Moderhinke: Warum die Sanierung oft scheitert – und was hilft
Seit dem 1. Oktober 2024 läuft die schweizweite Bekämpfung der Moderhinke bei den Schafen. Erfreulicherweise erhalten drei Viertel der Betriebe bei der Erstbeprobung ein negatives Ergebnis. Bei dem Viertel der Betriebe, die von Moderhinke betroffen sind, werden die Herausforderungen der Sanierung sichtbar.
Leider klappt die Moderhinkesanierung nicht immer auf Anhieb. Deren Erfolg ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Die Veterinärdienste St. Gallen und beider Appenzell haben mehrere Schafhaltungen besucht, bei welchen die Sanierung nicht erfolgreich war. Darauf wird hier näher eingegangen.
Auch eine Hygieneerkrankung
Moderhinke ist eine Herdenerkrankung. Deshalb ist es wichtig, dass alle Schafe in die Sanierung einbezogen werden. Das heisst auch Schafe, die klinisch unauffällig sind. Da auch Ziegen den Erreger der Moderhinke tragen und verschleppen können, müssen sie mitbehandelt werden, wenn sie mit Schafen gemeinsam gehalten werden.
Da die Moderhinke über infizierte Klauen, Klauenreste, Mist und verseuchte Böden übertragen wird, muss der Betriebshygiene und der Biosicherheit höchste Beachtung geschenkt werden.
Fokus auf den Klauenschnitt
Ein korrekter Klauenschnitt ist von grosser Bedeutung. Bei Tieren mit Moderhinke muss das losgelöste Horn schonend, aber komplett entfernt werden. Durch diesen wichtigen Schritt können Luft (Moderhinkebakterien mögen keinen Sauerstoff) und das Desinfektionsmittel alle erkrankten Bereiche erreichen und die Bakterien abtöten. Allen Schafhaltenden wird ein Klauenpflegekurs oder der Austausch mit in der Klauenpflege erfahrenen Schafhaltenden dringend empfohlen. Bei den Besuchen haben die Veterinärdienste festgestellt, dass viele Schafhaltende ein falsches Verständnis der Klauengesundheit haben und den Klauenschnitt nicht korrekt durchgeführt haben.
Das Moderhinkebakterium überlebt ausserhalb des Klauenhorns nur kurze Zeit. Auch in nassen und sumpfigen Wiesen kann es nur wenige Wochen infektiös bleiben. Hingegen kann es im Klauenhorn von chronisch infizierten Schafen und in abgeschnittenem Klauenhorn lange überleben. Das abgeschnittene Klauenmaterial ist deshalb über den Hauskehricht zu entsorgen. Schwer erkrankte Schafe ohne Heilungschancen oder therapieresistente Tiere sollten ausgemerzt werden.
Häufiges Klauenbad
Nach dem korrekten Klauenschnitt erfolgt für die ganze Herde ein Klauenbad. Während der Sanierung müssen alle Schafe zweimal pro Woche während mindestens zehn Minuten im Klauenbad gebadet werden. Das Desinfektionsmittel muss den Kronsaum bedecken, ein Flüssigkeitsspiegel von mindestens sechs Zentimetern wird empfohlen. Die Vorreinigung der Klaue mit Wasser oder manuelles Entfernen von Dreck, wenn vor dem Bad kein Klauenschnitt erfolgte, erhöht die Wirksamkeit des Klauenbads. Für eine bessere Einwirkung der Badelösung sollen die Tiere nach dem Bad für eine Stunde auf einem befestigten Platz stehen. Treibgänge und Warteräume sind nach jedem Gebrauch zu reinigen.
Die erfolgreiche Sanierung auf mehreren Betrieben zeigt: Das derzeit zugelassene Bademittel für die Behandlung von Moderhinke ist wirksam. Die Behandlung ist aber zeitaufwendig und fehleranfällig. Die durchschnittliche Behandlungsdauer wird mit zwölf Klauenbädern (zweimal wöchentlich während sechs Wochen) angegeben. Stark infizierte Betriebe müssen aber deutlich länger behandeln. Wie lange, das hängt von den klinischen Symptomen der Schafe ab. Die Badelösung muss für jedes Bad neu angesetzt werden. Sie kann nicht stehen gelassen und mehrfach verwendet werden. Das Desinfektionsmittel muss zwar kühl, aber vor Frost geschützt gelagert werden, sonst verliert es seine Wirkung. Im Winter kann die Lösung mit warmem Wasser angesetzt werden. Die empfohlene Dosierung für Schafe ist zu beachten.
Geeignete Infrastruktur
Für den Klauenschnitt, das Klauenbad und das Abtrocknen nach dem Bad sind befestigte Plätze notwendig. Für eine Sanierung während der Stallhaltungsperiode ist der Stall zu Sanierungsbeginn vollständig auszumisten, danach zu reinigen und bevorzugt zu desinfizieren. Nach den Folgebädern kann der Stall jeweils frisch eingestreut werden. Kalkeinstreu kann als zusätzliche Massnahme verwendet werden.
Bei der Sanierung während der Weidehaltung müssen die Tiere nach dem Klauenbad auf eine frische Weide verbracht werden, auf der vorher vier Wochen keine Schafe geweidet haben. Auf separate Treibwege ist zu achten. Durch die Einstallung und Haltung der erkrankten Herde auf trockener Einstreu kann die Heilung beschleunigt werden. Eine separate Haltung von erkrankten Tieren hilft, diese intensiver zu therapieren, und nimmt den Erregerdruck aus der Herde.
Ziegen behandeln
Das Moderhinkebakterium kann an Ziegenklauen haften, ohne die bei Schafen typischen Symptome zu verursachen, weshalb Ziegen bei einem positiven Resultat auch unter eine Sperre 1. Grades gestellt werden. Bei gemeinsamer Haltung von Schafen und Ziegen sind auch die Ziegen in die Behandlungen (Klauenschnitt und -bad) einzubeziehen.
*Andrea Steiger, Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen St. Gallen und Veterinäramt beider Appenzell