Starke Niederschläge, grosse Risiken: St. Gallen rüstet sich für Naturgefahren
Naturgefahren nehmen zu – auch im Kanton St. Gallen. An der Delegiertenversammlung der EVP und beim anschliessenden Fachreferat im Feuerwehrzentrum Salez am informierte Roger Moor von der Abteilung Naturgefahren über Risiken in der Region, den Nutzen von Gefahrenkarten und das länderübergreifende Hochwasserschutzprojekt Rhesi.
Die Delegiertenversammlung der EVP fand am 15. März 2025 statt. Mit dem Referat «Naturgefahren – Klimawandel» von Roger Moor erfuhren die zahlreichen Anwesenden einiges über die Arbeit der Abteilung Naturgefahren, die Gefahren in unserer Region sowie über das Projekt Rhesi.
Naturgefahren in unserer Region
Das Referat begann Roger Moor, Projektleiter bei der Abteilung Naturgefahren, Amt für Wasser und Energie, mit einem Überblick über die Hauptgefahren in unserer Region, mit einigen Beispielen aus den vergangenen Jahren. Wasser, Sturz, Rutschung und Lawinen, seien in unserer Gegend die prominentesten Prozesse, wobei die meisten der Schäden durch Hochwasser entstünden.
Gefahrenkarten helfen, Schäden zu vermeiden
«Zehn Prozent der Gefahrenquellen verursachen 90 Prozent der Schäden», erklärte Moor. Deshalb sei es so wichtig, ebendiese zehn Prozent zu erkennen und vorbereitet zu sein. Zu diesem Zweck erstellt die Abteilung Naturgefahren sogenannte Gefahrenkarten, welche die Gefährdung besiedelter Gebiete grafisch darstellen. Im Kanton St. Gallen werden beispielsweise nur 17 Prozent der Gesamtfläche von Gefahrenkarten abgedeckt.
Der diplomierte Erdwissenschaftler Moor beschrieb die Vorgehensweise, mit der eine Gefahrenkarte erstellt wird. Als Erstes werde über die Geologie, Niederschläge und Bodeneigenschaften eines Gebiets recherchiert und die möglichen Gefahrenquellen identifiziert. Daraufhin würden verschiedene Szenarien gebildet und deren Auswirkungen mit Simulationen und Modellierungen analysiert. Daraus liessen sich im Anschluss Intensitätskarten, Fliesstiefenkarten und weitere Darstellungen erstellen und schlussendlich die Gefahrenkarte, welche sich aus der Intensitätskarte und der erwarteten Häufigkeit ergibt.
Das Wichtigste ist die Planung
Die Statistiken zeigen eine deutliche Zunahme heftiger Niederschläge im Kanton St. Gallen seit 1901 und die Prognosen des Dossiers «Klimaszenarien für die Schweiz (2060)» des Bundesamts für Meteorologie und Klimatologie versprechen keine Besserung. «Vermehrte Starkniederschläge fordern eine verlässliche Organisation», so Moor. «Sie vergrössern die Gefahr von Oberflächenabfluss.»
Um bei solch einem Szenario eine verlässliche Organisation gewährleisten zu können, bereite sich die Feuerwehr mit Hilfe von Gefahrenkarten vor. Einsatzplanung sei essenziell, da im Ernstfall oft Minuten zählen würden. Doch nicht nur für die Feuerwehr seien Gefahrenkarten sehr wertvoll. So wurden mit Hilfe der Karten beispielsweise auch einige der «Notfalltreffpunkte» in der Region überarbeitet, um die Zugänglichkeit besser gewährleisten zu können.
Projekt Rhesi
Heute können im Rhein rund 3100 Kubikmeter Wasser pro Sekunde abfliessen. Das entspräche einem Hochwasser, dass statistisch gesehen alle 100 Jahre vorkomme.
Diese Abflusskapazität reiche in unserem dicht besiedelten Gebiet aber nicht. Aufgrund des enormes Schadenpotenzials soll deshalb in Zusammenarbeit mit Österreich das Hochwasserschutzprojekt Rhesi die Abflusskapazität auf 4300 Kubikmeter pro Sekunde erhöhen, was einem 300-jährlichen Hochwasserereignis entspräche. Das Projekt Rhesi könnte sogar diese Menge Wasser im Rhein behalten. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund zwei Milliarden Franken, die je zur Hälfte von der Schweiz und von Österreich getragen werden. Bei einem Grossereignis würde vergleichsweise von Schäden von bis zu 13 Milliarden Franken ausgegangen.
Das Ziel sei aber nicht nur Hochwasserschutz, sondern ebenfalls ökologische Aufwertung.
