Er hält den Rasen für den FCSG perfekt grün

Ivan Bonderer aus Bad Ragaz ist «Head Greenkeeper» im Kybunpark St. Gallen. Rund ums Jahr sorgt er mit seinem Team dafür, dass der Rasen den hohen Ansprüchen des Profifussballs gerecht wird.

Head Greenkeeper Ivan Bonderer im Kybunpark St. Gallen.
Head Greenkeeper Ivan Bonderer im Kybunpark St. Gallen.

«Grüewiss im Herz» lautet der Slogan des ältesten Fussballclubs der Schweiz – des 1879 gegründeten FC St. Gallen. Der Rasen im Stadion spiegelt dies wider und könnte treffend mit «durch und durch grüe under dä Füess» beschrieben werden. Dass dieser Rasen im Kybunpark an 365 Tagen im Jahr so grün bleibt, dafür sorgt unter anderem «Head Greenkeeper» Ivan Bonderer. Er trägt eine grosse Verantwortung, nicht nur für die Rasenanlagen, sondern auch für die beiden Mitarbeiter, Greenkeeper Niklas Höpp und Dominic Bächler.

Ivan Bonderer ist seit 2016 Head Greenkeeper im 2008 erbauten Kybunpark. Der 54-Jährige ist gelernter Plattenleger und wohnt mit seiner Familie in Bad Ragaz. Jeden Tag fährt er von seinem Wohnort zu seinem Arbeitsplatz nach St. Gallen. Dass sich dieser Arbeitsweg lohnt, zeigt sich schnell. «Es ist mein Traumjob, den ich ausüben darf. Er ist aber auch streng.» Der Head Greenkeeper hat eine 100-Prozent-Anstellung, während Niklas Höpp und Dominic Bächler zusammen 160 Stellenprozente belegen. Die drei Rasenpfleger betreuen insgesamt drei Fussballplätze, bestehend aus jenem im Stadion sowie zwei Trainingsplätzen. Das sind insgesamt 24 000 Quadratmeter, denn die Fläche eines Fussballfeldes beträgt 8000 Quadratmeter. Ivan Bonderer bemerkt, dass es dabei nicht nur um das Mähen geht. Hinter der Pflege der Rasenflächen steckt umfangreiches Wissen und viel Erfahrung. Unter anderem spielen die Auswahl der richtigen Gräser, die Beschaffenheit des Bodens, die Düngung und die Bewässerung eine entscheidende Rolle.

Der Rasen im Kybunpark zeigt sich in gepflegtem, frischem Grün.
Der Rasen im Kybunpark zeigt sich in gepflegtem, frischem Grün.

Sich einen Namen gemacht

Ivan Bonderer hat 13 Jahre bei der Gemeinde Bad Ragaz gearbeitet, wo er sich hauptsächlich dem Rasendienst, daneben aber auch dem Werkdienst widmete. Zudem war er für die Pflege und Instandhaltung der Fussballplätze verantwortlich. Obwohl es für diese Tätigkeit eine offizielle Greenkeeper-Ausbildung gibt, eignete sich Ivan Bonderer sein Fachwissen durch Eigeninitiative und praktische Erfahrung an. Er sei damals ins kalte Wasser geworfen worden und habe bereits früh Verantwortung übernommen, da in Bad Ragaz Fussball-Trainingslager stattfinden, bei denen namhafte Clubs wie Borussia Dortmund, der FC Liverpool und auch die schweizerische Nationalmannschaft zu Gast sind. «Eine erstklassige Rasenqualität war mir schon damals äusserst wichtig», sagt er und fügt hinzu: «Es erfüllt mich mit Stolz, dass der FC St. Gallen damals auf mich zugekommen ist und ich mich für die Stelle als Greenkeeper nicht bewerben musste.» Mittlerweile hat Ivan Bonderer einen hervorragenden Ruf, der über die Landesgrenzen hinausreicht.

Der FC St. Gallen im Kybunpark. Bild: zVg.
Der FC St. Gallen im Kybunpark. Bild: zVg.

Die Swiss Football League, die für die Organisation und Leitung des Profifussballs in der Schweiz und in Liechtenstein zuständig ist, überwacht auch die Qualität der Fussballplätze. Im vergangenen Winter wurde der Rasen im Kybunpark von ihr als besten Fussballplatz der Schweiz ausgezeichnet. «Die grösste Herausforderung ist für uns die kalte Jahreszeit. Wir setzen eine Rasenheizung, Lichteinheiten und Wachstumsfolien ein, um die Wärme im Boden zu halten», erzählt er.

900 Kilo Saatgut

Seit 2017 liegt im Kybunpark ein Hybridrasen des Typs «FiberElastic». Ein Hybridrasen ist grundsätzlich ein 100-prozentiger Naturrasen. In der Rasentragschicht sind aber künstliche Fasern eingearbeitet, an denen sich die Wurzeln festsetzen. Das erhöht die Stabilität, Belastbarkeit und Scherfestigkeit des Rasens. Zuvor war das Spielfeld mit einem Naturrasen des Systems Lavaterr als Sportrasenfläche ausgestattet. In der Regel wird der Rasen alle zwei Jahre bis auf eine Höhe von zwei Zentimetern abgefräst. Der Boden aufbereitet und anschliessend neu eingesät. «Für das Stadion werden pro Saison rund 900 Kilo Rasensaat benötigt», erzählt der Head Greenkeeper. Verwendet wird deutsches Weidelgras (Lolium perenne), das schnell keimt und sich rasch etabliert, sowie Wiesenrispen (Poa pratensis), das sich langsamer entwickelt, dafür aber langfristig eine besonders stabile Rasennarbe bildet. Es gibt zahlreiche Untersorten der Gräser. «Ich habe meine eigene Rasensaatmischung zusammengestellt, die optimal auf die Anforderungen des Stadions abgestimmt ist. Gedüngt wird entweder mit Flüssig- oder Granulatdünger, dessen Ausbringung eine entsprechende Fachbewilligung voraussetzt.» Unkraut trete nur selten auf und werde in solchen Fällen manuell ausgestochen. Ein Beispiel für eine ernst zu nehmende Pilzkrankheit sei die Wurzelfäule, auch bekannt als Pythium-Fäule. Sie trete vor allem bei warmem, feuchtem Wetter auf und könne Rasenflächen stark schädigen. Eine weitere häufige Erkrankung sei der Schneeschimmel, der typischerweise im Winter auftritt. «Auf Pilzkrankheiten müssen wir besonders achten. Denn in nur wenigen Stunden kann ein Befall den gesamten Rasen ruinieren», erzählt Ivan Bonderer.

Bodenaufbau im Kybunpark (von unten): Sickerleitung, Schaumglasschotter, Lava, Bodenheizung, Quarz-Lavasand, Rasentragschicht, «FiberElastic».

Um Krankheitserreger zu reduzieren und gezielt zu bekämpfen, komme im Sommer wöchentlich ein UVC-Lichtgerät zum Einsatz, das über den Stadionrasen geführt wird. «Damit keine Krankheiten eingeschleppt werden, ist vor dem Betreten des Rasens eine Desinfektion der Schuhe vorgeschrieben. Das gilt auch für die Spieler. Ebenso werden sämtliche Maschinen vor dem Befahren des Rasens desinfiziert. Kommt es dennoch zu einem Pilzbefall, werden Fungizide gezielt eingesetzt, ausschliesslich im Bedarfsfall und nicht vorbeugend.»

Damit der Rasen im Stadion perfekt geschnitten ist und keine schweren Maschinen Druck auf den Boden ausüben, wird hier nicht einfach mit dem Traktor gemäht. Stattdessen kommen handgeführte Spindel- und Sichelmäher zum Einsatz. Das ist eine aufwendige, aber wirkungsvolle Methode für höchste Schnittqualität. «Zu zweit sind wir damit rund anderthalb Stunden beschäftigt», erklärt er. Während das Stadion je nach Bedarf gemäht wird, sind die Trainingsplätze täglich dran, mit einem der beiden John-Deere-Triplexmäher. Zu betonen sei, dass das Stadion und die Trainingsplätze nahezu ganzjährig benutzt werden, mit lediglich kurzen Pausen im Sommer und Winter. Entsprechend sind die Rasenflächen einer hohen und konstanten Belastung ausgesetzt.

Ivan Bonderer steht neben einem John-Deere-Triplexmäher, der bei der Pflege des Rasens zum Einsatz kommt.
Ivan Bonderer steht neben einem John-Deere-Triplexmäher, der bei der Pflege des Rasens zum Einsatz kommt.

Bewässerung per Smartphone

Hitzeperioden im Sommer stellen eine besondere Herausforderung dar. Während draussen Temperaturen von 28 Grad herrschen, kann es im Stadioninneren bis zu 38 Grad heiss werden. «Ab etwa 25 Grad wächst das Gras kaum noch. Das macht die Rasenpflege besonders anspruchsvoll.» Bewässert wird ausschliesslich in den frühen Morgenstunden. Ivan Bonderer kann die Rasenbewässerung weltweit per Smartphone steuern. Doch während seiner Ferien lasse er das Handy bewusst beiseite. Stattdessen verlasse er sich auf sein Greenkeeper-Team, und dies mit grossem Vertrauen.

Wenn ein Rasenprofi wie Ivan Bonderer Tipps für den privaten Rasen gibt, setzt er auf einfache, aber wirkungsvolle Pflegeschritte. «Der Rasen sollte regelmässig geschnitten werden, idealerweise zweimal pro Woche mit einem Handrasenmäher», empfiehlt er. Auch das Düngen sei von zentraler Bedeutung. Im Frühling, Sommer und Herbst brauche der Rasen Nährstoffe, um kräftig und gesund zu bleiben. Die Herbstdüngung empfiehlt er, Anfang Oktober zu machen, um die Gräser optimal auf die Winterruhe vorzubereiten. Gefragt danach, was einen Plattenleger mit einem Greenkeeper verbindet, sagt der gelernte Plattenleger schmunzelnd: «Es gibt tatsächlich Parallelen. Ein Rollrasen wird ähnlich verlegt wie Bodenfliesen: Bahn für Bahn, schön in Linie. Der Unterschied ist: Plättli sind totes Material, Rasen lebt.»

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