Renzo Blumenthal über die Tier & Technik, Innovation und Hofnachfolge
Der 48-jährige Renzo Blumenthal stellt seine preisgekrönte Kuh Berna an der Tier & Technik 2025 aus. Der Landwirt aus dem bündnerischen Vella spricht im Interview über die Bedeutung der Messe für ihn persönlich, seine Lieblingskuh und über Hofübergaben.
Herr Blumenthal, Sie haben die Tier & Technik bereits mehrmals besucht. Würden Sie sich als «Tier & Technik-Gänger» bezeichnen?
Renzo Blumenthal: Definitiv. Ich bin schon seit Jahren Stammgast, sei es als Besucher oder als Werbeträger für Ausstellende. Die Messe hat eine besondere Bedeutung für mich. Eine meiner schönsten Erinnerungen war, als letztes Jahr meine Kuh Berna im Rahmen der IGBS-Show Vize-Grand-Champion wurde.
Das Fokusthema der diesjährigen Tier & Technik ist «Hof sucht Nachfolge – gemeinsam Zukunft gestalten». Gibt es bei Ihnen bereits Pläne für eine Hofübergabe?
Blumenthal: Ich finde das Thema super, denn das Thema beschäftigt die Landwirtschaft. Eine Hofübergabe ist ein grosser Schritt im Leben von allen Beteiligten. Es ist wichtig, sich früh damit zu beschäftigen und miteinander über die Zukunft zu sprechen. Mein 16-jähriger Sohn ist gerade in der Ausbildung zum Landwirt und er zeigt grosses Interesse. Eine Hofübernahme ist aber noch nicht spruchreif – er soll erst die Welt erkunden und Erfahrungen sammeln. Für mich ist wichtig, dass er Freude am Bauerndasein behält, wie ich damals. Wir sind ein Generationenbetrieb: Mein Vater hat den Hof von seinem Vater übernommen, und ich habe ihn von meinem Vater vor etwa 15 Jahren übernommen. Es wäre schön, diese Tradition fortzusetzen.
Wie haben Sie selbst die Hofübernahme erlebt? Was lief gut, und was würden Sie heute anders machen?
Blumenthal: Die Hofübernahme war eine anstrengende Zeit, verlief aber ziemlich reibungslos. Wir zogen zur Unterstützung einen Betriebsberater bei, der alle Daten aufnahm und den Wert schätzte. Es gab untereinander keine Streitigkeiten, denn wir haben offen miteinander geredet. Für mich war beispielsweise schon im Kindesalter klar, dass ich Landwirt werden will und den Hof übernehmen möchte – für meine Brüder war es kein Thema. Ich rate allen, in dieser Situation offen über die eigenen Bedürfnisse zu sprechen. Das ist wichtig, um Uneinigkeiten aus dem Weg zu räumen.
Die Tier & Technik bietet auch Raum für Innovationen, beispielsweise mit der Sonderschau «Farming von morgen». Welche Rolle spielt Innovation auf Ihrem Hof?
Blumenthal: Innovationen sind enorm wichtig. Ich dachte lange, irgendwann sei der Fortschritt ausgereizt, aber es gibt immer wieder neue Entwicklungen – das ist Wahnsinn. Wir nutzen auf unserem Hof Melkroboter, Futter- und Getränkeautomaten sowie modernste Techniken zur Unkrautbekämpfung. Diese Technologien steigern die Effizienz – die Belastung für den Betriebsleiter bleibt aber trotzdem hoch.
Kommen wir zu Ihrer preisgekrönten Kuh Berna, die auch an die Tier & Technik 2025 kommt. Sie wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem bei der Braunvieh-Europameisterschaft. Was bedeutet Ihnen dieser Erfolg?
Blumenthal: Das war eine riesige Genugtuung und ganz grosses Kino. Man arbeitet jahrelang darauf hin und plötzlich ist da dieser eine Moment, in dem alles aufgeht. Ich muss betonen, dass Berna ein echtes Ausnahmetalent ist. Normalerweise verlieren Kühe mit dem Alter an Kraft und Schönheit, aber sie wird immer besser. Mein persönliches Highlight war nicht die Europameisterschaft, sondern der Sieg an der Swiss Classic 2024 in Brunegg. Berna hat in allen Kategorien abgesahnt trotz stärkerer Konkurrenz. Das macht Freude und ist als Züchter eines der schönsten Erlebnisse.

Weshalb ist es Ihnen wichtig, Berna an der IGBS-Night zu präsentieren?
Blumenthal: Die IGBS-Night ist eine prestigeträchtige Schau, an der nicht nur das Aussehen, sondern auch die Leistungsdaten der Tiere bewertet werden. Berna wurde letztes Jahr Vize-Champion, und ich hoffe, dass wir ihre Erfolgsserie fortsetzen können.
Abschliessend: Was möchten Sie den Besuchenden der Tier & Technik mitgeben?
Blumenthal: Ich empfehle allen, die Messe zu besuchen. Es gibt viel zu entdecken, und die Gespräche mit Gleichgesinnten sind immer bereichernd. Ich freue mich jetzt schon auf die Tier & Technik, besonders auf den Braunviehtag. Es ist ein besonderer Ort, an dem man auf Augenhöhe miteinander spricht und die Leistungen anderer anerkennt.
Grosse Tier & Technik-Beilage in der Printausgabe 7 vom 14. Februar 2025: Hier geht’s zum Archiv.
Der «St.Galler Bauer» ist ebenfalls an der Tier & Technik. Mehr Infos dazu gibt es hier.