Minipigs – die gewitzten Feinschmecker
Schweine haben zu Unrecht den Ruf, schmutzig zu sein: «Schweine sind reinliche, intelligente und lernfähige Tiere», weiss Gaby Zimmermann aus fast 30-jähriger Erfahrung mit ihren Minipigs. Voraussetzung ist aber, dass sie genug Platz, Beschäftigungsmöglichkeit und soziale Kontakte haben.
Gaby Zimmermann kam vor bald 30 Jahren auf die Minipigs, als sie nach einer Alternative zum Mähen der Pfarrwiese suchte.Angefangen hat alles damit, dass Gaby Zimmermann zusammen mit der Kirchenvorsteherschaft im Jahr 1997 Toni Bühlmann zum 25-jährigen Priesterjubiläum zwei Minipigs schenkte. Zur Kirche in Romanshorn, bei der beide damals tätig waren, gehört ein grosser Pfarrgarten mit Wiese, die immer gemäht werden musste. Auf der Suche nach anderen Möglichkeiten kam Gaby Zimmermann auf die Idee mit den Minipigs. Dabei dachte sie auch an Bühlmanns Namensvetter, den heiligen Antonius, Schutzpatron der Bauern und Nutztiere. Dieser wird oft zusammen mit einem Schwein dargestellt. Der damalige Messmer war Schreiner und zimmerte zusammen mit einem Kollegen ein «Hüttli» als Schlafstätte für die Säuli. Im Gegensatz zu Schafen sind Minipigs viel pflegeleichter. Schafe muss man scheren und die Klauen schneiden. Minipigs sind auch soziale Wesen. Sie leben gerne in Familienbanden zusammen. Wenn ein neues Tier in die Gruppe kommt, muss es zuerst etwas separat gehalten werden, mit Sichtkontakt zu den anderen Tieren, bis es in die Gruppe integriert wird. Bis 2010 gesellten sich im Pfarrhausgarten weitere Minipigs zur Gruppe, auch zur Freude von Spaziergängern. Dann, mit der Pensionierung von Toni Bühlmann, suchten er und Gaby Zimmermann eine geeignete Bleibe, wohin sie auch ihre Tiere mitnehmen konnten.

Bauernhof in Kesswil
Etwas abseits vom Dorfeingang von Dozwil nach Kesswil kommend, ist der kleine Hof gelegen, auf welchem Gaby Zimmermann und Toni Bühlmann ihren Ruhestand geniessen. Ein Gartenzaun umrandet Wiesen, Bäume, Sträucher und ein Wäldchen. Schweizer Hühner und ein Güggel scharren nach Würmern und irgendwo sind die Minipigs unterwegs: «Die Schweine pflegen das Gelände, es wird selten gemäht», sagt Gaby Zimmermann und streckt den Schweinen, die zutraulich näherkommen, ein paar Apfelschnitze hin. Das mögen sie, aber auch Gras fressen sie gerne und wählerisch. Löwenzahn gibt es keinen mehr auf der Wiese. Dieser wurde bis auf den letzten Strunk alles abgefressen. Den giftigen Hahnenfuss hingegen lassen die Feinschmecker stehen. Am Morgen bekommen die Schweine etwas Getreidemehl und am Abend Wollschweinfutter. Sonst aber suchen sie sich ihr Futter selber auf den Wiesen. Etwas Rüstabfälle bekommen sie ebenfalls, aber da müsse man wissen, was den Tieren zuträglich sei. Fremde Personen sollten die Tiere deshalb auch nicht füttern. Schokolade zum Beispiel sei Gift für sie. Abends suchen die Minipigs ihr Schlafgemach selber auf. Bevor sie durch die Luke im alten Stall hineingehen, erledigen sie noch ihr Geschäft im Freien. Ihre Schlafstätte im Stroh ist reinlich. Wenn die Tiere doch einmal nachts müssen, erledigen sie ihr Geschäft immer am gleichen Ort neben dem Schlafplatz.

Kleines Paradies
«Besonders zu Coronazeiten genossen wir unseren Rückzugsort, die Oase im Grünen», schwärmt Gaby Zimmermann. Die Hochstammbäume, welche Tony Bühlmann setzte und pflegt, sind schon ziemlich gewachsen. An Baumstämmen reiben die Schweine sich sauber, nachdem sie sich im Schlammloch im Wäldchen suhlten. Abkühlung im Wasser brauchen die Tiere, weil sie nicht schwitzen können. Äste und anderes Beschäftigungsmaterial finden sie auch im Gelände. Die 18-jährigen Karo und Jacki sowie die elfjährigen Pinto und Benno hören auf ihre Namen, wenn sie gerufen werden. Ihre Mutter, die 21-jährige Nera, ruht sich im Stroh im Stall aus. Die alte Dame mag nicht mehr immer hinausgehen und Nachwuchs gibt es auch keinen mehr. Die fünf Schweine sind noch die einzigen in der Wohngemeinschaft Zimmermann-Bühlmann. Früher habe sie noch ab und zu ein Tier angenommen, das umständehalber irgendwo untergebracht werden musste, sagt Gaby Zimmermann. Nachdem sie jetzt erlebt habe, wie alt Minipigs werden können, lasse sie noch die fünf ihren Lebensabend geniessen und nehme keine weiteren Tiere mehr auf. Denn sie selbst sei auch nicht mehr die Jüngste. Sie wolle nicht, dass die Tiere sie überleben und dann irgendwo unter schwierigen Umständen platziert werden müssen.
Die Minipigs von Gaby Zimmermann teilen sich ihr Reich mit einigen Schweizer Hühnern.
Serie Schweinerassen
In der Serie Schweinerassen berichtet der «St. Galler Bauer» in loser Folge über Schweinerassen, die im Einzugsgebiet gezüchtet und gehalten werden. Den Anfang macht in dieser Ausgabe Gaby Zimmermann. Sie hält Minipigs.