Das Berufsfeld Landwirtschaft im Wandel

2024 war für die OdA AgriAliForm ein Jahr der Bildungsreformen. Gleich mehrere Ausbildungen in der landwirtschaftlichen Berufsbildung wurden grundlegend überarbeitet – von der Grundbildung über den Agrarpraktiker EBA bis zur höheren Berufsbildung.

Ein junger Gemüsebauer an den SwissSkills. Bild: Jonas Ingold
Ein junger Gemüsebauer an den SwissSkills. Bild: Jonas Ingold

«2024 war das Jahr der Bildungsrevisionen», sagt Petra Sieghart, Leiterin des Sekretariats der OdA AgriAliForm. Die OdA (Organisation der Arbeitswelt) AgriAliForm vereint die nationalen Organisationen aus dem Berufsfeld Landwirtschaft und ist verantwortlich für die Entwicklung und Qualitätssicherung der Ausbildungen in den sogenannten grünen Berufen.

Flexiblere Grundbildung

Besonders weit fortgeschritten ist die Revision der Grundbildung auf EFZ-Stufe. Diese sieht vor, dass beispielsweise bei den Landwirtinnen und Landwirten EFZ künftig Fachrichtungen eingeführt werden. Das ist ein grosser Paradigmenwechsel. «Nach drei Jahren schliesst man ein EFZ in einer Fachrichtung ab und ist in dieser deutlich tiefer ausgebildet als bisher. Dafür ist es etwas weniger breit», erklärt Petra Sieghart. Für Betriebe mit mehreren Betriebszweigen empfiehlt sie, in einem vierten Jahr eine zweite Fachrichtung anzuhängen.

Die neuen Bildungspläne und die Bildungsverordnung wurden Ende 2024 genehmigt und sollen ab dem Schuljahr 2026/27 in Kraft treten. Die Rückmeldungen aus der Vernehmlassung zeigten laut Jahresbericht einen breiten Konsens, insbesondere auch für die Reduktion der Anzahl EFZ-Abschlüsse von sechs auf vier sowie die Einführung der Fachrichtungen bei Landwirtinnen und Weintechnologinnen.

Wie bei allem anderen gelte aber auch hier, «allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann», so Petra Sieghart. Insofern werde es immer einzelne Unzufriedene geben. Was aber zähle, sei das grosse Ganze. «Wir haben sicher die für alle am besten geeignete Lösung gefunden. Das System ist flexibel und man kann in der maximal möglichen Form auf die unterschiedlichen Bedürfnisse eingehen», ist sie überzeugt.

Höhere Berufsbildung

Auch in der höheren Berufsbildung wird reformiert. «Die einzelnen Berufe werden weiterhin eigene Abschlusstitel haben, neu kommt ein Abschluss für die biologische Landwirtschaft dazu», erklärt Petra Sieghart. Grundlage für die Neuausrichtung ist unter anderem eine Umfrage, an der sich fast 1500 Berufsleute beteiligt haben. Ziel ist es, die Anschlussfähigkeit an die neue EFZ-Grundbildung sicherzustellen und zugleich Synergien zu nutzen, etwa durch eine engere Zusammenarbeit mit der biologisch-dynamischen Landwirtschaft.

Erasmus+, SwissSkills und Co.

Besonderes Augenmerk legt die OdA AgriAliForm auch auf die Sichtbarkeit und Mobilität der Berufsleute. Mit der Teilnahme an den SwissSkills oder gar den EuroSkills soll das Berufsbild geschärft werden. «Es ist eine perfekte Gelegenheit, um unsere tollen Berufe einer breiten Öffentlichkeit und unter anderem auch den Schülern, die vor der Berufswahl stehen, zu zeigen», sagt Petra Sieghart.

Ein weiteres Projekt ist der Austausch mit europäischen Betrieben. Im Rahmen von Erasmus+ sind in den letzten Jahren jährlich jeweils rund zehn Lernende nach Irland, Deutschland oder Holland gereist. Eine kleine Zahl, aber mit grosser Wirkung. «Für die, die es gewagt haben, war es ein unvergessliches Erlebnis», sagt Petra Sieghart.

Junge Landwirte können sich künftig schon früh auf bestimmte Fachrichtungen spezialisieren. Bild: Andreas Widmer
Junge Landwirte können sich künftig schon früh auf bestimmte Fachrichtungen spezialisieren. Bild: Andreas Widmer

Neuer Antrag gestellt

Auch wenn ein Folgeprojekt wegen gekürzter Bundesgelder nicht bewilligt wurde, hat die OdA bereits einen neuen Antrag gestellt. «Über den Hag hinauszuschauen ist immer gut. Die jungen Leute können dabei ein anderes Land mit einer anderen Kultur und die Landwirtschaft in diesen Ländern kennenlernen», so Petra Sieghart.

Die landwirtschaftlichen Berufe stossen trotz des schwierigen Umfelds auf stabile Sympathiewerte. Präsident Loïc Bardet betont in seinem letzten Jahresbericht, wie wichtig es sei, ein attraktives Ausbildungsmodell zu bewahren. «Die internationale Instabilität erinnert daran, dass keine Situation endgültig gesichert ist», sagt er.

Dass die Ausbildungen modernisiert und auf neue Bedürfnisse abgestimmt werden, ist ein starkes Zeichen für die Zukunftsfähigkeit der Branche. Es zeigt: Die grüne Berufsbildung ist in Bewegung und bereit, neue Wege zu gehen.

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