Hofnachfolge ausserhalb der Familie
Mitte Februar fand in Ganterschwil eine Informationsveranstaltung der Stiftung zur Erhaltung bäuerlicher Familienbetriebe statt. Bäuerinnen und Bauern erhielten Denkanstösse, wie gute Lösungen gefunden werden können, wenn ein Hof nicht innerhalb der Familie weitergeführt wird.
Jakob Vogler, Geschäftsführer der Stiftung zur Erhaltung bäuerlicher Familienbetriebe, sagte an einer Informationsveranstaltung in Ganterschwil, dass in den nächsten zehn Jahren bei 40 Prozent aller Landwirtschaftsbetriebe in der Schweiz ein Generationenwechsel ansteht. Es sei davon auszugehen, dass bei der Hälfte dieser Betriebe keine Nachfolge in der Familie gefunden werde. Dies betreffe nicht nur kleine, sondern auch grosse Landwirtschaftsbetriebe.
Welchen Weg gehen?
Es ist für viele Bäuerinnen und Bauern schwierig, sich vorzustellen, den Hof ausserhalb der Familie weiterzugeben. Die Stiftung zur Erhaltung bäuerlicher Familienbetriebe (gegründet 1985) möchte mit dem Angebot «Hofnachfolge ausserhalb der Familie» einen Beitrag dazu leisten, dass Betriebe nicht aufgelöst respektive parzelliert werden müssen. Sie gewährt auch zinslose Darlehen an Bauernfamilien, ergänzend zu staatlichen Beiträgen und Investitionskrediten.
Auf die Generation 50+ kommen beim Thema Hofnachfolge viele Fragen zu: Wohin wollen wir? Welches ist für uns der richtige Weg? Diese vielfältigen Aspekte erörterte der Treuhänder Christian Zumbühl. Er sagte, dass es wichtig sei, die Schritte der Hofnachfolge als Paar und als Familie frühzeitig anzugehen. Es erfordere einen klaren Fokus, um sich bei den Überlegungen zur Hofnachfolge nicht im Kreise zu drehen. Zu den grundsätzlichen Fragen gehört, ob es vorkaufs- oder zuweisungsberechtigte, verwandte Selbstbewirtschafter gibt, die übernehmen wollen. Wird ein Betrieb trotzdem aufgelöst, ermöglicht dies eine strukturelle Verbesserung. Dabei sollte eine gute Arrondierung direkt angrenzender Betriebe angestrebt werden.
Gute Ausgangslage schaffen
Bei der Verpachtung gelte es zu bedenken, dass Eigentum bestehen bleibt, aber auch die Verantwortung dafür. Es entsteht kein Geldfluss für die Vorsorge aus dem Hof. Beim Verkauf des Betriebs wird die Verantwortung übertragen. Somit kann die Gestaltung des dritten Lebensabschnitts frei geplant werden. Die Pacht mit Baurecht kann ebenfalls eine Option sein, da es für einzelnen Gebäude eine gute Möglichkeit für Pächterinvestitionen bietet.
Ueli Rindlisbacher vom Beratungsteam der Stiftung gab Denkanstösse für Massnahmen für eine gute Ausgangslage, die möglichst fünf bis zehn Jahre vor einer Hofabtretung eingeleitet werden sollten. Wird die Verpachtung in Betracht gezogen, sei es wichtig, alles in einem schriftlichen Vertrag festzuhalten. Der Pachtzins sollte für den Unterhalt, Versicherungen und Abschreibungen von Gebäuden, Einrichtungen und Meliorationen sowie die Verzinsung des Ertragswertes eingesetzt werden. Bei der Verpachtung können Konflikte vermieden werden, wenn die Pächterwohnung über einen separaten Eingang und Nebenräume verfügt. Weiter gab Ueli Rindlisbacher zu bedenken, dass die bewusste Auswahl der Pächterfamilie eine wichtige Rolle spielt, denn es sollte ein Vertrauensverhältnis entstehen.
Wie stark die zwischenmenschlichen und emotionalen Aspekte bei der Hofnachfolge mitspielen, veranschaulichte Stefan Moser, Coach und Berater vom «Aufbruchteam». Vor der Pensionierung und der Tätigkeit im «Aufbruchteam» arbeitete er 34 Jahre als Landwirt. Inzwischen übergab er den Hof seiner Tochter. Für die Wahl der Pächterfamilie empfahl er: «Man sollte sich sympathisch sein und die gleiche Stossrichtung vertreten. Es sollten keine ’stillen‘ Erwartungen gehegt werden, und es gibt nichts, das unwesentlich ist.»
Sich aussprechen hilft
Die Hofübergabe ist ein emotionaler Prozess, der als belastend empfunden werden kann. «Dabei ist es wichtig, mit der Familie, Freunden und allen am Prozess Beteiligten zu sprechen und Probleme nicht zu verdrängen. Wer sich Ängsten und Trauer stellt, erkennt neue Wege und kann alte Lebensmuster verlassen», erklärte Stefan Moser. Er gab zu bedenken, dass sich für die abtretende Generation viele Zukunftsfragen stellen würden. Es sei wichtig, stolz auf das Erreichte zu sein, um zu wissen, was das Lebenswerk, das weitergegeben wird, beinhaltet.
Sich bewusst die Frage zu stellen, ob man nach der Übergabe auf dem Hof mitarbeiten möchte, stellt eine Grundlage für die späteren Verhandlungen dar. Luzia Bucheli vom Beratungsteam der Stiftung informierte über den Ablauf der Übergabe. Dazu sei die Vorbereitung und der Vorentscheid nötig und allenfalls die Inanspruchnahme der Erstberatung auf dem Betrieb. Bei der Auswahl der Nachfolger sollten vertiefte Gespräche mit mehreren Interessenten erfolgen. Die Stiftung führt eine Beratungs- und Vermittlungsstelle. Unter Hofnachfolge.ch erfolgt, unter Wahrung der Diskretion, die Beratung für Hofsuchende sowie die Begleitung des Übergabeprozesses.
