Bundesratskandidat Ritter sprach an der Versammlung der Bauern Region Wil
Trotz seiner getakteten Tage hatte sich Bundesratskandidat Markus Ritter die Zeit genommen, an der Hauptversammlung 2025 der Landwirtschaftlichen Vereinigung Region Wil zu reden. Diese hat mit Thomas Hollenstein einen neuen Präsidenten bekommen.

Viele hatten nicht daran geglaubt, dass der Präsident des Schweizer Bauernverbandes (SBV) an die regionale Versammlung kommen würde, nachdem er jetzt Bundesratskandidat ist. Als die Einladung an die Mitglieder versandt worden war, war die Kandidatur von Markus Ritter noch nicht bekannt gewesen. Doch er kam. Der einzige Sonderwunsch: Er wollte vor der eigentlichen Versammlung reden, weil er am nächsten Tag zur Sicherheitsprüfung antreten musste. Und in gewohnt energiegeladener Manier und frei von der Leber weg erzählte er von der aufregenden und strengen Zeit, in der er steckt und die noch mindestens bis zur Wahl vom 12. März dauern wird.
Ritters volles Programm
«Ich wollte bis 2028 Präsident des Schweizer Bauernverbandes bleiben, weil ich in meiner Aufgabe glücklich bin, doch dann ist das Unerwartete eingetroffen und alle möglichen Bundesratskandidatinnen und -kandidaten haben abgesagt. Es gab niemanden mehr», reflektierte Markus Ritter. Der kurzfristige Rücktritt von Bundesrätin Viola Amherd habe in der Mitte-Fraktion und der Partei Hektik ausgelöst. «Die Landwirtschaft ist immer da gewesen, wenn das Land uns gebraucht hat, und deshalb stehe ich auch jetzt hin. Für das Land und für die Armee», sagte er. Er berichtete, wie sich die letzten Tage für ihn abgespielt haben. Täglich drei Interviews, Vorbereitung auf die Hearings, Zusammenarbeit mit dem PR-Berater, Französischunterricht – «damit ich lerne, fliessender zu sprechen; verstehen tue ich die Sprache gut» – und einen umfassenden medizinischen Check. «Das müssen Sie mal machen, ich bin noch nie so untersucht worden», sagte er und hatte die Lacher auf sicher. Er weiss, wie er die Bauern unterhalten kann. Dann informierte er, was alles beim SBV in die Wege geleitet worden ist, um bei einer allfälligen Wahl einen Nachfolger zu wählen. «Wir werden mehr Kandidaten haben als für den Bundesrat.»
Die Wertschöpfung steigern
Markus Ritter verriet auch etwas von seinen Strategien und seiner Arbeitsweise. «Ist das Ross gesund und funktioniert es, wollen alle aufsitzen. Man verlässt das Haus erst, wenn es aufgeräumt ist.» Man müsse sich überlegen, wohin man wolle, und von da aus retour denken und fertig denken und alles mit einbeziehen. Er kam schliesslich auf politische Themen zu sprechen. Auf die Agrarpolitik 2030, bei der die höhere Wertschöpfung der Betriebe im Fokus stehen müsse. Mit einem Marktpaket und der Vereinfachung des Direktzahlungssystems soll dies erreicht werden. Matchentscheidend seien die Wahlen 2027, um die Interessen der Landwirtschaft zu vertreten. Das Raumplanungsgesetz und das Bundesbudget waren weitere Themen, und schliesslich beantwortete er alle Fragen aus der Versammlung. Ob man ihn denn als Bundesrat wie bisher direkt anrufen könne, wollte ein Landwirt wissen. «Ich will den Menschen zuhören. Als Bundesrat muss man für die Menschen da sein, also sollen sie sich auch direkt an mich wenden können. Ich brauche kritische Menschen um mich herum und nicht solche, die mich gut finden. So kann ich jeden Tag besser werden.»

Hollenstein ist neuer Präsident
Christof Signer hat sich flexibel gezeigt und begann die eigentliche Hauptversammlung nach 21 Uhr. Es war gleichzeitig seine letzte. Der Verein kennt eine Amtszeitbeschränkung, und so trat er nach acht Jahren zurück. «Ich hatte zuerst den Bammel, aber inzwischen habe ich viele wertvolle und interessante Erfahrungen gemacht, und so empfehle ich allen jungen Bauern, sich zu engagieren», sagte er zum Abschluss. In seinem letzten Jahresbericht ging er auf die Wetterbedingungen des letzten Jahres ein, auf die Tiergesundheit, den Wolf, politische Themen, die die Landwirtschaft berührten, und blickte auf das laufende Jahr. «Es ist entscheidend, dass wir als Landwirte zeigen, wie wichtig eine nachhaltige, innovative und wirtschaftlich tragfähige Landwirtschaft für die gesamte Bevölkerung ist.» Seine Nachfolge tritt Thomas Hollenstein an. Er war bereits im Vorstand. Für ihn wurde Sven Menzi aus Niederbüren gewählt. Vorstandsmitglied Philipp Schönenberger, auch Mitglied des Vorstands des St. Galler Bauernverbands, berichtete davon, was den kantonalen Verband umtreibt. In erster Linie sind es die Fragen rund um die PFAS. Vieles sei noch offen und bedürfe der Abklärung. Die Blauzungenkrankheit war ein weiteres Thema, dann die Ammoniakreduktion, die Öffentlichkeitsarbeit und die soziale Absicherung der Partnerin oder des Partners, die oder der im Betrieb mitarbeitet. Schliesslich stellte sich Ruedi Thomann aus Valens als einziger Kandidat für das Präsidium des St. Galler Bauernverbandes und als Nachfolger von Peter Nüesch vor.
