«Jodel meets Classic»: Edi Tanner jodelt mit klassischer Musik
Die Bauernfamilie Ruth und Edi Tanner hält Mutterkühe und betreibt einen stattlichen Hofladen. Eine grosse Leidenschaft für den unternehmerischen Appenzeller ist das erfolgreiche Jodeln in verschiedenen Formationen. Sein aktuelles Projekt ist «Jodel meets Classic».

Am Hochzeitsfest von Weltstar Roger Federer trat Edi Tanner mit dem Terzett Säntisjodler auf. An der Viva-Volksmusik-Gala sang er einst ein Medley des bekannten Trios Eugster. Bald stehen die Konzertabende des Jodlerclubs Teufen auf Edi Tanners Vorjodlerprogramm. Und danach geht es Schlag auf Schlag weiter mit der Tournee von «Jodel meets Classic». Dieses aussergewöhnliche Projekt macht dann eine Schweizer Reise und ist auch in der Ostschweiz zu Gast. «Ich mag diese Herausforderungen. Einerseits singe ich sowieso gerne, andererseits gibt dieses Hobby eine erfreuliche Abwechslung zur täglichen Arbeit auf dem Mühltoblerhof», erzählt Tanner.
Grosses Angebot im Hofladen
Seit 2016 betreiben Ruth und Edi Tanner unweit von ihrem Hofgebäude einen florierenden Hofladen. Rindfleisch, Eier, Backwaren und mehr stammen aus eigener Produktion. Das restliche Angebot wird ausschliesslich aus der Region geliefert, was für Tanners entscheidend ist. «Unser Umsatz hat sich zum Glück stetig gesteigert, was der Motivation natürlich schon dient», freuen sich Ruth und Edi Tanner. Ihre siebenköpfige Familie arbeitet gut zusammen und ist massgeblich mitverantwortlich für den Erfolg. In den Zeiten der Pandemie überbordete die Nachfrage beim Mühltoblerhof beinahe. «Da war auch die Kundschaft zum Teil aussergewöhnlich und forderte uns in verschiedenen Bereichen stark. Nach Beruhigung der Lage blieben aber rund ein Drittel der damals neuen Kundschaft unserem Angebot treu.» Ein modernes Zahlungssystem sowie die Regionalität seien ausschlaggebend für den gut laufenden Betriebszweig, erzählen Tanners. 50 Mutterkühe, zwei Stiere und 80 Kälber, zum Teil bestimmt für das Marktsegment Bio-Weide-Beef, leben auf dem Mühltoblerhof. Ein grosser Teil der rund 40 Hektaren Gras wird siliert, der Rest zu Dürrfutter verarbeitet. In den Sommermonaten werden viele Tiere zur Alpung ins Calfeisental und das Engadin verstellt. Einen weiteren Betriebszweig auf dem Mühltoblerhof stellen das Erledigen von Transporten oder Schneeräumungen mit dem Traktor dar.

Mit Gesang aufgewachsen
Das Silvesterchlausen mit Schulkollegen brachte die ersten Erfahrungen mit Gesang bei Edi Tanner. Dieser Tradition blieb der Teufner treu und kurz nach Schulabschluss liess er sich von seiner Mutter zum Mitsingen im Gemischten Chor Niederteufen überreden. «Zäuerli» und Jodellieder gehörten dort nicht zum Repertoire. Trotzdem gefiel es Edi Tanner, mit Gesang Harmonien zu realisieren, und in dieser Zeit formte sich seine Stimme zur Reife. Der Jodlerclub Teufen bemühte sich dann bald erfolgreich um die Mitgliedschaft dieses talentierten Burschen. Als 19-Jähriger übernahm er schon bei den ersten Clubauftritten das Vorjodeln, unterstützt von erfahrenen Jodlern. Die ersten Jodlerfeste kamen. Mit ihnen wurde das Jodelfeuer endgültig entfacht: «Die gemeinsame Leidenschaft der Jodelleute und die wunderbare Stimmung beim spontanen Gesang erfüllen mich heute noch!» 1995 folgte dann der erste Auftritt in einer Kleinformation. Ueli Koller als Duettpartner und Ivo Streule als Handorgelbegleiter gehörten dazu. Daraus entstand bald die Formation Säntisjodler, welche enormen Erfolg hatte.
Auftritt an Federers Hochzeit
Das Jodelterzett gefiel und die Anfragen häuften sich. «Mir gefällt dies sehr. An einem Anlass anderen Menschen mit unserem eingeübten Programm Freude zu bereiten ist für mich eine Erfüllung und verleidet mir nicht», erzählt Tanner. Bis zu 60 Auftritte pro Jahr leisteten die Säntisjodler und konnten bei Weitem nicht alle Anfragen erfüllen. Ein Auftritt mit nachfolgendem Medienansturm bildete jener am Hochzeitsfest von Mirka und Roger Federer. Zuerst die Geheimhaltung und nachfolgend Interviews und Fotosessionen waren da beim Terzett angesagt. «Ein besonderer Höhepunkt bildet für mich der Auftritt bei «Viva Volksmusik». Für die im Publikum anwesenden und mir ein wenig als Vorbild dienenden Gebrüder vom Trio Eugster ein Medley ihrer bekanntesten Melodien zu singen war formidabel.» Ebenso unvergesslich sei der gemeinsame Auftritt mit Bligg und dessen Lied «Rosalie». Grundsätzlich sei bei ihm aber schon der echte Jodelgesang klar an erster Stelle. Kurz vor der Pandemie löste sich dann das Terzett Säntisjodler auf. «Es reute mich schon. Aber wir konnten auch in bester Kameradschaft dieses umfassende Jodelabenteuer abschliessen.» Über all die Jahre blieb Edi Tanner ein gefragter Vorjodler beim Jodlerclub Teufen.

Jodeln mit dem Orchester
Ein Telefonat von Erwin Bertschy gab dann 2022 den Startschuss zu einem neuen Jodelerlebnis. Der Freiburger Organisator von verschiedenen Jodelprojekten stellte eine Truppe mit Jodelstimmen aus der ganzen Schweiz zusammen. «Jodel meets Classic» sollte in der Schweiz für ein Novum sorgen. Ein vierzehnköpfiges Symphonieorchester und 13 Jodelstimmen sollten ein ineinanderfliessendes Konzert einstudieren. Zusammen mit seinem ehemaligen Terzett-Kameraden Ueli Koller sagte Edi Tanner gerne zu. «Die Sache forderte mich dann schon. Ich war es nicht gewohnt, nicht mehr die erste Stimme zu singen. Erst jetzt bemerkte ich, dass dies manchmal recht anspruchsvoll sein kann», so Tanner. Hier sei ihm der Teufner Dirigent Hansueli Hersche zum Glück behilflich gewesen. Das Projekt fuhr einen riesigen Erfolg ein. Das Publikum war begeistert und Fachleute lobten in höchsten Tönen.

Zweite Auflage
Auf den Frühling 2025 hin wurde unter der professionellen Leitung von Emil Wallimann und Peter Künzi nun ein neues Programm von «Jodel meets Classic» einstudiert. Zum Teil neue Kompositionen und Arrangements forderten die Teilnehmer. «So passt es mir. Die Mitjodelnden kommen erstklassig vorbereitet an die Probe und die Sache läuft einfach.» Edi Tanner schätzt das Kennenlernen der anderen Mitwirkenden; das Erleben der gemeinsamen Leidenschaft und das Erfüllen der hohen Ansprüche. Ein wohltuendes Fieber sei es. Ein wunderbares Gefühl, mit Stimmen und einem professionellen Orchester einzigartige Harmonien zu realisieren. «Ja, ich mache dies unheimlich gerne und spüre dabei grosse Zufriedenheit. Es ist überall schön. Aber die zwei kommenden Auftritte in der Ostschweiz, in Mels und in Herisau, freuen mich besonders. Da trifft man viele Bekannte und kann ihnen etwas Ausserordentliches bieten.»
