Wie der «St.Galler Bauer» entsteht

Der «St. Galler Bauer» erscheint dieses Jahr im 111. Jahrgang. Seit jeher wurde er in Flawil gedruckt. Zuerst war es die Buchdruckerei Flawil, dann die Druckerei Flawil AG und heute die Galledia. Ein Blick in die Druckerei zeigt, wie viel Arbeit hinter jedem Heft steckt.

Der «St. Galler Bauer» zählt zu den wenigen gedruckten Zeitschriften in der Schweiz, deren Abonnentenzahlen nicht rückläufig sind. Der «St. Galler Bauer» darf sich grosser Beliebtheit erfreuen. Rund 12 700 Leute zählen zu den Abonnenten des «St. Galler Bauer». Etwa 30 davon sind im Ausland zu Hause, einige davon sogar in Australien.

Der Herausgeber des «St. Galler Bauer» ist der St. Galler Bauernverband an der Magdenauerstrasse in Flawil. Dort befindet sich die Redaktion.

Die fertig gedruckten Ausgaben liegen im Postwagen bereit. Bild: Caroline Hug
Die fertig gedruckten Ausgaben liegen im Postwagen bereit. Bild: Caroline Hug

Die Galledia an der Burgauerstrasse in Flawil erledigt für den «St. Galler Bauer» den Abonnentenservice, verwaltet die Inserate, den Verlag und den Druck, gestaltet das Layout und regelt die Versandaufbereitung. Gegen 120 Mitarbeitende zählt die Galledia in Flawil, gesamtschweizerisch in den zwölf verschiedenen Niederlassungen sind es insgesamt 430. Die Galledia ist die grösste Druckerei der Schweiz im Bereich Bogenoffsetdruck.

Bildbearbeitung mit KI

Rund 20 freie Journalistinnen und Journalisten liefern der Redaktion laufend Texte für den «St. Galler Bauer». Dort werden die Texte von den vier Redaktorinnen ins Computersystem eingelesen. Zu diesen Berichten werden im Layout bei der Galledia die zusätzlich übermittelten Bilder platziert und ansprechend verteilt. Anschliessend wird kontrolliert, ob der Text gestalterisch korrekt erscheint. Dann werden die Bilder bearbeitet. Die Bildbearbeitung erfolgt mittels künstlicher Intelligenz (KI). Im Programm sind Prozesse definiert, welche die Bilder von alleine bearbeiten. Nur Bilder, die eine mangelnde Qualität oder eine unstimmige Beleuchtung haben, werden manuell bearbeitet.

Nebst den Berichten für die Zeitschrift werden in der Abteilung Layout auch die Anzeigen gestaltet. Diese Anzeigen werden in einer separaten Abteilung koordiniert und verkauft. Damit der «St. Galler Bauer» bestehen kann, braucht es Inserate, denn sie sind eine wichtige Einnahmequelle.

Volle Konzentration

Im Korrektorat herrscht Konzentration pur. «Einen ganzen Arbeitstag komplett fokussiert sein zu können ist nahezu unmöglich. Koffein, frische Luft und Bewegung helfen uns dabei, möglichst lange konzentriert bleiben zu können», sagt eine Korrektorin der Galledia.

Heutzutage werden die meisten Zeitschriften am Bildschirm gelesen und korrigiert. Nur vereinzelte Aufträge, die man zum Beispiel mit einer Excel-Liste abgleichen muss, werden noch ausgedruckt und dann in der gedruckten Version überarbeitet.

Nicht nur deutschsprachige Magazine werden in der Korrekturabteilung der Galledia durchgelesen. Auch französische, italienische und englische Ausgaben werden dort überarbeitet. Es ist deshalb ein Muss, mindestens eine Fremdsprache zu beherrschen, um im Korrektorat arbeiten zu können. Die Rechtschreibung wird, falls nötig, nach Duden-Empfehlung korrigiert. Eine vollständige Korrektur eines «St. Galler Bauer» dauert mindestens zwölf Stunden.

Excel als Grundlage

Eine weitere Abteilung ist die Aboverwaltung. Dort ist, neben dem Verkauf und der Organisation von Abonnements, die gesamte Adressaufbereitung für die aktuelle Ausgabe stationiert. In einer Excel-Liste werden alle wichtigen Informationen zusammengetragen. Neben der Anzahl Abos werden in der sogenannten Auflagenmeldung auch allfällige Beilagen sowie Belegexemplare für Veranstaltungen erfasst. Diese Excel-Liste ist die Grundlage für die Papierbestellung. Die Liste ist wichtig. Nur was dort steht, wird letztlich produziert.

Kein Papierlager

In der Druckplanung werden die Druckerauslastung sowie der Papierbedarf geplant. Es wird berechnet, welches Heft um welche Zeit auf welcher Maschine in welcher Reihenfolge gedruckt wird. «Wir achten darauf, dass eine Zeitschrift mit einem hellen Farbschema vor einer Zeitschrift mit einem dunklen Farbschema gedruckt wird. So sparen wir Zeit, da wir die Druckmaschine dann nur einmal reinigen müssen, bis wir den nächsten Druckauftrag erledigen können», erläutert der Druckverantwortliche die möglichst effiziente Planung. Ein Papierlager gibt es keines. Das Papier wird laufend geliefert. Wird eine Bestellung bis am Mittag aufgegeben, so trifft das Papier bis 16 Uhr am gleichen Tag ein. Für den «St. Galler Bauer» werden pro Ausgabe rund 2,5 Tonnen Papier gebraucht. Dies variiert je nach Anzahl Seiten der Ausgabe.

Der zuständige Layouter strukturiert die einzelnen Berichte für den «St. Galler Bauer».
Der zuständige Layouter strukturiert die einzelnen Berichte für den «St. Galler Bauer».

Black, Cyan, Magenta, Yellow

Die Galledia arbeitet mit dem Drucksystem «Bogenoffsetdruck». Dies ist ein spezielles Druckvorgehen für Zeitschriften. Am Computer werden die Seiten einer Ausgabe auf grossen Falzbögen verteilt. Es ist immer das Ziel, die Falzbögen voll ausnutzen zu können. Die Seiten werden dem Umfang entsprechend, zum Beispiel nach acht oder 32 Seiten, aufgeteilt. Die Farbstrukturen dieser Falzbögen werden auf eine Metallplatte gedruckt. Pro Bogen gibt es vier Metallplatten in den Grundfarben Black, Cyan, Magenta, Yellow. Diese Metallplatten werden später auf die Falzbögen gepresst. Dieses System nennt man Computer-to-Plate. Aus den Farben Cyan und Yellow entsteht zum Beispiel die Farbe Grün. Die Metallplatten können nur einmal bedruckt werden, werden aber nach dem Druck recycelt.

Druck um Mitternacht

Sobald die Farbpaletten bereit sind, werden die einzelnen Seiten des «St. Galler Bauer» gedruckt. Dies geschieht in der Regel am Dienstag um Mitternacht. In einer 23 Meter langen Druckmaschine wird zuerst die erste Seite eines Falzbogens bedruckt. Nacheinander werden die vier verschiedenen Metallplatten aufs Papier gepresst. In der Mitte der Maschine wird der Bogen einmal gedreht und anschliessend wird auch die Rückseite bedruckt. Nachdem der Druck abgeschlossen ist, werden die Falzbögen zur nächsten Maschine weitergeleitet: zur Falzmaschine. Die Falzbögen werden nach dem ausgewählten Schema gefalzt und anschliessend von einem Roboter auf Paletten gestapelt.

Heft entsteht

Am Donnerstagmorgen werden die einzelnen Stücke auf der Heftmaschine zusammengeheftet. Als Nächstes werden die überschüssigen Ränder abgeschnitten. Die Schnittabfälle, die dabei entstehen, werden direkt in einen Container geleitet und recycelt. Erst jetzt kann im «St. Galler Bauer» wie in einem Heft umgeblättert werden. Die Adressen werden direkt auf den Umschlag gedruckt. Die Hefte sind sortiert nach Gemeinden und werden automatisch in verschieden grossen «Paketen» gebündelt ausgegeben. Ein Mitarbeiter verteilt die Bündel in die vorbereiteten Postwagen. «Wir besitzen diese Maschine erst seit einem Jahr. Seither brauchen wir nur noch zwei Mitarbeitende für diesen Arbeitsschritt. Die eine Person belädt die Maschine mit den einzelnen Falzbögen und die andere verteilt die fertigen Ausgaben auf die Postwagen», erklärt der Verantwortliche den technologischen Fortschritt. Von der Druckmaschine bis zum Postwagen ist der «St. Galler Bauer» circa 16 Stunden in aktiver Produktion. Die Post holt diese Wagen am Donnerstag um 16 Uhr ab und bringt sie in die Verteilzentrale nach Gossau, wo die Ausgaben an die verschiedenen Poststellen zugeteilt werden. Diese sorgen dafür, dass der «St. Galler Bauer» am Freitag pünktlich im Briefkasten liegt.

*Svenja Seelhofer ist Lernende beim St.Galler Bauernverband.

Die Falzbögen werden auf der Heftmaschine nacheinander zusammengeführt.
Die Falzbögen werden auf der Heftmaschine nacheinander zusammengeführt.

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