Wiesenpflege: Striegeln, eggen oder walzen?
Der Vegetationsbeginn steht vor der Tür. Doch welche Auswirkungen haben die verschiedenen Wiesenpflegegeräte und zu welchem Zeitpunkt werden sie eingesetzt? In diesem Beitrag gibt es eine Übersicht.

Der Striegel kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn es darum geht, totes Pflanzenmaterial und Moos oder andere verfilzenden Pflanzen wie die Gemeine Rispe aus dem Bestand zu entfernen. Auch bei Schneeschimmel wirkt ein Striegel unterstützend, da er das abgestorbene Material wegstriegelt und den Bestand auflockert und belüftet. Von Schneeschimmel befallenes Gras wirkt sich negativ auf die Keimlinge im Boden aus. In Kombination mit dem erhöhten Lichteinfall auf die Pflanzen kann durch das Striegeln ein positiver Nebeneffekt auf die Bestockung erzielt werden.Wenn nach dem Striegeleinsatz viel Pflanzenmaterial auf der Wiese zurückbleibt, sollte dieses, wenn möglich getrocknet, abgetragen werden. Bei grossen Lücken in der Grasnarbe ist eine Nach-, beispielsweise eine Übersaat zu empfehlen, damit eine Verunkrautung des Grasbestands verhindert werden kann. Um bei der Übersaat ein möglichst einheitliches Resultat zu erzielen, wird das Saatgut angewalzt und die folgende Nutzung früh durchgeführt. Dies ermöglicht ein gutes Anwachsen der Samen, schwächt die Konkurrenzkraft der unerwünschten Pflanzen und schafft optimale Lichtverhältnisse für die Keimlinge. Es ist wichtig, nach dem Striegeln drei bis fünf Tage mit dem Walzen zu warten, um das herausgestriegelte Pflanzengut nicht wieder in den Boden zu drücken und ein erneutes Anwachsen zu verhindern.
Einstellung kontrollieren
Während des Arbeitsdurchgangs muss die Einstellung des Striegels regelmässig kontrolliert und angepasst werden. Beispielsweise muss bei stark aufgerissener Grasnarbe langsamer gefahren oder die Zinkeneinstellung verändert werden. Im Normalfall stehen die Zinken senkrecht zur Wiese, bei zu aggressiver Bearbeitung können sie jedoch leicht nach hinten gestellt werden, damit sie sich in einer schleppenden Position befinden. Striegel neigen zu Verstopfungen, das Striegelgut muss daher regelmässig aus den Zinken entfernt werden, um das gewünschte Resultat zu erreichen.
Ein Vorteil des Striegels ist die federnde Wirkung der Zinken. Durch die Federung bleiben sie auch bei Unebenheiten auf der Bodenoberfläche. Dies führt zu einem gleichmässigen Resultat.
Die Wiese eggen
Die Funktion einer Wiesenegge besteht darin, Mäusehaufen auszuebnen, Mistreste zu verzetten und Kuhfladen auf die Fläche zu verteilen.
Auch beim Eggeneinsatz muss das Resultat überprüft werden. Wiederum darf die Grasnarbe nicht zu aggressiv behandelt werden, um negative Effekte zu verhindern. Die Geschwindigkeit der Überfahrt muss an den Bestand und die Bedingungen angepasst werden. Zudem gibt es verschiedene Wieseneggenmodelle auf dem Markt. Diese bewirken unterschiedlich intensive Bearbeitungen. Eine Ringegge schädigt die Wiese beispielsweise weniger als eine Rollegge, wobei diese dafür den Mist besser verzettet und eine intensivere Wirkung auf den Gräserfilz hat. Die Grasnarbe darf während des Eggens nicht durch scharfe Zinken verletzt oder zerstört werden.
Auch das Wetter hat einen Einfluss auf das Resultat. Bei zu nassen Bedingungen kann es zu Verschmierungen des Bodens kommen. Eine Bearbeitung bei Frost und Reif führen zu abgebrochenen Pflanzen. Wenn die Bestände durch Hitze und Trockenheit geschwächt sind, entwickelt sich der Pflanzenbestand langsamer nach dem Eggen.
Wenn das Eggen zu einem ungünstigen Zeitpunkt oder zu intensiv durchgeführt wurde, besteht die Möglichkeit, mit einer Übersaat nachzuhelfen (siehe Abschnitt «Striegeln»).

Mit der Walze übers Feld
Der Boden wird durch das Walzen des Bestandes rückverfestigt und der Bodenschluss wird verbessert. Dadurch steigt die Wasser- und Wärmeleitung im Boden und dieser trocknet weniger schnell aus. Zudem wird der Boden ausgeebnet und die allenfalls vorhandenen Steine werden in den Boden zurückgedrückt. Dadurch wird weniger Schmutz ins Futter gezogen und die Futterqualität steigt. Die Maschinen werden ebenfalls vor Schäden durch Steine geschützt. Unerwünschte Kräuter wie Bärenklau oder Wiesenkerbel können mit einem Walzvorgang zurückgedrängt werden. Das beste Resultat wird erzielt, wenn der Durchgang nach dem ersten Schnitt stattfindet. Die Stängel der Kräuter werden abgeknickt und sterben ab, die Gräser können sich erholen.
Auch beim Walzen müssen einige Faktoren beachtet werden. Die Walze muss genügend schwer sein, um einen Effekt zu zeigen. Ein Gewicht von mindestens 700 Kilo pro Quadratmeter Arbeitsfläche ist zu empfehlen. Dadurch wird das Gewicht der Kombination Zugfahrzeug und Anbaugerät jedoch schwer und der Bodendruck wird hoch. Mit Doppelrädern kann dieser verkleinert werden. Weiter ist ein Einsatz der Walze bei nassem Wetter zu vermeiden. Der Boden ist zwar gleichmässiger auszuebnen, jedoch treten vermehrt Fahrspuren und somit Bodenverdichtungen auf. Weiter kann ein Verschmieren der Bodenoberfläche durch «Schlupf» hinzukommen und sich negativ auswirken. Eine Bodenverdichtung führt zu einer verminderten Ertragsleistung der Wiese. Ist der Boden aber zu trocken, bleibt das Walzen wirkungslos, da sich der Boden nicht gut rückverdichten lässt. Auf eine Walze verzichten sollte man zudem bei Böden mit über 35% Tonanteil, da die Verdichtungsgefahr zu hoch ist. Bei einem zu hohen Pflanzenbestand oder bei Frost brechen die Pflanzen kurz über der Bodenoberfläche ab und das Walzen sollte ebenfalls nicht eingesetzt werden. Der ideale Zeitpunkt zum Walzen ist bei Vegetationsbeginn oder nach einem Schnitt. Um eine gute Wirkung der Walze zu erzielen, sollte nicht schneller als etwa vier Kilometer pro Stunde gefahren werden.

Kosten vergleichen
Die Bearbeitungskosten einer Wiesenpflege stellen sich aus der Arbeitskraft, den Traktorkosten und den Gerätkosten auf. In der aufgeführten Tabelle werden die Kosten der verschiedenen Verfahren exemplarisch mit Werten des Kostenkataloges der Agroscope berechnet. Diese Pauschalen verändern sich je nach Auslastung, Abschreibung und weiteren betriebswirtschaftlich-individuellen Faktoren.
Bei Betrachtung der Tabelle fallen die relativ höheren Preise der schmaleren Geräte auf, da diese im Vergleich zu den breiteren Geräten weniger Maschinenzeit und Arbeitszeit benötigen. Beim Ankauf eines Gerätes ist es wichtig, dass dieses an den Betrieb, die Betriebsstruktur und die vorhandenen Zugfahrzeuge angepasst ist.
Die Kosten der Wiesenpflege sind relativ gering im Vergleich mit Kosten anderer Betriebszweige. Trotzdem muss genau abgeschätzt werden, wann ein Durchgang nötig und richtig ist und wann er entweder keine Veränderung bringt oder sogar schadet.
Fazit zur Pflegeart
Damit das erwünschte Resultat erzielt wird, muss die Einstellung des Gerätes auf den Wiesenbestand und die weiteren Rahmenbedingungen korrekt abgestimmt werden. Die Geräte dürfen keine Schädigungen an den Pflanzen und keine negativen Effekte im Bestand erbringen oder auf den Boden haben. Ein kurzer Pflanzenbestand bei Vegetationsbeginn oder direkt nach der Nutzung eignet sich für die Wiesenpflege am besten.
Bei einer Überfahrt mit einem bodennahen Gerät muss zusätzlich die Fauna berücksichtigt werden. Die Nester verschiedener bodenbrütender Vögel und Reptilien können durch die Wiesenpflege zerstört werden. Es ist daher wichtig, dass beachtet wird, welche Tiere sich auf der Fläche befinden und auf welche Bearbeitung verzichtet werden sollte.
Bei allen drei Verfahren wird die Bestockung gefördert. Eine Überfahrt ohne anderen Grund (beispielsweise Entfilzung, Ausebnung oder Rückverfestigung) lohnt sich aus wirtschaftlicher Sicht allerdings nicht. Die Kosten für die Wiesenpflege sind nicht sehr hoch, jedoch nur sinnvoll investiert, wenn die Geräte gezielt eingesetzt werden.
Es ist zu beachten, dass jede Überfahrt mit dem Traktor über das Feld einen gewissen negativen Einfluss auf den Boden hat. Dazu kommen der Dieselverbrauch und die Maschinenkosten, welche miteinberechnet werden müssen. Der Nutzen einer maschinellen Wiesenpflege muss klar ersichtlich sein.
Ein kostengünstigeres Verfahren zur Bestockung der Gräser ist der Weidegang bei Vegetationsbeginn. Diese Überweidung dauert nur eine kurze, dafür intensive Zeit pro Fläche. Weitere positive Effekte sind die dichte Grasnarbe und die Verdrängung von Doldenblütlern. Bei der Frühlingsweide muss darauf geachtet werden, dass keine Trittschäden auf der Wiese entstehen. Viele Praktiker ersetzen die mechanisierte Wiesenpflege gänzlich durch die Frühlingsweide.
* Landwirtschaftliches Zentrum St. Gallen, Fachstelle Pflanzenbau und Umwelt