Nachhaltige Weihnachten mit gemieteten Christbäumen
Der «normale» Christbaum hat spätestens im Januar ausgedient und wird entsorgt. Wie wäre es stattdessen, einen Christbaum zu mieten, statt zu kaufen? Diese nachhaltige Lösung bietet Beat Kressibucher aus dem thurgauischen Berg seit sechs Jahren an.

In Reih und Glied stehen die in Töpfen gepflanzten Mietweihnachtsbäume verschiedenster Grössen neben der grossen Scheune des 53-jährigen Thurgauer Christbaummachers und Landwirts Beat Kressibucher aus Berg. Seine prächtigen Nordmanntannen benötigen einzig ein bisschen Wasser, dafür aber weder viel Pflege noch einen Christbaumständer. «Durch die Miete regional erzeugter Weihnachtsbäume unterstützt man die heimischen Forstbetriebe und schont die Umwelt nachhaltig», sagt Kressibucher, der schon seit sechs Jahren Christbäume vermietet. 200 der «Wandertannen» des Thurgauer Baumproduzenten werden dieses Jahr im festlichen Einsatz stehen. Allerdings sei die Nachfrage noch überschaubar, meinte er angesichts der 30’000 Nadelbäume, die auf seinen Plantagen hoch über dem Bodensee wachsen. Nach den Festtagen holt Beat Kressibucher die Bäume wieder ab und wer möchte, kann sich «seinen» Baum dann auch gleich wieder fürs nächste Jahr reservieren.
Durch die Miete regional erzeugter Weihnachtsbäume unterstützt man die heimischen Forstbetriebe und schont die Umwelt nachhaltig.
Idee einer alpinen Baumschule
Die alpine Baumschule Schutz im bündnerischen Filisur vermietete 2013 erstmals in der Schweiz 300 Topf-Christbäume. Und seither habe das Interesse ständig zugenommen, erzählt Geschäftsführer Markus Schutz. «Im vergangenen Jahr waren es bereits 4000, wovon zehn Prozent an die Hotellerie und Gastronomie gingen.» Schutz beliefert mit seinen selbst gezogenen Christbäumen aus dem Albulatal Hotels und Restaurants bis hinauf nach Zermatt. Auch Starkoch Andreas Caminada im Schloss Schauenstein in Fürstenau (GR) gehört zu seiner zufriedenen Kundschaft.
«Der ökologische Gedanke»
«Wir mieten die Weihnachtsbäume für unserer ‹DOCKeins›-Hafenbeiz hauptsächlich aus zwei Gründen bei Beat Kressibucher, sagt Lukas Gmür, Geschäftsführer der Gastronomie- und Eventhalle Presswerk in Arbon am Bodensee. «Einerseits spielt bei uns der ökologische Gedanke eine grosse Rolle. Wir versuchen so nachhaltig wie möglich mit unseren Ressourcen umzugehen. Andererseits wollen wir regional einkaufen. Und dass die Topf-Weihnachtsbäume auch nach den Festtagen noch genauso schön und frisch erstrahlen wie am ersten Tag, empfindet der Gastronom als weiteren grossen Pluspunkt.
«Die Nadeln sind so saftig grün, wie schon lange nicht mehr»
Wie stark sich die Corona-Krise auf den Christbaumverkauf weiter auswirkt, kann man erst nach Weihnachten sagen. In der Hotellerie-Gastronomie und der Eventbranche muss man von weiteren Umsatzeinbussen ausgehen. Es bleibt die Hoffnung, dass dafür die Privathaushalte vermehrt Weihnachtsbäume kaufen oder mieten. Mitte November ging es bei Kressibucher «so richtig los» und die Nadelbäume für die Grossverteiler wurden geschnitten. «Die Bestellungen trudeln herein», sagt er. Aber auch wenn weiterhin eine gewisse Unsicherheit herrscht, über eines freuen sich die Christbaumzüchter heuer besonders: Es gab in diesem Jahr genügend Niederschläge. Beat Kressibucher: «Die Nadeln sind so saftig grün, wie schon lange nicht mehr. Die Bäume haben den Regen bekommen, den sie brauchen. Sie sind gut ernährt. Alles riecht nach Weihnachten und ich bin bereits voll im Christbaumfieber.»

Beat Kressibucher und sein Betrieb
Beat Kressibucher übernahm 1994 den elterlichen Hof in Ast bei Berg im Kanton Thurgau. Dieser umfasst 15 Hektaren Land. Davon sind 6,5 Hektaren Ackerfläche und Wiesen, fünf Hektaren Wald und 3,5 Hektaren Christbäume. Bei 75 Prozent der Bäume handelt es sich um Nordmanntannen, zehn Prozent sind Rottannen, zehn Prozent Weisstannen und fünf Prozent Blautannen.
Mit dieser Anbaufläche und einem Bestand von etwa 30’000 Bäumen zählt Kressibucher zu den mittelgrossen Weihnachtsbaumproduzenten in der Schweiz. Er bewirtschaftet den Hof alleine. Während der Verkaufssaison wird das Team mit Familienmitgliedern und Hilfskräften auf zwölf Personen aufgestockt. Als Haupteinkommen rentiert das Christbaumgeschäft nicht. Beat Kressibucher arbeitet deshalb seit 20 Jahren halbtags als technischer Leiter in einer Klinik in Kreuzlingen. In den arbeitsintensivsten Monaten November und Dezember nimmt er einige Wochen unbezahlte Ferien. uok.