Ryterland Henau: Vom Bauernhof zum Reitstall
Mathias Schibli und Bruno Fuchs sind Betriebsinhaber des Reit-, Pensions- und Ausbildungsstalles «Ryterland» in Henau und führen diesen mit Erfolg. Seit ihrer Jugendzeit sind sie befreundet und vor 15 Jahren haben sie ihr gemeinsames Hobby zu ihrem Beruf gemacht.

Der Nebel hüllt die Gegend in graues Licht und erweist sich an diesem Herbstnachmittag als hartnäckig. Ein paar Pferde stehen gelassen auf dem Paddock (eingezäunter Auslauf), einige strecken zur Begrüssung ihre Köpfe aus den Boxen. Mathias Schibli und Bruno Fuchs holen zwei Pferde aus dem Stall und bringen sie nach draussen. Das glänzende Pferdefell ist nicht zu übersehen. Es erstrahlt in vollem Glanz, obwohl die Sonne den Weg durch die dicke Nebeldecke nicht findet. Mathias Schibli und Bruno Fuchs sind Betriebsinhaber des Reit-, Pensions- und Ausbildungsstalles «Ryterland» in Henau. Die beiden haben sich durch das Reiten in ihren Jugendjahren kennengelernt und ihr gemeinsames Hobby zum Beruf gemacht. Für Mathias Schibli stand fest, dass er das Ryterland nicht alleine übernehmen und führen möchte. Er wollte aber nicht irgendjemanden als Partner suchen. Für ihn kam nur Bruno Fuchs infrage. Die beiden verbindet nicht nur die Leidenschaft zu den Pferden, sondern auch eine langjährige Freundschaft. Vor 15 Jahren haben sie das Reitzentrum in Henau von Vater Hans Schibli übernommen.

Aus Gillhof wird Ryterland
«Mein Vater Hans übernahm den Bauernhof Gillhof im Jahr 1978 von meinem Grossvater Ernst», erklärt Mathias Schibli. Der Landwirtschaftsbetrieb umfasste damals rund sieben Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche, dazu kamen acht Hektaren Pachtland. Der Betriebsschwerpunkt lag auf der Munimast. Hans Schibli ist gelernter Landwirt, war im Militär bei den Dragonern und liess sich später zum Amateur-Reitlehrer ausbilden. Da ihm dann das Pachtland gekündigt wurde und es keine Möglichkeit gab, anderes zu bekommen, hat er die Munimast aufgegeben und auf Pferde umgestellt. Den Kuhstall liess er zum Pferdestall umbauen. 1984 hat er die Meisterprüfung zum eidgenössisch diplomierten Reitlehrer absolviert. Aus dem Gillhof wurde später das Ryterland. Obwohl er das Pensionsalter noch nicht erreicht hatte, übergab Hans Schibli das Reitzentrum am 1. Oktober 2009 seinen Nachfolgern. «Auch ich konnte den Bauernhof meines Vaters in jungen Jahren übernehmen. Ich war damals 25-jährig. Da ich wusste, dass Mathias und Bruno das nötige Rüstzeug mitbrachten, konnte ich das Ryterland mit gutem Gewissen übergeben. Es war die optimale Lösung zum richtigen Zeitpunkt. Mich freut es, dass die beiden den Betrieb seit der Übernahme so erfolgreich führen», sagt Hans Schibli auf telefonische Anfrage.
Spezialisten mit Fachausweis
Der 43-jährige Betriebsinhaber Mathias Schibli ist gelernter Konstrukteur im Maschinenbau. Betriebsinhaber Bruno Fuchs stammt aus einer Käserfamilie und ist im thurgauischen Wuppenau ebenfalls mit Pferden aufgewachsen. Er ist 45 Jahre alt und hat Elektromonteur gelernt. Beide liessen sich zu Pferdespezialisten mit eidgenössischem Fachausweis ausbilden. Während ihrer Schulzeit haben sie das Reiterbrevet (die erste offizielle Prüfung in der Karriere des Reiters) auf dem damaligen Gillhof absolviert. Bruno Fuchs lacht und sagt: «Damals habe ich mir gedacht, wenn Schibli die Brevetprüfung besteht, dann schaffe ich es auch.» Beide haben auf Anhieb bestanden.

Der Pferdestall wurde vor zehn Jahren bis auf die Grundmauern abgebrochen und neu aufgebaut – mit tierschutzgerechten Boxen, die einen permanent zugänglichen Auslauf bieten. Im Ryterland, das eine Aktiengesellschaft ist, sind 50 Pferde untergebracht. «Zehn Pferde gehören der Firma, die 40 weiteren sind Pensions- und Ausbildungspferde», erklärt Bruno Fuchs. Das Ryterland-Team besteht nebst den beiden Betriebsinhabern aus drei Pferdefachpersonen in Ausbildung, einer Praktikantin, einem Hofmitarbeiter sowie zwei Teilzeitangestellten als Reitschulverantwortliche und als weiterer Hofmitarbeiter. Zum Reitzentrum gehören acht Hektaren Wiesland, davon sind zwei Hektaren Weiden für den Auslauf. Auf den restlichen Wiesen wird Heulage als Futter für die Pferde produziert. Heulage ist eine gute Alternative zu Silage, da sie weniger sauer und somit besser für Pferde geeignet ist. Alles weitere Futter, wie Heu und Stroh, werden zugekauft.
Hygiene vermeidet Krankheiten
Pferdekrankheiten hätten im Vergleich zu früher nicht zugenommen. An Pferdesportveranstaltungen, bei denen viele Pferde zusammenkommen, wäre es möglich, Krankheiten allenfalls zu übertragen und zu verbreiten. Bei Pferdeherpes spreche man zum Beispiel von einer sogenannten Tröpfcheninfektion, die von infizierten Pferden auf gesunde übertragen werden könnte. Hygiene im Stall und auf Turnieren sei eine wichtige Voraussetzung für die Gesundheit der Pferde. Zum Beschlag komme der Hufschmied alle sechs bis acht Wochen vorbei. Durch das Hufwachstum müssen die Hufeisen dann erneuert werden. Mittlerweile sei der Trend des Barhufs festzustellen, des Hufs ohne Eisen. Grundsätzlich könne jedes Pferd barhuf laufen und bei besonderer Beanspruchung durch Hufschuhe geschützt werden. «Unsere Pferde tragen alle Hufeisen», sagt Mathias Schibli. Für Pferde, die in unebenem Gelände geritten werden, seien Hufeisen sinnvoll. Die Hufrehe, eine Entzündung der Huflederhaut, ist eine schmerzhafte Erkrankung und werde oft durch falsche Fütterung oder Stoffwechselstörungen verursacht. Die Strahlfäule ist eine bakterielle Erkrankung des Hufes. Ursache seien oftmals mangelnde Stallhygiene und ungenügende Hufpflege.
Artgerechte Pferdehaltung
Reiten sei immer noch ein Traum vieler Mädchen. Auf den ersten Blick scheint der Reitsport auch Frauensache zu sein. «Wir haben rund 50 Reitschüler, davon sind etwa 90 Prozent Mädchen», sagt Bruno Fuchs. Doch im Leistungssport überwiege der Männeranteil, denn Reiten sei ein strenges Hobby, bei dem auch mal Schweisstropfen laufen können. «Zu einem Pferd kann eine Beziehung aufgebaut werden. Man gibt ihm viel, bekommt aber auch viel zurück», sind sich die beiden innovativen Pferdespezialisten einig. Es gebe auch pferdegestütztes Coaching für Führungskräfte oder heilpädagogisches Reiten, welches das Ryterland aber nicht anbietet, weil es dafür speziell geschultes Personal bräuchte. Heute sei eine zunehmende Tendenz festzustellen, Pferde zu vermenschlichen, beispielsweise durch Zusatzstoffe, die in rauen Mengen im Internet erhältlich seien. «Kein Pferd wird besser durch die Verabreichung von Pulvern, sondern nur durch das Reiten», gibt Mathias Schibli zu bedenken.
Ein Pferd sollte artgerecht gehalten werden. Dazu gehöre tägliche Bewegung, tiergerechte Fütterung und Beschäftigung sowie Sozialkontakt zu Artgenossen. Helm, Rückenschutz und sicheres Schuhwerk seien beim Reiten wichtig. Doch die beste Sicherheitsausrüstung sei eine gute Ausbildung und der Respekt vor dem Pferd. Viele Verletzungen würden im Umgang mit Pferden geschehen durch Unwissenheit oder routinebedingter Unvorsichtigkeit. In Henau und Umgebung gibt es keine Vorschrift, dass Reiterinnen und Reiter die Hinterlassenschaft ihrer Pferde aufnehmen und beseitigen müssen. Doch vom Ryterland-Team wird es gemacht. «Mindestens viermal wöchentlich gehen wir mit unserem Golf-Caddy auf den Hauptstrecken auf Bollentour und nehmen den Pferdemist zusammen. Wir machen dies aus Goodwill, um allfälligen Konflikten mit Fussgängern vorzubeugen», erklärt Bruno Fuchs. Früher sei der Pferdemist als Champignon-Dünger verwendet worden, heute werde er zu Kompostierstellen gebracht.
«Obwohl wir an 365 Tagen im Jahr unsere Dienstleistungen anbieten, die auch regelmässig unter anderem vom Veterinäramt kontrolliert werden, ist unsere Freude an den Pferden ungebrochen. Wir brauchen unsere Pferde», sind sich die beiden einig. Wie heisst es doch so schön? Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde (Zitat von Friedrich von Bodenstedt).
