Varroaresistente Bienenzucht sucht Mitstreiter

Der Imkerverein «Bienen Werdenberg» hat ein Projekt lanciert, mit dem Ziel, Bienen zu züchten, die eine Resistenz gegenüber Varroamilben aufweisen. Nun sucht man weitere Mitstreiter in den umliegenden Vereinen.

Vereinsmitglieder helfen beim Auszählen der Varroamilben, um resistente Völker zu finden. Bilder: Lorenz Huber
Vereinsmitglieder helfen beim Auszählen der Varroamilben, um resistente Völker zu finden. Bilder: Lorenz Huber

Inspiriert durch einen Vortrag des Luxemburger Berufsimkers Paul Jungels, kam im Werdenberger Imkerverein ebenfalls die Idee auf, die Honigbiene durch Zucht so weiterzuentwickeln, dass sich die Varroamilbe in den Völkern nicht mehr vermehren kann. Ziel ist es, eine Varroa-resistente Biene zu züchten. Die Milbe «Varroa destructor» schädigt die Bienenbrut und macht sie anfällig für andere Brutkrankheiten und Missbildungen. An hochgradigem Varroa-Befall können ganze Bienenvölker eingehen. Deshalb werden in der gängigen Imkerpraxis die Völker mit Säuren behandelt, welche die Varroamilben abtöten. Beispielsweise wird Ameisen- und Oxalsäure eingesetzt. Allerdings möchte man in der Imkerei vom Einsatz solcher Varroa-Bekämpfungsmittel wegkommen.

Flächendeckender Teameffort

Bienen Werdenberg hat deshalb als Trägerverein das Projekt «Resistente Bienen» ins Leben gerufen. Mit im Projektteam sind mit Lorenz Huber, Hans Oppliger, Hans-Peter Hagmann und Max Meinherz sehr erfahrene Imker der Region. Die Projektgruppe hat sich verschiedene Ziele gesetzt. So sollen die Bienen trotz Varroa-Resistenz vital und produktiv sein und die Züchtung rassenunabhängig erfolgen. Die genetische Vielfalt der regionalen Bienen soll möglichst breit erhalten bleiben. Bis ins Jahr 2036 will das Team bei einer Mehrheit der Völker keine Varroa-Bekämpfungsmittel mehr einsetzen müssen. Auch die Nachbarsektionen sollen sich am Projekt beteiligen und wurden deshalb zu einem Informationsabend ins Landwirtschaftliche Zentrum Salez eingeladen.

So sieht ein Protokoll des Auszählens der Varroamilben eines Bienenvolkes aus.
So sieht ein Protokoll des Auszählens der Varroamilben eines Bienenvolkes aus.

Bestimmtes Hygieneverhalten

Um durch Zucht resistente Bienen zu erhalten, müssen die Völker nach einem Merkmal selektiert werden können. Dieses Merkmal muss erblich und kontrollierbar sein und natürlich wirksam gegen die Varroamilbe. Ein solches Merkmal wurde 1995 durch drei amerikanische Forscher gefunden. Es nennt sich Varroa-sensitive Hygiene, kurz VSH. Bestimmte Bienenvölker erkennen in der Brut die weiblichen Milben, die sich vermehren, und entfernen diese Maden. So unterbinden sie die Fortpflanzung der Milben im Volk und gelten deshalb als resistent. «Um dieses Merkmal in einem Volk zu finden, braucht man lediglich eine Taschenlampe, eine Pinzette und eine Lupe», erklärt Berufsimker Lorenz Huber. Die Projektgruppe hat bereits auf vier Standorten rund 50 Völker auf VSH untersucht. Dabei wurden bei jedem dieser Bienenvölker 100 bis 200 verdeckelte Brutzellen geöffnet. So konnte man feststellen, ob und wie viele fortpflanzungsfähige Varroamilben sich darin befanden. Von diesen 50 Völkern erhielt man von 36 Völkern aussagekräftige Resultate und fand tatsächlich in drei Völkern das Merkmal VSH. Mit diesen drei Völkern, welche offenbar Fähigkeiten zeigen, die Varroamilbe in den Zellen der Bienenbrut zu erkennen und diese zu entfernen, hat man nun bereits Königinnen gezüchtet. Der Anfang ist also gemacht. Mit diesen vorzeigbaren Erfolgen versucht das Projektteam, auch die Nachbarvereine ins Boot zu holen. Wenn weitere Linien mit VSH gefunden werden, kann dies zur Vermeidung von Inzucht beitragen. Ausserdem ist natürlich das Ziel, die resistenten Bienen flächendeckend weiterzuzüchten. Die Vertreter des Liechtensteiner Imkervereins, des Bienenzüchtervereins Sarganserland, des Imkervereins Unterrheintal und des Bienenzüchtervereins Oberrheintal engagierten sich nach dem Informationsteil dann auch bereits in einer angeregten Diskussion.

Auf nationaler und internationaler Ebene gibt es bereits Projekte, die auf die Varroa-Resistenz durch VSH züchten. «Im Kanton St. Gallen sind wir aber die Ersten», sagt Hans-Peter Hagmann, der auch Präsident des kantonalen Imkerverbandes St. Gallen-Appenzell ist.

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