nach ihren Stärken gezielt in den unterschiedlichen Arbeiten einzusetzen. Diese gilt es als Betriebsleiter zu erkennen respektive im regelmässigen Austausch mit dem Personal abzuholen. Dies erhöht die Qualität der ausgeführten Arbeit, die Motivation der Mitarbeiter und schlussendlich auch die Produktivität auf einem Betrieb. Wenn die Arbeiten zuverlässig erledigt werden, kann ein Mitarbeiter mehr Verantwortung übernehmen. So kann beispielsweise ein Mitarbeiter mit der Zeit den Teil Kälberversorgung, Melken oder gar Spezialbereiche wie die Klauenpflege vollständig übernehmen. Zusätzlich können seine Stärken und Interessen durch Weiterbildungen gefördert werden.

Meinung der Mitarbeiter

Jede Person auf dem Betrieb hat einen anderen Blick auf die Arbeitsweise und die geleistete Arbeit. Meist fällt es leichter, mühsame Arbeitsweisen und ineffiziente Arbeitsschritte auf einem fremden Betrieb zu erkennen. Dies bietet die Chance, die Betriebsblindheit zu durchbrechen. Jeder Mitarbeiter hat zu jedem Arbeitsablauf eine Meinung und sieht Optimierungsmöglichkeiten.

Durch wöchentliche Besprechungen können ideenreiche Lösungen umgesetzt werden.

Durch wöchentliche Besprechungen mit Notizen – beispielsweise am Küchentisch oder gar am Whiteboard im Stall – können Meinungen diskutiert und ideenreiche Lösungen umgesetzt werden. Standardisierte Besprechungen fördern den Austausch und sorgen für klare und einfache Arbeitsabläufe. Dies erhöht letztlich nicht nur die Arbeitseffizienz, sondern steigert auch das Selbstbewusstsein sowie die Motivation einer Arbeitskraft.

Talente erkennen

Gute Arbeitskräfte sind auch in einem landwirtschaftlichen Betrieb die wichtigste Ressource. Gut eingearbeitet, gezielt eingesetzt und offen für kritische Rückmeldungen können Lehrlinge, Mitarbeiter und Aushilfen den Betrieb weiterbringen und dazu beitragen, Arbeitsabläufe stetig zu optimieren.

 

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Was ist Lean Farming?

Lean Farming setzt auf die Minimierung von Verschwendung, um Kosten und Fehlerquellen zu reduzieren und wertschöpfende Tätigkeiten zu erhöhen. In einer achtteiligen Serie werden die acht Typen der Verschwendung vorgestellt. Im März 2024 finden zwei Kurse mit spannenden Lösungsansätzen zu mehr Arbeitseffizienz auf dem Landwirtschaftsbetrieb mit der Gründerin von Lean Farming, Susanne Pejstrup (DK), statt. Der Kurs wird wahlweise am Donnerstag, 14. März, oder Freitag, 15. März, am Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen in Flawil durchgeführt. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Anmeldungen können per Mail an lzsg.flawil@sg.ch oder unter der Nummer 058 228 24 70 erfolgen. pd.

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