Junglandwirtehöck zum oft emotionalen Thema Hofübergabe
Rund 100 Junglandwirtinnen und Junglandwirte nahmen Anfang April 2025 am Junglandwirtehöck teil. Gastgeber war der Betrieb von Thomas und Heidi Eberhard in Ernetschwil. Im Fokus des Abends stand das Thema Hofübernahme – ein komplexer, oft emotionaler Prozess.

Am Donnerstagabend, 3. April, trafen sich rund 100 Junglandwirte und Interessierte zum jährlichen Höck der Junglandwirtekommission (Jula) auf dem Betrieb von Thomas und Heidi Eberhard in Ernetschwil. Der Anlass kombinierte Fachwissen mit Erfahrungsaustausch und Praxisnähe.
Zum Einstieg stand ein Betriebsrundgang auf dem Programm. Thomas Eberhard führt den Hof gemeinsam mit seiner Frau Heidi und einem Lehrling. Die Hauptbetriebszweige sind die Milchviehhaltung und die Pouletmast. Seit Mai 2024 ist der neue Laufstall mit Melkroboter, automatischer Fütterung und Hochboxen in Betrieb. Auf allen Dachflächen sind Photovoltaikanlagen installiert. Die Besucher erhielten spannende Einblicke in die Betriebsstrategie und in die technischen Einrichtungen, welche den Alltag auf dem Hof erleichtern.
Zehn Jahre vorher beginnen
Im ersten Fachreferat legte Marina Bachmann, Lehrerin und Beraterin am Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen, den Fokus auf die vielschichtigen Aspekte einer gelungenen Hofübergabe. Diese müsse idealerweise rund zehn Jahre vor dem geplanten Termin vorbereitet werden. Dabei gehe es nicht nur um Zahlen, sondern auch um persönliche Fragen: «Bin ich bereit? Möchte ich diesen Weg wirklich gehen?»
Bachmann betonte, wie wichtig eine offene und frühzeitige Kommunikation innerhalb der Familie sei. Die Übergabe sei ein emotionaler Prozess für beide Generationen. Umso wichtiger sei eine neutrale Begleitung, um Spannungen zu entschärfen und tragfähige Lösungen zu finden.
Auch rechtliche und finanzielle Fragen müssten frühzeitig geklärt werden. Von Investitionen über Steuerfragen bis hin zur Vorsorgeplanung. «Nur mit Weitsicht bleibt man auch nach der Übergabe zahlungsfähig», so Bachmann.

Wohnen, Rollen, Versicherungen
Im zweiten Teil ihres Referats richtete Bachmann den Blick auf die Zeit nach der Hofübergabe. Dabei ging es um die zukünftige Rollenverteilung im Betrieb, die Organisation der Arbeit, Lohnregelungen und Versicherungsfragen. Sie betonte, dass mit einer Betriebsübergabe stets Veränderungen einhergehen, sowohl im Alltag als auch in der Verantwortung. Diese Veränderungen müssten bewusst angegangen und gemeinsam innerhalb der Familie gestaltet werden. «Jede Hofübergabe bringt Anpassungen mit sich. Umso wichtiger ist es, diese klar zu besprechen und fair zu regeln», so ihr Appell an das Publikum.

Stolpersteine vermeiden
Im zweiten Referat des Abends sprach Martin Goldenberger, Leiter Agriexpert, über die rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Hofübergabe. Das Bodenrecht spiele dabei eine zentrale Rolle, sei aber komplex und nicht immer leicht verständlich. Er erläuterte unter anderem, wie Nebenerwerbe, Solaranlagen oder Rückkaufsrechte in die Bewertung einfliessen, und zeigte auf, dass rund 95 Prozent der Landwirtschaftsbetriebe in der Schweiz Einzelunternehmen sind, mit entsprechenden Konsequenzen für die Übergabe.
Besonders heikel seien Pflichtteilverletzungen. Wenn bei der Hofübergabe etwa der Ertragswert nicht eingehalten oder das Inventar falsch bewertet werde, könne dies zu juristischen Problemen führen, auch noch Jahre später. Ergänzungsleistungen könnten im Erbfall gekürzt werden. «Darum ist es zentral, die Anrechnungspreise sauber zu analysieren und korrekt zu dokumentieren.»
Ein gelungener Abend
Der Jula-Höck bot eine wertvolle Plattform für Information und Austausch. Die beiden Fachreferate wurden von den Teilnehmenden genauso geschätzt wie der praxisnahe Einblick in einen modernen Betrieb. Der grosse Aufmarsch zeigt: Das Thema Hofübergabe bewegt und betrifft. Gut, wenn man sich frühzeitig damit auseinandersetzt.