Wildbienen fördern mit Sandlinsen und Nisthilfen
Wildbienen leisten unverzichtbare Bestäubungsarbeit – doch viele Arten sind bedroht. Ein Kurs des Landwirtschaftlichen Zentrums St. Gallen (LZSG) und von Bienen Schweiz zeigte, wie Wildbienen konkret gefördert werden können. Von der richtigen Bauweise eines Wildbienenhauses bis zur Anlage einer Sandlinse: Die Teilnehmenden erhielten fundiertes Wissen und packten selbst mit an.

Den Kurs «Förderung der Bestäubungsleistung» leiteten Daniela Paul und Barbara Beck-Wörner von der Fachstelle Pflanzenbau/Umwelt vom Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen (LZSG) und Marius Fischer von Bienen Schweiz. Zu Beginn fragten sie nach der Motivation der Teilnehmenden, den Kurs zu besuchen. Das Feld zeigte sich breit: neue Nisthilfen aufstellen, mehr über Zusammenhänge erfahren, Umgebungsarbeiten wildbienenfreundlicher vornehmen, im Garten für mehr Biodiversität sorgen, mehr über Wildbienen erfahren, lernen, wie man eine Sandlinse bauen oder den Sandkasten zu einer solchen umwandeln kann. Alle kamen an diesem Nachmittag auf ihre Kosten, auch wenn das Gebiet der Wildbienen riesig ist. Weltweit gibt es rund 20 000 Arten; in der Schweiz immerhin rund 600 und eine Art Honigbiene. Am Schluss verrieten alle, welches Projekt sie an ihrem Arbeitsort oder im privaten Garten umsetzen wollen. Die Wildbienen wird es freuen.
Zusammenhänge sehen
Woran erkennt man, dass Bienen schlafen, wie sammeln sie Pollen, wo verstauen sie ihn und wo und wie legen sie ihre Eier ab, wie lange leben sie, wie überwintert die Brut? Die Kursleiterinnen und der Kursleiter liess die Teilnehmenden in die faszinierende Welt der Wildbienen eintauchen. Sie informierten über ihre Lebensweise und ihren Lebensraum.

Im Umkreis bis maximal 300 Meter müssen Nistplätze, Nahrung und Baumaterial vorhanden sein, denn für einen weiteren Flug reicht die Energie nicht und die Brut würde darunter leiden. Pollen und Nektar sollte möglichst von einheimischen Pflanzen vorhanden sein. Viele Bienen haben sich auf eine Pflanze spezialisiert. «Bereits kleine Strukturen sind nützlich und auch die Landwirtschaft sollte Strukturen schaffen, die möglichst über Jahre hinweg erhalten bleiben», sagte Barbara Beck-Wörner. Viele stellen ein Bienenhotel in ihren Garten oder auf den Balkon. Sie können nützlich sein, sofern sie richtig gebaut und die Nahrung und das Baumaterial in der Umgebung vorhanden sind. Später erfuhren die Teilnehmenden draussen, wie ein optimales Wildbienenhaus gebaut wird. 70 Prozent der Wildbienen nisten allerdings in der Erde und deshalb galt das zukünftige Projekt Sandlinse am Schluss als Favorit.
Praktische Arbeit
Draussen teilten sich die Kursteilnehmenden in drei Gruppen auf. Bei Marius Fischer musste kräftig angepackt werden. Vor dem Schulgebäude war bereits eine Grube ausgehoben worden. Da sich der Boden natürlicherweise als durchlässig erwies, mussten keine Steine hineingesetzt werden. Zyklonsand oder ungewaschener Schlemmsand mit einem kleinen Anteil Lehm eignet sich am besten für die Sandlinse, die letztlich einen halben Meter tief sein sollte, weil die Wildbienen ihre Gänge ebenso tief graben. Und so schaufelten die Teilnehmenden Sand in die Grube, stampften ihn fest und erfuhren nebenbei, wie die Grube mit Steinen oder Totholz umrandet werden kann, um das Wachstum von Gras zu behindern. Am Posten bei Daniela Paul gab es bereits eine Sandlinse, die Löcher von Bienen aufwies, die jedoch noch sorgfältig gejätet werden musste. Grössere Grasbüschel sollten allerdings nur geschnitten werden und gejätet möglichst nur im Winter.
Barbara Beck-Wörner nahm das Wildbienenhaus des LZSG unter die Lupe. «Es lohnt sich, Elemente zu erneuern, es sind zu wenige Hohlräume gefüllt», stellte sie fest. Im Holz sollte es keine Risse haben und die Hohlräume wie Bohrungen, Halme oder hohle Äste sollten zwischen zwei und neun Millimeter gross sein. Die Scherenbienenart etwa bevorzugt Hohlräume von zwei, die Rostrote Mauerbiene von acht Millimetern Grösse. Alle Hohlräume sollten an einem Ende geschlossen sein, stabile Wände und saubere Eingänge haben, damit sich die Wildbienen nicht ihre Flügel verletzen. Solche und weitere Informationen bekamen die Kursteilnehmenden, bevor sie selber zum Bohrer griffen. Egal, welche Strukturen für Wildbienen man wählt oder zur Verfügung stellen will, sie sollten auch gepflegt oder erneuert werden. Das Beobachten gehört zur Förderung der nützlichen Insekten.

Weniger wegräumen
Die Wildbienen sind in Gefahr, doch der Mensch ist auf sie und andere Insekten für die Bestäubung von Nahrungsmitteln angewiesen. «Der Verlust von Lebensraum, die Verminderung von Blütenangebot und Nistgelegenheiten sind die Hauptursachen für die Gefährdung», sagte Marius Fischer, nachdem alle wieder im Seminarraum Platz genommen hatten. Er informierte, wie Bienen Schweiz die Blühflächenförderung unterstützt. Informationen dazu gibt es auf floris.bienen.ch.
Weniger machen ist oft mehr. Auf- und wegräumen ist kontraproduktiv. Stengel kann man im Herbst stehen lassen, Totholz und Morschholz sind für einige Wildbienen ideal, auch offene Bodenstellen und Sandhaufen brauchen sie. Brachen und Säume mit unregelmässigen Wuchshöhen sind wertvoll. Wichtig für die Vermehrung ist ein grosses, vielfältiges und kontinuierliches Blühangebot in der Nähe der Nistgelegenheiten.
